Karben. Da hatte Sozialstadtrat Jochen Schmitt allen Grund zum Lachen: Viel Lob zollen die Präventionsexperten der Städte und Gemeinden in Hessen der Präventionsarbeit in Karben. Anlass: Zu seinem Jahrestreffen kam der Landespräventionsrat – ein Forum für den Erfahrungsaustausch auf kommunaler Ebene – im Bürgerzentrum zusammen. Die Experten beratschlagten dort, wie mit Vorbeugung gegen häusliche Gewalt und gegen Rechtsextremismus vorgegangen werden kann.
Selbst wenn Prävention nur das Gefühl von Sicherheit erhöhe – Hessens Justizminister Jürgen Banzer (CDU) schätzt das hoch ein. Denn dank mehr gefühlter Sicherheit trauten sich mehr Menschen zum Beispiel auch nachts wieder auf die Straße. Das erhöhe die soziale Kontrolle, schrecke Straftäter ab – und somit werde auch faktisch die Sicherheit erhöht. „Es ist besser, Verbrechen vorzubeugen als sie zu bestrafen“, ergänzt der Vorsitzende des Gremiums, der Marburger Kriminalwissenschaftler Professor Dieter Rössner. Die Prävention in den Kommunen sei der Dreh- und Angelpunkt der Prävention überhaupt. Allerdings müsse vor Ort die notwendige Infrastruktur geschaffen werden.
Diese gibt es in Karben reichlich und mit großem Erfolg, wie Stadtrat Schmitt (SPD) den Teilnehmern der Konferenz erläutert. Zuvor hatten Mitglieder der erst im April gegründeten People’s-Theater-AG der Kurt-Schumacher-Schule in einem kurzen Theaterstück demonstriert, wie sie ihre Mitschüler zum Nachdenken über gewaltfreie Konfliktlösungen anregen.
Für Schmitt eine Ergänzung für die bereits sehr erfolgreiche Präventionsarbeit der Schulsozialarbeit an der Schule. „Wir können die Verbindung zu Schülern herstellen, die sonst unerreichbar sind“, erklärt Anette Kehrbaum von der Schulsozialarbeit. „Wir können Vertrauen aufbauen, so dass die Schüler sich öffnen.“ Diese Kommunikation ist für Rössner die zentrale Voraussetzung, um Gewaltbereitschaft einzudämmen – die ihrerseits die Grundlage für Extremismus bildet.
Extremismus und Gewalt sind im Karbener Alltag erfreulicherweise keine bestimmenden Themen – die Kriminalitätsquote lag vergangenes Jahr mit 41,9 Straftaten pro tausend Einwohner deutlich unter dem der Nachbarstadt Bad Vilbel mit 55,2 dem der gesamten Wetterau mit 49,2 und dem des Landes Hessen mit 70,1 Straftaten. Die Stadt lässt sich die Prävention pro Jahr laut Stadtrat Schmitt mehr als 700 000 Euro kosten: 200 000 Euro für die Hilfspolizei, den freiwilligen Polizeidienst und die Zusammenarbeit mit der Polizei, eine halbe Million für die Jugendarbeit inklusive Schulsozialarbeit, Jukuz, dezentralen Jugendclubs und Streetworkern, 32 000 Euro für die Suchthilfe und 1500 Euro für den Gesprächskreis Prävention. Dessen Mitglieder vom Arbeitskreis Tageswohnungseinbruch nutzten die Möglichkeit, sich dem Fachpublikum darzustellen. Das Abgucken funktionierender Angebote ist laut des Wetterauer Polizeichefs Rainer Brüssow – auch er Mitglied des Landespräventionsrates – eine der Aufgaben des Kongresses. (den)