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Linden als Symbol für Petterweil und Karben

Adolf Koch, Guido Rahn und Friedrich Schwaab (v.l.) geben dem Lindenbaum am Petterweiler Friedhof ein Zuhause. Die zweite Linde muss später gepflanzt werden. Foto: Jürgen Schenk
Adolf Koch, Guido Rahn und Friedrich Schwaab (v.l.) geben dem Lindenbaum am Petterweiler Friedhof ein Zuhause. Die zweite Linde muss später gepflanzt werden. Foto: Jürgen Schenk

Karben. Zum Abschied aus der Kommunalpolitik haben die beiden Petterweiler Adolf Koch und Friedrich Schwab je eine Linde geschenkt bekommen. Ihre Idee: Gepflanzt wird am 50. Jahrestag des Zusammenschlusses von Petterweil und Karben. Allerdings konnte nur eine Linde vorm Friedhof gepflanzt werden.
Die Linde ist ein heiliger Baum – davon waren unsere heidnischen Vorfahren überzeugt. An diesem Volksglauben änderte auch die Christianisierung kaum etwas. Wo immer Menschen sich niederließen, waren Lindenbäume nicht fern. Unter den Linden wurde in den Mai getanzt, Brautschau gehalten und Recht gesprochen. Bis heute erzählen die Namen von ihrer einstigen Bestimmung: Tanzlinde, Gerichtslinde, Friedenslinde, Türkenlinde.
In Petterweil gab es bis 2018 die Lutherlinde am südlichen Ortsausgang. 1675 war sie im Gedenken an den Reformator Martin Luther gepflanzt worden, der das Dorf auf seinem Weg zum Wormser Reichstag passiert hatte. Nach 347 Jahren wurde dem Baum mangelnde Standfestigkeit attestiert und seine Fällung angeordnet. An derselben Stelle erinnert heute eine Stele an das Naturdenkmal.
Zwei kleine Lindenbäumchen sollten jetzt eigentlich am Petterweiler Friedhof zwischen Busparkplatz und Friedhofsumrandung neu gesetzt werden. Eine hat es jedoch nicht in die Erde geschafft. »Das ist leider der Baum, den ich zu meinem Abschied im Mai geschenkt bekommen habe«, sagte der ehemalige Erste Stadtrat, Friedrich Schwaab. »Er wäre für diesen Standort ungünstig gewesen, weil er dreistämmig wächst. Wir müssen ihn gegen einen anderen Baum austauschen.«
Adolf Kochs Exemplar dagegen konnte in das vom städtischen Bauhof vorbereitete Loch eingepflanzt werden. Der Baum sei ebenfalls ein Abschiedsgeschenk gewesen, teilte der vormalige Petterweiler Ortsvorsteher mit. 2021 war Koch aus dem Amt ausgeschieden.
Zusammenschluss
genau vor 50 Jahren

Ganz bewusst wurde für die Baumpflanzung ein besonderes Datum gewählt. Die beiden Ex-Kommunalpolitiker hatten sich bei einem Ortsrundgang im Mai auf den 1. August verständigt. Auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 1. August 1972, war Petterweil Stadtteil von Karben geworden – ein Jahr nach Burg-Gräfenrode und zwei Jahre nach der eigentlichen Stadtgründung am 1. Juli 1970.
Dass die meisten Petterweiler vor 50 Jahren davon wenig begeistert waren, konnte Adolf Koch nicht unerwähnt lassen. Er berichtete von Rissen und Anfeindungen, die durch den Ort oder sogar durch einzelne Familien gegangen seien. Tendenziell habe man damals eher Richtung Rodheim, Burgholzhausen und Rosbach geschielt. Und dennoch bezeichnete Koch den Schritt aus heutiger Sicht als richtig.
Bürgermeister Guido Rahn zog seinerseits eine positive Bilanz nach 50 Jahren Zusammengehörigkeit. Vieles habe man gemeinsam erreichen können, hob er hervor. Die Bäume seien ein schönes Symbol für Petterweil und ganz Karben. Die zweite Linde wird ebenfalls am nördlichen Ortseingang von Petterweil eingepflanzt.
Von Jürgen Schenk