Karben. Die Pandemie schafft der Digitalisierung einen Schub – auch in Karben. Als Renner entpuppt sich das Online-Bürgergespräch von Bürgermeister Guido Rahn übers Internet. Beim jüngsten Gespräch schalteten sich weit über 100 Bürger live zu und stellten ihre Fragen.
Eine Minikamera ist auf Bürgermeister Guido Rahn gerichtet. Ein Mikrofon steht parat. Laptop und Handy sind auch auf Empfang. Rahn sitzt getrennt von einer Plexiglasscheibe neben Dominik Rinkart im Magistratszimmer, das zum Ministudio aufgerüstet worden ist.
Die beiden sind auf Sendung im Internet. Sie haben zum Bürgergespräch über die sozialen Medien im Internet eingeladen. Eigentlich ist dafür eine Stunde vorgesehen, doch der Moderator Dominik Rinkart hatte alle Hände voll zu tun, die vielen eingehenden Fragen zu sortieren und anschließend dem Bürgermeister zu präsentieren. Der hatte zum vierten Online-Bürgergespräch, Fachbereichsleiterin und Kindergartenchefin Heike Herrmann mitgebracht. Die Kinderbetreuung zu Corona-Zeiten ist ein drängendes Thema, das Eltern sehr große Sorgen bereitet.
Pünktlich um 16 Uhr schaltet Rinkart die Leitung zu den Socialmedia-Diensten Instagram und Facebook frei. »Obwohl es in Hessen keine rigorose Schließung der Kitas gibt, sondern nur eine eindringliche Empfehlung des Ministerpräsidenten, die Kinder möglichst zu Hause selbst zu betreuen, halten sich fast die Hälfte der Eltern an diese Empfehlung. Dafür mein Dank«, sagt Rahn. Man müsse auch an die Erzieherinnen denken, die sich täglich einer großen Ansteckungsgefahr aussetzten. Kaum ist das Gespräch online, trudeln schon die ersten Fragen ein. »Wie geht es weiter nach dem 15. Februar, werden dann die Kindertagesstätten wieder geöffnet«, will jemand wissen. Die nächste Frage: »Darf Fasching in den Einrichtungen gefeiert werden?«
Über die Wiedereröffnung werde in Berlin entschieden, erläutert Herrmann. Zu den Karnevalsfeiern meinte sie, dass sie sich schon vorstellen könne, dass dies in kleinen Gruppen unter Einhaltung der Schutzbestimmungen im Einzelfall wohl möglich sein könne. Das werde vor Ort entschieden.
Von Kita-Gebühren bis Impffahrten
Viele Eltern wollten mehr über die Gebührenerstattung im Falle der Nichtinanspruchnahme der Kita wissen. Gebühren für diese »Fehlzeiten« würden natürlich zurückerstattet. Bürgermeister Guido Rahn präsentierte Eltern, deren Kinder in Schülerbetreuung sind, momentan aber Homeschooling machen, einen Bonbon: Auch sie sollen nicht zahlen müssen. Darüber müsse noch im Magistrat abschließend beraten werden, denn das würde die Stadt noch einmal 40 000 bis 50 000 Euro kosten.
Der nächste Fragenkomplex widmet sich Corona. »Wie läuft es mit dem Impfen? Welche Veranstaltungen sind unter den Corona-Bedingungen in diesem Jahr noch möglich? Erhalten Vereine wegen Corona noch mehr Unterstützung?«
Die Stadt habe keinerlei Einfluss auf den Impfplan der Bundesregierung, erklärte Rahn. Allerdings hätten sich zwischenzeitlich viele Freiwillige gemeldet, die Senioren zu den Impfzentren nach Heuchelheim oder Büdingen fahren würden. Noch seien keine verbindlichen Aussagen zu möglichen Veranstaltungen machbar, erläutert Rahn. »Bei dem Klein-Kärber Markt berät beispielsweise die Marktgemeinschaft selbst noch«, sagt Rahn. Sein Tipp: Vereine sollten aufs Planen von Festen im ersten Halbjahr verzichten.
Immer ein Thema in Karben ist der Verkehr, so auch in der Online-Sprechstunde: Teilnehmer fordern Geschwindigkeitsbegrenzungen, schärfere Kontrollen und neue Fußgängerquerungen. Einiges sei geplant, doch nicht alle Wünsche seien erfüllbar, da es sich oftmals um Kreis- oder Bundesstraßen handeln würde, erklärt Rahn.
Rede und Antwort steht er auch zu gelben Säcken, Hundewiese oder Bauplätzen sowie zum bevorstehenden Wahlkampf. Rahn wirkt geduldig und erläutert vieles ausführlich. Aus den geplanten 60 Minuten sind rasch 90 geworden.
Mit den Karbenern in Kontakt bleiben
Auf die Menschen zugehen, mit ihnen in Kontakt bleiben, sei ihm während der Pandemie besonders wichtig. Daher habe er im November relativ spontan die erste Online-Sprechstunde angesetzt. Dazu habe die Stadt in Technik investiert: Mikrofon, Ministativ, Webcam. Mit Dominik Rinkart sei rasch ein Moderator gefunden worden, der sich auch ums Einrichten des Facebook-Livestreams kümmert und das Live-Video bei Instagram startet.
»Wir sind noch im ersten Stadium, basteln noch und schauen, wie sich das Angebot weiterentwickelt«, sagt Rinkart.
Von Jürgen W. Niehoff