Ein Interview zum Weltspartag mit Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der DekaBank
Am 30. Oktober ist Weltspartag. Die Sparkasse Oberhessen erwartet wieder viele, vor allem kleine Sparer, die am Montag bis 18 Uhr und in Bad Vilbel-Dortelweil sogar bis 19 Uhr ihre Spardosen in die BeratungsCenter und Filialen bringen können. Als Geschenk wartet diesmal Plüschschildkröte „Eddi“ auf neue Besitzer. Und auch für Erwachsene gibt es ein Gewinnspiel, bei dem man eines von drei iPads gewinnen kann. Viele stellen sich aktuell die Frage: Macht Sparen in einer Welt ohne Zinsen eigentlich noch Sinn? Der Leiter der Volkswirtschaft bei der DekaBank, dem Fonds- und Wertpapierpartner der Sparkasse Oberhessen, Dr. Holger Bahr, hat sich darüber Gedanken gemacht.
Macht Sparen noch Sinn?
Ja, ganz eindeutig. Auch mit Blick auf den aktuell anstehenden Weltspartag ist Sparen elementar für alle Menschen, die an Morgen oder gar Übermorgen denken. Konkret geht es um Wünsche, die erst in der Zukunft auftreten und für die finanzielle Mittel notwendig sind. Als Erstes fallen hier wohl viele größere Konsumwünsche ein, von der Urlaubsreise bis hin zum Auto. Überdies gibt es langfristige Sparmotive, sei es etwa der Kauf einer Immobilie, sei es das Altersvorsorgesparen. Aktuell wird einem das Sparen freilich durch Zinsen nicht versüßt, im Gegenteil: Zumindest im Moment muss man in den sauren Nullzins-Apfel beißen.
Zinseszinseffekt: Erspartes für sich arbeiten lassen!
Sparen wird um vieles leichter, wenn Zinsen den zurückgelegten Betrag vermehren. Das trifft vor allem auf die langfristigen Sparvorgänge zu, denn erst ab fünfzehn bis zwanzig Jahren kommt der Zinseszinseffekt richtig ins Laufen. Bei einem Prozent Verzinsung werden aus 1000 Euro nach 20 Jahren etwa 1220 Euro, bei vier Prozent dagegen sind es fast 2200 Euro. Seine volle Wucht entfaltet der Zinseszinseffekt sicherlich bei der Altersvorsorge. Jeder Prozentpunkt mehr Rendite wirkt über mehrere Jahrzehnte wahre Wunder.
Unabhängig vom konkreten Sparziel sollte die Verzinsung über der Inflationsrate von jährlich rund zwei Prozent liegen, so dass das Ersparte nicht an Kaufkraft verliert. Dieser reale Kaufkraftverlust ist derzeit leider bei gut 2,2 Billionen Euro der Fall. So viel haben die Bundesbürger gegenwärtig als Bargeld und auf ihren Einlagenkonten liegen. Auch im aktuellen Zinstief ist damit der Weltspartag noch aktuell, vielleicht – nein, sogar ganz sicher – aktueller denn je. Warum ist das so? Sparer müssen umdenken, das bedeutet, dass sie sich aktiv Gedanken machen müssen, wo hinreichend hohe laufende Erträge noch erwirtschaftet werden können.
Antwort auf die Niedrigzinsphase
Im Gegensatz zu vergangenen Weltspartagen reicht es nicht mehr aus, Geld einfach zurückzulegen. Denn ein Ende der Nullzinsphase ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Heute müssen sich Sparer stärker um die Spargroschen kümmern. Eine Erhöhung des Anteils von Wertpapieren an der Ersparnis lautet die Antwort. Bei einem breiten Spektrum, von der Kreditgewährung über Anleihen bis hin zur Eigenkapitalbeteiligung mittels Aktien, sind heute noch laufende Erträge von über zwei Prozent, also über der Inflationsrate, zu erwirtschaften. So macht Sparen selbst in der Nullzinsphase nicht nur Sinn, sondern lohnt sich sogar auch.