Bad Vilbel. Ludwig Jusek, Gründungsmitglied des Gewerberings Bad Vilbel und in vielen Vereinen aktiv, feierte am Sonntag seinen 80. Geburtstag. Bereits für den Vormittag hatten sich Delegationen des Schützenvereins und des Karnevalvereins „Die Schoten“ zur Gratulationscour angemeldet. Auch der Gewerbering versäumte selbstverständlich nicht, sich in den Reigen der Gratulanten einzureihen. Ludwig Jusek zählte schließlich 1975 zu den Gründungsvätern, war von Anfang an im Vorstand engagiert – zunächst als Schriftführer und von 1988 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1994 Vorsitzender. Zudem war Ludwig Jusek ein vehementer Befürworter des Straßenfestes mit verkaufsoffenem Sonntag, das erstmals 1983 Realität wurde. Mögen sich die verkaufsoffenen Sonntage auch auf vier pro Jahr erhöht haben, so hebt sich das Straßenfest auch heute noch hervor als der Einkaufssonntag, der mit Abstand die meisten Besucher in die Innenstadt lockt.
Ludwig Jusek wurde in Sachsenhausen geboren, kam aber bereits als Jugendlicher nach Vilbel. Sein Vater hatte als Angestellter einer katholischen Zeitung im Dritten Reich seinen Arbeitsplatz verloren und zog mit der Familie in die Wetterauer Kleinstadt, weil er dort ein Kolonialwarengeschäft eröffnen konnte. Ludwig Jusek ging hier zur Schule, wurde im Krieg zur Wehrmacht eingezogen und absolvierte nach der Rückkehr und dem Kriegsende eine kaufmännische Ausbildung. Er machte sich 1954 selbstständig und führte mitten in der Stadt bis 1994 bei „Textil Jusek“ hinter dem Ladentisch Regie.
Zwei Jahre zuvor hatte er durch die Heirat mit Antonia auch eine eigene Familie gegründet. Fünf Kinder wurden geboren, die am Sonntag ebenso zur Geburtstagsparty kamen wie die inzwischen 14 Enkelkinder und als jüngster Gast der zweijährige Urenkel Julius. Seit Jahren in den Familienkreis integriert ist auch Ludwig Juseks Lebensgefährtin Gerda Dietz. Ehefrau Antonia ist bereits vor 23 Jahren verstorben.
Ludwig Jusek war immer ein offener Mensch, der auf andere zuging. Dies äußerte sich in seinen zahlreichen Mitgliedschaften in den Vilbeler Vereinen, was für die Familie nicht immer ganz einfach gewesen sei, wie sich Tochter Christiane Pötter erinnert. Seine Offenheit habe sich auch darin geäußert, dass er einer der ersten Vilbeler war, die selbstverständlich Ausländer als Mieter und Spielkameraden seiner Kinder akzeptierte. Seit einiger Zeit ist Ludwig Jusek an Demenz erkrankt. Sein freundliches Naturell hat er jedoch behalten. „Auch wenn mein Vater vieles vergisst, so freut er sich doch immer über Besuch“, so Tochter Christiane.