Bad Vilbel. Es war ein Nebensatz, gefallen in der Sitzung des Bauausschusses, der viele Bad Vilbeler aufhorchen ließ. Konfrontiert mit der Kritik, dass sich durch den Bau des Kombibades für die Massenheimer Grundschüler der Schulweg deutlich verlängert, brachte Stadtrat Klaus Minkel (CDU) einen Vorschlag auf den Tisch, den manch einer wohl vergessen hatte: Eine eigene Grundschule im Stadtteil zu bauen.
Seit zwei Jahren schon arbeitet sich der Ortsbeirat Massenheim an dieser Idee ab. Konkret geht es um ein kleines Baugebiet, das am Westrand des Ortsteils auf den Erweiterungsflächen der katholischen Kirche am Harheimer Weg entstehen soll. Dort soll eine Allgemeinbedarfsfläche ausgewiesen werden, die es rechtlich möglich machen würde, dort eine Schule anzusiedeln. Der entsprechende Bebauungsplan »Friedhofswiese« befindet sich in der Aufstellung. Noch dieses Jahr soll ihn das Parlament beschließen.
SCHULTRÄGER SKEPTISCH
Damit wäre der erste wichtige Schritt auf einem wohl langen Weg getan. Mit zeitlichen Prognosen zu einem möglichen Schulneubau hält sich der Magistrat noch zurück. Wohl auch, weil nicht nur die Stadt selbst das Vorhaben unterstützen muss. An erster Stelle wäre der Wetteraukreis als Schulträger in der Pflicht. Laut Magistrat soll er das Projekt in sein Schulbauprogramm aufnehmen und wenn es soweit ist, als Bauherr auftreten. In der Vergangenheit hatte die Kreisverwaltung signalisiert, es sich zumindest vorstellen können, eine neue Schule zu bauen, sollten die Schülerzahlen weiter steigen.
Nun heißt es aus der Pressestelle in Friedberg, der Kreis plane keine neue Schule. Entsprechendes stehe in der Teilfortschreibung des Schulentwicklungsplans für Bad Vilbel, die das Kultusministerium vor zwei Monaten genehmigt habe. Die Prioritäten liegen demnach auf dem Bau einer Grundschule im Quellenpark und den Erweiterungen in Gronau und am Schulzentrum.
Der Kreis begrüße die Bemühungen, bei der Stadtentwicklung wie in Massenheim Flächen für den Allgemeinbedarf vorzuhalten. Grundsätzlich verfolge der Kreis die Situation in Bad Vilbels Schullandschaft »sehr aufmerksam, um bei Bedarf reagieren zu können«.
Der Schulentwicklungsplan prognostiziert in den kommenden Jahren ein stetes Wachstum der Schülerzahlen an fast allen Bad Vilbeler Grundschulen. Allein an der Saalburgschule, der die Massenheimer Kinder zugewiesen sind, lernen bis 2024, statt wie heute knapp 300, dann 350 Mädchen und Jungen das Abc und das Einmaleins.
VIEL MEHR EINWOHNER
Der Druck könnte zudem durch weiteren Zuzug steigen, glaubt Stadtrat Minkel. Er verweist auf die Ankündigung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Tarek Al-Wazir (Grüne), rund um Frankfurt 200 000 Wohnungen entstehen lassen zu wollen. Ein Anteil entfiele auch auf Bad Vilbel. Der Trend bleibt, nach Angaben des Rathauses, dass sich wie in Massenheim vermehrt junge Familien in der Quellenstadt niederlassen. Dass die bestehenden Schulstandorte aus Platzgründen in der Regel nicht mehr wachsen könnten, eröffne so eine Chance, glaubt Minkel. Entlastung gäbe es irgendwann nur über einen Neubau in Massenheim. Wächst Vilbel weiter, arbeite die Zeit also für die Stadt.
Entwickelt hat die Idee, den 2700-Einwohner-Stadtteil wieder mit einer Schule auszustatten, die örtliche CDU um Ortsvorsteherin Irene Utter. »Ich glaube, dass eine Grundschule Massenheim sehr gut täte«, sagt sie. »Ich bin eine Verfechterin des Prinzips kurze Beine – kurze Wege.« Kein Schulbus wäre laut ihr nötig, keine Elterntaxis, keine langen Schulwege, und es gäbe Betreuung vor Ort. Zudem würden die Schülerzahlen an einzelnen Standorten nicht zu groß. Landrat Jan Weckler (CDU) habe ihr 2017 im Gespräch in Aussicht gestellt, so Utter, dass eine Grundschule in Massenheim möglich sei, wenn sie zweizügig betrieben werden könne. Das bedeute 200 Grundschulkinder im Schuleinzugsgebiet Massenheim.
POSITIVE TENDENZ
Zunächst muss sich die Stadt mit der Kirchengemeinde einig werden, deren Erweiterungsflächen fürs geplante Baugebiet gebraucht werden. Erste Gespräche ergaben laut Minkel eine positive Tendenz. Haben Kirche und Stadt einen Deal und steht der Bebauungsplan, habe der Magistrat für den Kreis eine Verhandlungsgrundlage.
Von Alexander Gottschalk
Pläne für Grundschulen in Bad Vilbel
– Bis Sommer 2021 entsteht im Quellenpark eine dreizügige Grundschule mit Sporthalle für rund 250 Schüler . Kostenpunkt für den Wetteraukreis als Bauherr: 13 Millionen Euro. Das Grundstück stellt die Stadt kostenfrei bereit.
– In der Zweigstelle der Stadtschule in Gronau wird ausgebaut. Die Grundschule bekommt neue Räume, Baustart soll im Frühjahr sein. Investitionssumme: 4,1 Millionen Euro.
– Auch an Saalburgschule und dem Hauptstandort der Stadtschule in der Kernstadt will der Kreis mit Blick auf die Ganztagsbetreuung die Räume erweitern. An der Stadtschule wurde kürzlich eine neue Mensa eingerichtet. (ag)