Die Nachricht, dass im Norden Frankreichs ein katholischer Amtsbruder in seiner Kirche während eines Gottesdienstes kaltblütig ermordet wurde, hat mich tief erschüttert. Nach den menschenverachtenden Gewalttaten der letzten Tage und Wochen ist das eine weitere Eskalation der Gewalt. Und offenbar war der barbarische Anschlag gegen das friedliche Miteinander von Muslimen und Christen gerichtet.
Viele fragen sich nun, was man angesichts dieses sinnlosen Mordens, bei dem jeder und jede Ziel dieses blinden Terrors werden könnte, tun kann. Wie sollen wir darauf reagieren? Die Grenzen schließen? Eine einzelne Religion verdächtigen? Deutschland zum Hochsicherheitstrakt hochrüsten? Unser Weg als Christinnen und Christen muss ein anderer sein.
Mit seinem Leben und Dienst als Priester setzte sich Jacques Hamel dafür ein, dass die Welt ein menschlicherer Ort wird. Trotz seines hohen Alters war er engagiert im Gespräch zwischen der muslimischen und christlichen Gemeinde vor Ort. Noch vor einem Monat schrieb er in einem Kirchenblatt an seine Gemeinde zum Abschluss seines Grußes: „Auf dass wir in diesen Momenten die Einladung Gottes verstehen können, für diese Welt zu sorgen, da wo wir leben, sie wärmer, menschlicher und geschwisterlicher zu gestalten. Euch allen schöne Ferien!“ Diese Worte sind nun sein Vermächtnis. Und es wird ausstrahlen und stärker sein als jede Gewalttat – das ist gewiss! Denn die Ohnmacht der Liebe ist stärker als die Macht des Hasses und der Gewalt.
Unsere einzige Aufgabe ist die Liebe. Nicht nur in diesen Tagen. Die Liebe, die keinen Menschen ausschließt. Die Liebe des Kreuzes. Noch im Sterben betet Jesus für die Menschen, die ihm Gewalt angetan haben: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ Damit tut er selbst das, was er in der Bergpredigt gesagt hat: „Liebt eure Feinde. Tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen. Bittet für die, die euch beleidigen.“
Diese Liebe zu den Menschen, die ist nur Gott selbst möglich. Ich bin zu klein, um Gott in seiner Liebe von mir aus erreichen und festhalten zu können. Und mein Herz ist zu klein, um die Menschen zu lieben, wie Gott sie liebt. Es muss schon Gott selbst sein, der in mir die Liebe zu ihm und zu allen Menschen wachruft, befeuert und mich zu einem neuen Leben auferstehen lässt. Bitten wir Gott darum, dass wir in unserem Reden und Tun von seiner Liebe ergriffen werden, dass wir gerade jetzt hingehen und nach Kräften „für diese Welt sorgen, da wo wir leben, sie wärmer, menschlicher und geschwisterlicher zu gestalten.“
Pfarrer Johannes Misterek
Ev. Kirchengem. Massenheim