„Sie haben hier wirklich eine großartige Stadtbibliothek“, begrüßt TV-Großkritiker Denis Scheck am 7. Mai seine Zuhörer in der hiesigen Stadtbibliothek. Es läuft gut für die Stadt. Unlängst kam Bad Vilbel bei einer Einzelhandelsuntersuchung des Instituts für Internationales Handelsmanagement auf Platz 4 bundesweit und auf Platz 1 in Hessen unter 585 deutschen Mittelstädten (der „Bad Vilbeler Anzeiger“ berichtete ausführlich). Wesentlich für die dynamische Entwicklung in den letzten drei Jahren wurde dabei die Neue Mitte. Nun liegt eine Würdigung der Büchereibrücke und der Neuen Mitte in der „Deutschen Bauzeitung“ vor (Ausgabe 1-2/2015), der führenden Zeitschrift für Architekten.
Bad Vilbel. Auf insgesamt sechs Seiten wird die hiesige Büchereibrücke vorgestellt, und zwar unter dem Schwerpunkt Bildungsbauten und in einer Reihe mit Glasgow, Zürich, Barcelona und Ulm. Die Büchereibrücke, einst als „Sargdeckel über die Nidda“ (von einem bekannten Feuilletonisten) oder als „Monsterbauwerk“ (SPD) verächtlich gemacht, kommt in dem Fachbericht aus der Feder des Baukritikers Arne Winkelmann allerbestens weg. Es fallen gar Begriffe wie „kleiner Geniestreich“, „genial“ oder „einzigartig“.
Bildung verbindet
„Eine Bibliothek als Brücke – eigentlich ein Fest für Feuilletonredakteure: ,Bildung verbindet’, ,Bücher schlagen Brücken’ oder ,Das Lesen ist ein Fluss’ hätte man sich gut als Überschriften zur Eröffnung im November 2013 vorstellen können. Leider fand das in Deutschland typologisch so einzigartige Bauwerk in der überregionalen Presse kein großes Echo. Das ist bedauerlich, weil es viele Erwartungen einlöst“, urteilt Winkelmann und fügt erklärend hinzu: „Die Bibliothek ist Teil der Neuen Mitte Bad Vilbels, einem städtebaulichen Eingriff, der dem bisher zentrumslosen Straßendorf, das sich an der engen 800 m langen Frankfurter Straße entlangschlängelt, nun tatsächlich zu einem Zentrum verhilft. Städtebaulich kann man das Ensemble der Neuen Mitte und der Bibliothek durchaus als genial bezeichnen.“ Und Winkelmann geht anschließend auf die „transparente Architektur“ ein, auf die V-förmigen Schrägstützen und die Bedeutung der Stahlfachträger, auf die Funktionen der Lamellen oder die Effekte der Rundumverglasung, durch die Räume größer und großzügiger wirken. Sein Fazit: „Neben der städtebaulichen Konzeption besticht die Bibliotheksbrücke durch ihre architektonische Qualität. Ein Bauwerk mit einer topografisch derart privilegierten Lage muss selbstverständlich auch den Blick auf den umgebenden Naturraum freigeben“. Winkelmann würdigt die Vorzüge dieses von dem mitten in der Planungsphase 2010 verstorbenen Münchener Architekten Fred Angerer (der Bad Vilbeler Anzeiger berichtete) angedachte und von dessen Juniorpartner Bernhard Demmel und Gerald Hadler glänzend zu Ende geführten Bauwerkes.
Städtebaulich genial
Er geht auch auf die eigentliche Konstruktion ein, hebt die Flexibilität des Gebäudes und die Variabilität der Einrichtung mit den auf Schienen rollenden Bücherregalen hervor, erklärt Sinn und Zweck dieser zwischen Architekten, Stadt und Büchereiteam erarbeiteten Lösungen. Das Bauwerk verfügt über ein vielfältiges Literatur- und Medienangebot und ein Café, diene aber auch „als verbindende Brücke zwischen Kurpark und Innenstadt, die wesentlich dazu beitrage, eine zuvor als Parkplatz genutzte Fläche überhaupt erst zu einem Ort zu machen – ein kleiner Geniestreich.“ Das Bauwerk habe der Neuen Mitte eine zentrale Bedeutung verschafft, die über den entstandenen Platz hinausreiche.
Solch hohes fachliches Lob erfreut auch die Entscheidungsträger, die dieses mondäne Kulturbauwerk mit zu verantworten haben und die in der Entscheidungsphase oft keinen leichten Stand im Diskurs mit den Gegnern des Neuen-Mitte-Konzeptes. „Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Inzwischen hat die erfolgreiche Neue Mitte erheblich dazu beigetragen, die Entwicklung der Innenstadt voranzutreiben, z.B. Akzente-Haus, Grundstück Ströbel, Schleenbäcker-Grundstücke beidseits der Frankfurter Straße und Woolworth-Grundstück“, freut sich Stadtrat Klaus Minkel (CDU) im Resümee. Und die nächste Perle wird alsbald folgen, so dass mit „einer Reihe weiterer Projekte in der Anbahnung, die vor rund 30 Jahren mit dem Ankauf der Alten Mühle und der einfachen Stadterneuerung zwischen Alter Mühle und Schmiedsgasse eingeleitete Stadtsanierung und ,Herzkur’ nun einen weiteren Aufschwung erleben wird, schickt er voraus.
Stadtrat Klaus Minkel, der seit 35 Jahren für die Stadt arbeitet, und Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr, der seit 15 Jahren als Rathauschef aktiv ist, wollen jedenfalls alles daran setzen, dass der zurzeit so günstige Trend für Bad Vilbel noch möglichst lange fortgesetzt wird. „Mit dem Badprojekt, das Bad Vilbel zum attraktivsten Bad im Umkreis von 200 Kilometern verhelfen wird und dem großen Neubaugebiet Quellenpark sind unserer Stadt bestmögliche Chancen erarbeitet worden“, so die beiden Vorkämpfer für die Entwicklung Bad Vilbels einhellig.