Die einen Besucher holten Leihgaben aus dem Heimat-museum ab, die anderen betrachteten zum letzten Mal die Sammlung „Hausschlachtung“. Die anstehende Verkleinerung des Museums sorgten am Öffnungstag für Wehmut und Dispute auf den Fluren.
Karben. Etwas verloren dreht Edmund Felber (86) an der Kurbel eines Fleischwolfes, Ausstellungsstück der Sammlung Hausschlachtung. Für den vormaligen Museumsleiter, durch dessen gründliche und engagierte Arbeit diese Sammlung überhaupt zustande gekommen war, war dieser Öffnungssonntag kein leichter. Ein letztes Mal konnte er Besuchern erklären, wie früher geschlachtet wurde und wozu all die Gerätschaften dienten. Die Haken an der Wand, die Beilchen und Hackmesser, Wurstfüller und Blutauffangschüsseln, der Räucherofen und das Eichenholzfässchen zum Pökeln. „Es wird alles eingemottet, da kann man nichts machen“, sagt Felber und zuckt resigniert mit den Schultern.
Bis Ende Juni muss der Ausstellungsraum frei gemacht werden, so verlangen es die neuen Besitzer des Degenfeldschen Schlosses. Zwar versichert Charlotte Jäkel, Sprecherin des ehrenamtlichen Museumsdienstes, dass die Exponate der „wunderbar vollständigen Sammlung“ wieder ausgestellt werden. Doch das Raumangebot wird in Zukunft kleiner sein, das Museum muss auf das Bürgermeisterzimmer im ersten Stock verzichten. „Verdichtung“ ist deswegen angesagt, die Ausstellungsräume müssen verändert werden, Exponate gesichtet und aussortiert werden.
„Frust hoch drei“ wegen dieser Entwicklung schiebt deswegen Ilse Dietrich, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Museum. „Ich bin maßlos enttäuscht, es wird etwas preisgegeben, was wert wäre zu erhalten“, sagt sie. Die Fledderei an den ausgestellten Sammlungen hat bereits begonnen, alle Besitzer von Leihgaben sind aufgefordert, ihre Exponate abzuholen. Schockiert ist deswegen Renate Asbach, deren Puppenstube jahrelang Teil der Ausstellung „Ländliches Spielzeug“ war. Sie wird ihr Erbstück nun nach Hause nehmen.
Doch nicht nur die Verkleinerung des Museums sorgte an diesem Sonntagsöffnungstag für Unmut. Wird sich die Stadt das Museum tatsächlich die nächsten fünfzehn Jahre leisten, fragten sich nicht wenige Besucher. Zündstoff bot die Frage des Brandschutzes, der durch den Bauantrag der neuen Besitzer auf den Prüfstand kam – und durchfiel. Gesperrt für Besucher ist deswegen ab sofort der erste Stock des Museums, denn es fehlt ein zweiter Fluchtweg. Dass der erste Fluchtweg durch parkende Autos an diesem Sonntag komplett zugestellt war, wäre einem Feuerwehrmann vermutlich ebenfalls aufgefallen.
Sicherheit vor Ort
Ein Brandschützer vor Ort soll in Zukunft für die notwendige Sicherheit sorgen, wenn das Museum geöffnet hat. „Wenn das Bauamt es verlangt, tun wir es“, versprach Stadtrat Jürgen Hintz (CDU). Optimismus verbreitete Rainer Obermüller vom Geschichtsverein. „Wir kriegen das alles in den Griff“, sagte er und ist sich einig mit Charlotte Jäkel: „Das Museum wird leben, und in jedem Neuanfang steckt auch eine Chance.“