Nidderau. Nach Tanz der Vampire soll Mitte März Anatevka, die Geschichte einer jüdischen Familie im vorrevolutionären Russland um 1900, in Nidderau auf die Bühne kommen. Leonore Kleff (Musik) und Bernd Hohmann (Regie), die Leiter des Musicals, haben nach den vorangegangenen Musicalprojekten Geschmack an derartigen Inszenierungen mit Laien gefunden. Deshalb proben sie seit vergangenem Oktober an dem neuen Stück.
Und wieder scheint ihnen ein großer Wurf zu gelingen. Denn was die beiden mit ihren Amateuren in der kurzen Zeit auf die Bühne gezaubert haben, veranlasste die wenigen Gäste am Wochenende bei der ersten gemeinsamen Probe immer wieder zu spontanem Applaus.
So stellt sich beispielsweise der Hauptdarsteller Marcel Lutz, ein 24-jähriger Student, schon jetzt als wahrer Glücksgriff für die Rolle des Tevje heraus. Lutz ist ein Laie, der noch nie auf einer Bühne stand. Dennoch besingt er in seinem Solo selbstbewusst die damals herrschende Tradition und stellt dabei die jüdische Gemeinschaft von Anatevka vor.
Aber auch die anderen Darsteller und Musiker sind zu bewundern: Sie fügen mit Ausdauer und Ruhe die Einzelteile des Stücks zusammen. Weil auch bei diesem Musical wieder die unterschiedlichsten Altersgruppen – von sieben bis 70 Jahren – aufeinanderstoßen, sind das Können und die Routine bei den einzelnen Mitwirkenden unterschiedlich ausgeprägt.
Deshalb guckt auch keiner komisch, wenn beispielsweise der versierte Keyboarder während einer kurzen Unterbrechung der noch sehr jungen Flötenspielerin zuruft: „Du musst immer weiterspielen, auch wenn ein Ton einmal danebengeht. Bloß nicht aufhören.“
Oder wenn die Choreografin Aenni Lenz den Hochzeitstanz mit ihren jugendlichen Tänzerinnen zum ersten Mal zur passenden Musik ausführen kann und sich anschließend darüber freut, dass doch einige Figuren schon ganz gut passten.
Viel Spaß machte besonders den jungen Chorsängerinnen an diesem Wochenende vor allem die Kostümanprobe. „So würde ich zwar nicht in die Schule gehen. Aber praktisch sind die langen Kleider schon“, freute sich die elfjährige Julia und drehte sich dabei unentwegt vor dem Spiegel. Bei den Älteren war die Suche im Fundus nach dem passenden Kostüm zwar etwas schwieriger, aber mit etwas gutem Willen wurde auch ein zu enges Kleid schließlich doch noch akzeptiert. Allerdings musste der Reißverschluss am Rücken offen gelassen und mit einer mächtigen Stola verdeckt werden.
Für die drei Hauptakteure, die eigentliche Initiatorin des Projektes und Chorleiterin Leonore Kleff, die Orchesterchefin Kern’s Klug und den Regisseur Bernd Hohmann, stand die Freude an diesem Wochenende noch hintan. Für sie galt es erst einmal, das Puzzle aus Musik, Tanz und Gesang zusammenzufügen.
Noch drei Wochenenden für gemeinsame Proben stehen auf dem Zeitplan der 60 Akteure, bevor am Samstag, 13. März, die Premiere in der Kultur- und Sporthalle in Heldenbergen stattfindet.