Für den Ausbau des Niddaradwegs kürzt das Land Hessen die Zuschüsse. Für die nächsten beiden Abschnitte in Bad Vilbel und Karben fließt zwar erneut Geld – aber erheblich weniger als bisher üblich.
Bad Vilbel/Karben. Eigentlich hat Ekkehart Böing keinen politischen Posten, denn der Diplom-Geograph ist im Karbener Rathaus zuständig für Verkehr – und zugleich Geschäftsführer des Zweckverbandes Niddaradweg. In ihm haben sich die Kommunen am Fluss und der Wetteraukreis zusammengetan, um die Ausflugsstrecke für Radfahrer und Skater auszubauen.
Die Nachricht, die am Donnerstagmittag aus Wiesbaden eintrifft, entsetzt Böing: Das Land senkt die Förderung für den Niddaradweg-Ausbau erheblich ab. Für zwei zusammen zwei Kilometer lange Abschnitte in Bad Vilbel und Karben sollen 427 500 Euro fließen. „Das Land trägt damit fast 60 Prozent der Gesamtkosten von 713 000 Euro“, erklärt Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in einer Mitteilung seines Hauses.
Ausgebaut werden soll in Bad Vilbel eine 800-Meter-Strecke im Burgpark zwischen dem Quellenhof und der Büdinger Straße. In Karben geht es darum, auf 1,2 Kilometern den Radweg zwischen Dortelweil und Klein-Karben neu zu bauen, wo der alte der Nidda-Renaturierung zum Opfer fiel.
Was der Minister verschweigt: In der Vergangenheit floss mehr Geld vom Land. „Bisher gab es immer 75 Prozent, da die Niddaroute auch ein hessischer Fernradweg ist, einmal sogar 80 Prozent“, erinnert Ekkehart Böing. „60 Prozent sind aber sehr enttäuschend.“
Ausbau ausgebremst
Gerade der Fachmann hatte nach den jüngsten Ankündigungen des Ministers gehofft, dass die Fördersätze womöglich sogar steigen. Al-Wazir hatte erklärt, mehr Strecken für Radler ausbauen zu wollen. „Die offizielle Forderung, den Radverkehr zu stärken, und parallel dazu die Förderung herunter zu fahren, passt nicht zusammen“, findet Böing. Wie schon in anderen Fällen also reicht das Land Kosten nach unten durch. „Das trifft wieder die Kommunen, die jetzt wieder mehr Geld in die Hand nehmen müssen“, befürchtet der Geschäftsführer. Denn die übrigen Kosten werden unter den Mitgliedern des Zweckverbandes aufgeteilt.
Die neuen, asphaltierten Wege werden mit drei Metern deutlich breiter sein als die bisherigen. Los gehen sollen die Bauarbeiten in Klein-Karben im September und dann sechs bis acht Wochen dauern. In Bad Vilbel könnten die Bauarbeiten laut Böing im Herbst laufen, sobald die Burgfestspiel-Saison zu Ende gegangen ist.
Kommunen zahlen mehr
Der Geschäftsführer befürchtet als Folge der Förderpolitik, dass Kommunen nun „die Investitionen in die Fahrradinfrastruktur strecken werden“. Sauer reagiert auch Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU): „Nicht nur, dass die Fördersätze ständig reduziert werden und die Antragstellung immer komplexer wird“, schimpft er. „Auch die Dauer der Vorfinanzierung wird immer länger.“ Laut Rahn muss Karben den Bau des Radweges zwischen Petterweil und Burgholzhausen bis ins Jahr 2017 vorfinanzieren. Denn erst für diesen Zeitpunkt hat das Land das Auszahlen der Fördergelder in Aussicht gestellt. (den)