Wie sehr sich Sabine Zecha mit der Stadtschule Bad Vilbel identifiziert, kann man deutlich spüren. Nach zweieinhalb Jahren als Stellvertreterin ist sie nun auch offiziell mit der Leitung der Schule in der Kernstadt und in Gronau beauftragt. Und ihre Ziele hat sie dabei auch gleich einmal definiert.
Bad Vilbel. Es ist ein herzlicher Rahmen am Nachmittag, an dem Sabine Zecha eine besondere Würdigung ihrer Arbeit zuteil wird. Im Kreise ihrer Kollegen, aber auch des Elternbeirats der beiden Fördervereine und ihrer Eltern und Freunde hat sie die Urkunde erhalten, mit der die 51-Jährige nun offiziell als Rektorin für die weitere Entwicklung der Stadtschule sorgen darf.
Dabei hat sie das Amt inoffiziell seit zweieinhalb Jahren inne. Denn sie sprang ein, als Kirsten Schenk-Lalk erkrankte und ihr Amt nicht mehr ausüben konnte. Im vergangenen Herbst schließlich wurde die Stelle vom Staatlichen Schulamt des Wetteraukreises ausgeschrieben. Klar, dass sich Zecha darauf bewarb. Und zumindest für ihre Kollegen war ebenso klar, dass sie den Zuschlag erhält.
Neue Gebäude
Doch noch hat sie eine Art Probezeit zu überstehen. Dazu sagt Daniel Dietz vom Staatlichen Schulamt: „Diese Frist beträgt normalerweise ein Jahr, endet dann zum Schuljahreswechsel im August. Wir wollen sehen, dass wir diese Zeit verkürzen können, doch unter einem halben Jahr geht es nicht.“
Für Zecha dürfte das kein Problem darstellen, kümmert sie sich doch schon seit der Erkrankung um Unterrichtskonzeption, Personalfragen, Gebäudemanagement und vieles mehr. Seit 20 Jahren ist sie an der Schule, hat zuvor gar eine Ausbildung als Bankkauffrau absolviert. Ungewöhnlich in diesem Beruf, merkt Daniel Dietz an.
An der Schule passiert derzeit viel. In der Frankfurter Straße, „dem Präsentierteller der Stadt“, wie Zecha sagt, wird eine neue Mensa errichtet. Die Außenstelle in Gronau erhält ebenfalls einen Neubau, weil sie auf eine zweizügige Grundschule erweitert wird.
Starre Strukturen
Doch nicht die Gebäude sind für Zecha das Wichtigste, sondern die Kinder. Die sollen individuell gefördert werden. Deswegen ist Zecha bekennende Flex-Anhängerin, einem jahrgangsübergreifenden Unterricht in den beiden ersten Klassen. Was in vielen Dörfern aus Mangel an Schülern praktiziert wird, begreift Zecha als Chance, auf die Kinder gezielter eingehen zu können. „Alle sollen zu uns kommen können“, verrät sie auch ihr Faible für das Modell der Inklusion.
Auch auf die Notwendigkeiten der modernen Gesellschaft geht sie ein. Denn Berufstätigkeit beider Elternteile verlangt nach längerer Betreuung. Derzeit ist die Stadtschule eine Ganztagsschule im Profil 1 mit Nachmittagsbetreuung an drei Tagen pro Woche bis 14.30 Uhr. Gerne sofort würde sie ins Profil 3 mit täglichem professionellem Angebot von 7.30 bis 16 oder 17 Uhr wechseln, doch erst muss der Schritt ins Profil 2 mit täglichen freiwilligen Angeboten bis 16 oder 17 Uhr erfolgen. Auf diesem Weg strebt sie außerdem eine stärkere Durchmischung von Unterricht, Hausaufgaben und Freizeit an, sie will den Tag von ihren starren Strukturen befreien und die Grundschule zu einem „Lern- und Lebensort“ für die Kinder machen.
Mit ihrer Philosophie steht Zecha nicht alleine, sie bezeichnet sich selbst als Netzwerkerin, die die Schule von morgen mit ihren Mitstreitern gestalten will. Ihre Kollegen werden sie dabei unterstützen. Das wird schnell klar, als ihre Weggefährten ihr warme und aufmunternde Worte mit auf den weiteren Weg geben. Denn was Sabine Zecha bislang mit „Rektorin in Vertretung“ unterschreiben musste, kann sie in Zukunft nur mit dem ersten Wort signieren.