Zu „SPD Heilsberg besorgt über steigende Jugendkriminalität“ (BVA vom 3. Februar) erreichte uns nachfolgender Leserbrief:
Inhaltlich muss ich zunächst als langjähriger Heilsberger den Beobachtungen – leider – zustimmen. Gerne laufe ich abends einmal „um die vier Ecken“. Welcher Art von Jugendlichen man dabei bereits um noch frühe Uhrzeiten kurz nach Einbruch der Dunkelheit begegnet, passt schon in das hier beschriebene Bild. Auch welche Klientel sich bisweilen lautstark grölend, trinkend und rauchend auf dem Vorplatz der Heilig Geist-Kirche aufhält, ist nicht gerade vertrauenerweckend.
Dass vor allem ältere Leute hier regelrecht Angst haben, alleine vorbeizulaufen (noch dazu bei Dunkelheit), kann ich gut nachvollziehen. Ein auf Dauer haltbarer Zustand ist das mit Sicherheit nicht. Indes: Neu sind all diese Erscheinungen auch nicht!
Bestimmte Versammlungen und Gruppierungen gerade auf dem Kirchenvorplatz waren und sind schon seit Jahren zu beobachten, mal mehr, mal weniger. Die Forderung der SPD nach einem Jugendklub auf dem Heilsberg ist nun schön und gut und auf den ersten Blick vielleicht auch unterstützenswert, soweit ich das beurteilen kann. Was jedoch konkret zu beantworten wäre: Um welche Art von Jugendklub soll es sich denn dabei handeln? Um einen Anlauf- und Treffpunkt für alle Heilsberger Jugendlichen im Sinne der Freizeitgestaltung? Oder um ein „Auffangbecken“ für eine bestimmte Klientel, damit diese nicht auf der Straße rumhängt und auf dumme Ideen kommt?
Das wären konzeptionell und auch pädagogisch zwei verschiedene Paar Schuhe. Wäre Letzteres der Fall, würde hierfür ein dezidiertes Konzept mit Sozialpädagogen usw. gebraucht, in diesem Punkt ist der SPD unbedingt Recht zu geben. Aber welche anderen Eltern würden ihre Kinder dann in einen solchen Jugendklub schicken?
Es sollte also vielleicht erst mal eine Erhebung stattfinden, welche Ausmaße die „Jugendkriminalität“ auf dem Heilsberg tatsächlich hat. Allein die Aussage, die Kriminalität sei „steigend“, ist zunächst einmal wenig differenziert. Sollte es darüber Zahlen geben, wäre es freundlich, wenn diese einmal der Öffentlichkeit vorgelegt würden, damit man sich ein Bild machen kann. Das Werfen von Schneebällen scheint mir nun noch kein hinreichendes Indiz für „Jugendkriminalität“ zu sein. Was mich jedoch beim Lesen viel mehr schockiert hat: hier ist von Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 15 Jahren die Rede! Allesamt Minderjährige, für die es eine Aufsichtspflicht gibt. Im Artikel wird die Betreiberin des Edeka-Marktes zitiert, die die Gruppe wohl schon zu kennen scheint. Nirgends konnte ich allerdings lesen, dass jemand mal versucht hätte, die Polizei einzuschalten und auf diese Weise vielleicht an die Eltern heranzukommen. Mir stellt sich die Frage, und diese Beobachtung macht man ja auch andernorts: Ist unsere Gesellschaft wirklich nicht (mehr) in der Lage, Zehnjährige in den Griff zu bekommen?!
Ein Armutszeugnis. Hier ist es wohl allerhöchste Zeit, dass Verantwortliche aller Parteien endlich an einem Strang ziehen. Parteipolitisches Gezänk über die tollen Forderungen, die die SPD schon seit Jahren aufstellt, und über das ach so „engstirnige Weltbild der Christdemokraten“ halte ich hingegen für wenig zielführend! Mit allem Verlaub, auch im Wahlkampf nicht.
Christoph Klüh,
Bad Vilbel
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