Nun ist es beschlossen: Sechs Stunden Betreuung im Kindergarten gibt’s in Karben ab August kostenlos. Damit das problemlos klappt, hat die Stadt die Betreuungszeiten verändert – was es für Eltern von Kleinkindern wieder teurer macht.
Karben. Wer der jüngsten Stadtparlamentssitzung nur oberflächlich folgte, für den ging die wichtigste Entscheidung fast unter. Nach nur ganz kurzer Aussprache beschlossen die Stadtverordneten einstimmig die Kürzung der Gebühren für die Kindergärten.
Überraschend kam das natürlich nicht: Das Land zahlt die Reduzierung der Beiträge. Für sechs Stunden Kindergartenbetreuung pro Tag zahlen die Eltern demnach ab August nichts mehr.
Erhöhte Flexibilität
„Wir setzen eins zu eins um, was das Land möglich gemacht hat“, erklärte Sabine Helwig (CDU), die Vorsitzende des Sozialausschusses des Parlaments. „Gut, dass nun die Eltern entlastet werden“, freute sich SPD-Fraktionsvize Anja Singer. Ein wenig kritischer erinnerte FDP-Stadtverordneter Oliver Feyl daran, dass diese Freigiebigkeit des Landes „wohl dem Wahlkampf in Wiesbaden geschuldet“ sei. Mit der Reduzierung der Kita-Gebühren geht für die Karbener Eltern eine Anpassung bei den Betreuungszeiten einher. So gilt die beitragsfreie Zeit von 6.45 bis 12.45 Uhr. Somit öffnen die Kitas eine Viertelstunde früher. Ein wenig aus den aktuellen Gegebenheiten heraus geboren ist diese Lösung: Mit dem Ende der Kernbetreuungszeit gehört das Mittagessen nicht mehr dazu. Einige Eltern dürften ihre Kinder demnach schon vor dem Mittagessen abholen – wie es auch bisher geschieht. Denn um alle Kinder zu verköstigen, fehlt in den Kitas der Platz.
Die neue 6-Stunden-Kernbetreuungszeit hat Folgen auch für die Kleinkinder. Denn die neuen Öffnungszeiten gelten auch für die Krippen. Deren Frühmodul läuft bereits ab 6.45 statt bisher ab 7 Uhr. Und für diese 25 Prozent mehr Betreuungszeit verlangt die Stadt auch 25 Prozent mehr Beiträge.
Was faktisch bedeutet: Die Kleinkindbetreuung wird für viele teurer. Das Überraschende: Damit haben die Eltern gar kein Problem. „Das finden alle fair“, erklärte Stephan Theiß, Mitglied des Stadtelternbeirats und Vorsitzender des Elternbeirats der Kita Petterweil. Schließlich sei die Erhöhung ja eine lineare und die Stadt verlange nur so viel Geld mehr, wie sie auch die Betreuungszeit verlängert habe.
„Im Kontext“ sei die Verteuerung der Frühbetreuung daher völlig in Ordnung, betonte Theiß. „Das passt.“ Denn dass die Betreuungszeit überhaupt 15 Minuten früher beginne, sei sehr gut: „Das erhöht die Flexibilität für die Eltern.“
Gerade die Viertelstunde zusätzlich ermögliche es vielen Pendlern, die S-Bahn kurz vor sieben Uhr nach Frankfurt zu erreichen. „Wenn sie pünktlich ist“, sagte Theiß. Insgesamt kämen die Veränderungen bei den Kita-Gebühren „sehr positiv“ bei den Eltern an. Vor allem schätzten sie, dass die Stadt Karben die Freistellung der Kindergartenzeit nicht – wie andere Kommunen – für Erhöhungen in anderen Betreuungszeiten nutzt.
Pragmatische Lösung
„Da wurde ein sehr faires System gefunden“, lobte Theiß. „Davon sind wir begeistert.“ Und die Eltern hofften, dass das auch in Zukunft so bleibe. Sehr positiv komme auch an, dass die frühe Betreuung der Kindergartenkinder von 6.45 bis 8 Uhr nun kostenlos sei, betonte Theiß. Schließlich hätte die Kommune die kostenfreie Kernzeit auch auf einen Zeitraum von 8 bis 14 Uhr legen können, woraufhin viele Eltern dann weiterhin die frühe Betreuung aus eigener Tasche hätten zahlen müssen.
Dass die Stadt sich dafür entschieden habe, die Kernbetreuungszeit vor dem Mittagessen enden zu lassen, stieß bei den Eltern auf Verständnis. „So ist es den Eltern überlassen, ob sie ihr Kind zum Mittagessen dort lassen wollen“, lobte Stephan Theiß. Er räumte aber ein, dass die Stadt dies als pragmatische Lösung gewählt habe. „Wir wissen ja alle, dass die Kapazitäten für noch mehr Mittagessen in den Kitas fehlen, und die Entscheidung des Landes kam ja auch zu kurzfristig, damit man darauf noch hätte reagieren können.“ Große Zufriedenheit in der Elternschaft über die Verbesserungen in den Kitas ab August. Oder, wie der Stadtelternbeirat laut Theiß geurteilt hat: „Wir sehen nur Vorteile dabei.“ (den)