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Linke ziehen frustriert die Reißleine – Spiegel-Online trifft sich mit parteiinternen Kritikern in der Quellenstadt • Wetterleuchten: Zentralismus, Mobbing und Postengeschachere

Bad Vilbel. Unter dem Titel „Austritte erschüttern Hessens Linke“ berichtete Christian Teevs in Spiegel-Online am Mittwoch, 10. Januar, direkt aus Bad Vilbel. In der hessischen Linkspartei tobe ein heftiger Streit. Eine wachsende Gruppe von Mitgliedern beklage Zentralismus und Mobbing durch die Parteispitze und drohe mit Parteiaustritt. Die Debatte gefährde den Wiedereinzug in den Landtag.

„,Wir wünschen uns, dass die Linke am 18. Januar 4,9 Prozent erhält und den Einzug in den Landtag verpasst.’ Dieses Zitat stammt nicht etwa von CDU-Mann Roland Koch, es kommt aus den eigenen Reihen – von Kommunalpolitikern der hessischen Linkspartei“, so Spiegel-Online und fährt fort: Zu dritt sitzen sie in einem Café in Bad Vilbel und machen ihrer Entrüstung Luft über die ,Karrieristen und Opportunisten in der Landtagsfraktion’. Wortführer ist der 48-jährige Rosbacher Helge Welker, Hartz-IV-Empfänger und alleinerziehender Vater. Er organisiert den Protest gegen die Parteiführung“. Nach Ex-Spitzenkandidat Pit Metz und dem kompletten Baunataler Ortsverein würden in dieser Woche weitere „20 bis 30 Genossen austreten“, kündigt er an. Eine noch größere Anzahl Mitglieder wolle ebenfalls „raus aus der Linken“, damit jedoch noch bis nach der Wahl warten, „um den Konservativen nicht zu helfen“.

Es sei ein Streit, der schon länger schwelt in der hessischen Linken. Doch acht Tage vor der Landtagswahl werde er „nun zum echten Problem für die Genossen“, kommentiert Spiegel-Online und verweist darauf, dass die Partei laut Umfragen nicht vom Debakel der Ypsilanti-SPD habe profitieren können und bei fünf Prozent liege. Obwohl der hessische Landeschef Ulrich Wilken das Problem kleinzureden versuche, wachse die Sorge, aufgrund der Querelen an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern, heißt es in Spiegel-Online. Welker kritisiere „vor allem die sechs Abgeordneten um Wilken und den Spitzenkandidaten Willi van Ooyen. Ihnen gehe es ,nicht um Politik, sondern nur um Kohle und Karriere’. Die Delegierten bei Parteitagen würden ,zentralistisch von der Führung bestimmt’“. Wilken weise dies als „ungeheuerlich“ zurück.

Dazu Spiegel-Online weiter: „Die Protestler in Bad Vilbel wehren sich gegen Vorwürfe, lediglich eine versprengte Gruppe Frustrierter zu sein. ,Van Ooyen ist doch ein willfähriger Untergebener von Lafontaine und Gysi’, schimpft Peter Ringel. Der 68-jährige Leierorgelspieler sitzt neben Welker und sagt, er wolle ,noch vor der Wahl austreten’. Bei der Linken gehe es mittlerweile zu wie bei den „erwachsenen Parteien“ SPD, CDU und FDP, klagt er. Dabei habe er einmal große Hoffnungen in die Linke gesetzt, sagt Ringel, doch diese habe er längst begraben. „Das ist eine Arbeiterpartei, in der Arbeiter keine Chance haben.“ „Es gab die klare Ansage, dass Empfänger von Transferleistungen, sprich Hartz IV, doch bitte nur zum Plakate kleben eingesetzt werden, aber nicht für Mandate kandidieren sollten.“ Spätestens da habe es ihr gereicht, sagt die 25-jährige Jura-Studentin Carina Treutel dem Spiegel-Online-Korrespondenten. Am 31. Dezember habe sie die Partei verlassen.

Nach Informationen des HR-Fernsehens von Montag hat erneut eine Gruppe von Mitgliedern der Linken den Rücken gekehrt, darunter auch der Bad Vilbeler Mandatsträger Peter Ringel und der Rosbacher Stadtverordnete Helge Welker. (sam)

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