Karben. Dass die Larven von Maikäfern Engerlinge heißen und im Boden leben, wussten die meisten Kinder der Jugendgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) bereits. Dennoch bereitete ihnen das jüngste Treffen besonderen Spaß, erfuhren sie doch diese und weitere Einzelheiten aus dem Leben von Insekten in einer ungewöhnlichen Umgebung.
Sie saßen auf Schulbänken, auf denen schon ihre Großeltern gesessen haben, falls diese als Kinder in Karben zur Schule gegangen sind. Der Biologieunterricht fand im Landwirtschafts- und Heimatmuseum in Groß-Karben statt, und die alten Schulmöbel in der „Dorfschule“ im ersten Obergeschoss stammen wie das Lehrmaterial aus Karbener Schulen, berichtete Musumsleiter Herbert Schuch.
Schuch und Birgit Petri vom Nabu Karben hatten die Idee, naturkundliches Wissen einmal in historischem Ambiente zu vermitteln. Nachdem Schuch die Schulstunde mit der alten Sirene eingeläutet hatte, die in früheren Zeiten zugleich als Feuerwehrsirene diente, nahmen die Kinder auf den engen Schulbänken Platz. „Die Enge war gewollt, um die Kinder zu disziplinieren“, sagte Schuch. Die runden Vertiefungen in den Tischen dienten zur Aufbewahrung der Tintenfässer, mit deren Inhalt geschrieben wurde. Anfänger schrieben jedoch nicht gleich mit Federhaltern, sondern zunächst mit Griffeln auf Schiefertafeln, erläuterte Betreuerin Frauke Hansen, die sich gut an ihre eigene Schulzeit erinnert. Die Kinder versuchten, die Zeilen in Sütterlinschrift an der Tafel zu entziffern. Auf der „Neuen Wandkarte des Volksstaates Hessen“ an der Wand durften sie mit einem langen Stock ihren Wohnort ausfindig machen.
Die Entwicklung der Insekten von der Puppe bis zum ausgewachsenen Tier demonstrierten Hansen und Petri an großen bunten „Cramers naturkundlichen Anschauungstafeln“. Auch der Schulschluss wurde mit der Sirene eingeläutet. Paulina (8) fand es gut, „mal zu sehen, wie das früher so in der Schule war“. Auch Marc und Jan gefiel der Einblick in das Schulleben früherer Zeiten gut, und Tim (9) würde am liebsten mal für einen Tag in diese Zeit eintauchen. „Vielleicht wiederholen wir das im nächsten Jahr und legen den Schwerpunkt dann auf die Pflanzenwelt“, kündigten Hansen und Petri an.
Zuvor hatten die Kinder beim Rundgang durchs Museum im „Bürgerlichen Zimmer“ die große Schrankuhr betrachtet und im „Dorfladen“ erfahren, dass die Lebensmittel in früheren Zeiten nicht derart verpackt in den Läden lagen wie heute üblich. „Auch wir haben früher Blödsinn gemacht“, erzählten Schuch und Petri. Sie berichteten, dass sie sich als Kinder einen Spaß daraus machten, auf dem Heimweg vom Einkauf die Milchkannen mit dem Arm herumzuschleudern. „Man musste nur schnell genug drehen, dann blieb die Milch drin.“
Im Waschraum erklärte Schuch die Funktion von einem Waschbrett sowie einer Wäschemangel, und die Kinder erfuhren von den Mühen früherer Zeiten, als es Waschtage gab, an denen die ganze Familie mit anpacken musste. Im Zimmer nebenan demonstrierte Schuch, wie mühsam man mit dem Arm im Butterfass stampfen musste, um Butter herzustellen.