Bei einer Ortsbegehung Groß-Karbens unter Leitung von Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kuhl (SPD) spielte die Parkplatzsituation im Stadtteil eine große Rolle. Verena Kunad-Riederer, die mit vier weiteren Investoren das Degenfeld’sche Schloss erworben hat, gab Einblicke in die Vorstellungen jenseits der Mauern der verlängerten Mühlgasse.
Karben. Zusammen stehen sie vor einer Mauer, welche das Areal des Degenfeld’schen Schlosses von der verlängerten Mühlgasse trennt. Noch. Wenn es nach Stadtrat Otmar Stein (CDU) geht, fahren durch den geplanten Durchbruch künftig die Autos geradeaus in die Verlängerung der Mühlgasse ein, um von dort auf die Hauptstraße in Groß-Karben zu gelangen.
Wenn es nach Wunsch von Verena Kunad-Riederer ginge, bögen die Wagen links ab und kämen über eine Linkskurve entlang der Schlossgartenmauer auf Höhe der Sporthalle im verlängerten Hessenring wieder auf die bereits ausgebaute Straße. Die Straße soll in den nächsten Wochen – nach Magistratsbeschluss – einen Namen erhalten.
Geringerer Aufwand
Noch steht die Mauer. Fest steht indes, dass sie zugunsten einer Durchfahrt für die Fahrzeuge fallen wird. Steins Argument: „Wir werden den Verkehr nicht durch ein Naherholungsgebiet für die Karbener Bürger rollen lassen. Zudem ist es ein geringerer Aufwand, den Durchlass zu einer bereits asphaltierten Straße zu ermöglichen.“ Das Magistratsmitglied sieht die Stadt Karben entgegenkommend gegenüber den Wünschen und Ideen der neuen Schloss-Eigentümer.
Auch wenn es in dieser Angelegenheit wohl kein Vertun mehr geben wird, ist Kunad-Riederer von der Sinnhaftigkeit ihrer Variante überzeugt: „Der Weg ist viel kürzer und zudem breiter.“ Ein bisschen verärgert sei sie schon darüber, dass die Eigentümergemeinschaft rund 70 000 Euro für den Durchbruch, die vorgesehenen Stellplätze und eine Rampe zur Mühlgasse hin bezahlen wird – und dass ihre Wünsche trotz dieses finanziellen Einsatzes kein Gehör finden.
„Wir können allerdings nicht zugunsten einiger weniger Karbener entscheiden und viele andere Anwohner unberücksichtigt lassen“, hält Stein an der Entscheidung der Stadt fest. Fest steht zudem, dass sowohl die 18 Mietparteien im Mehrfamilienhaus des Degenfeld’schen Schlosses wie auch die Bewohner des frisch sanierten Gebäudes – fünf Wohnungen – und Besucher des Schlossmuseums ihre Autos abstellen möchten.
Zudem mangelt es in den engen Gassen etwa während des Gottesdienstes in der nahen Kirche gegenüber an Stellplätzen. Kunad-Riederer deutet auf ehemalige Ställe hinter dem Schloss-Wohnhaus. „Ein Teil davon wird Parkplätzen weichen. Rund neun Einheiten gibt es hier. Im Innenhof des Schloss-Areals wird es weiter Parkmöglichkeiten geben. Links von der ehemaligen DRK-Halle – die in Kürze abgerissen wird – entstehen zum Beispiel Garagen. Ob es einen Gegenverkehr über die Mühlgasse geben wird oder eine Einbahn-Variante über die Burg-Gräfenröder Straße, das steht noch nicht fest.
„Eigentlich blutet mir das Herz, wenn wir diese tolle Halle abreißen“, ist die Architektin ein wenig traurig. Doch das Torhaus zur Straße soll künftig für Veranstaltungen hergerichtet werden. „Das wird ein Traum hier“, schwärmt die Denkmalexpertin. Der asphaltierte Innenhof soll begrünt werden, in den nächsten Jahren eine Gartenanlage mit Wegen, Büschen, Bänken entstehen.
„Wir müssen hier immer einen Kompromiss zwischen Privateigentum, das es nun einmal ist, und dem Interesse der Karbener eingehen“, weiß die Mitinhaberin des ehrwürdigen Karbener Areals. „Das war uns aber allen klar, als wir den Kauf tätigten“, betont die Ökoplan-Inhaberin, „sicher findet sich für alles eine Lösung.“