Bad Vilbel. Finanzkrise, Inflation, Börsencrash – die Stichworte stehen für derzeit unsichere Finanzmärkte, verunsicherte Anleger und Sparer. „Aber bitte nicht mit uns!“, sagt Teppichhändler Gunther Wolf. Der Experte für Orientteppiche mit seinem Teppichhaus in der Innenstadt, rät zum Kauf von qualitativ hochwertigen Perserteppichen, um Geld wertbeständig anzulegen. Er kenne eine Dame, die habe vor 35 Jahren einen persischen Täbris gekauft, rund dreimal vier Meter groß. Sie habe damals an die 7000 Mark bezahlt. Nun suchte sie einen neuen Teppich, der besser zu ihrem neuen Ambiente passte und sie fand „einen sehr feinen Nain, hell freundlich und modern klassisch.“ Den gebrauchten Teppich konnte sie für 3500 Euro in Zahlung geben, erzählt Wolf und betont, „etwas, das 35 Jahre täglich benutzt wird und Freude bereitet und dann noch seinen Wert behält, das kann nur ein Perserteppich sein.“
Perserteppiche sind für Wolf, der seine Liebe zu Teppichen vom Vater in die Wiege gelegt bekommen hat, Kunstwerke, Kulturgüter aus dem Morgenland. Ihre Namen haben sie nach den Städten, in denen sie geknüpft werden: Täbris, Ghom, Kashan, Nain oder seltener Esphahan. Die floralen oder geometrischen Motive, die Farben – sie sind nicht nur schön anzusehen, sie „sind Symbole und vermitteln tradierte Vorstellungen und Werte“. Die Lilie etwa, erklärt Wolf, der gerne sein Wissen weitergibt, sei das Zeichen für Brüderlichkeit, die Farbe Orange stehe für Demut, Blau für Treue und Rot für Liebe. So erzählt Wolf von den einzelnen Elementen und fügt sie zu Geschichten zusammen, die den Teppich als Darstellungsmittel für kulturelle Vorstellungen einer vergangenen Welt zeigen.
Doch seine Wertbeständigkeit erhält ein Perserteppich nicht nur durch seine kulturelle Prägung, sondern auch durch seine Herstellung. Die Verwendung von Schafwolle mache die Teppiche strapazierfähig, und sie seien leicht zu reinigen. Je feiner ein Teppich geknüpft ist, desto hochwertiger sei die Qualität. Hierunter fallen Teppiche ab einer halben Millionen Knoten auf den Quadratmeter. „An solch einem Quadratmeter arbeitet ein Knüpfer gut ein Jahr“, erklärt Gunther Wolf. Ein weiteres Gütemerkmal ist die eingearbeitete Signatur eines Meisters. Ein seriöser Händler bürge für seine Teppiche, stelle Expertisen aus, die Herkunft, Größe, Kette und Schuss sowie Knotenanzahl enthalten. Perserteppiche sind auch Sammlerstücke und bei solchen Objekten gelte – je seltener, desto höher der Wert. Hierzu zählen laut Wolf Teppiche aus der Hand des Meisters Sairafjan, solche aus Esphahan, oder Teppiche in der Farbe Grün, die Farbe des Propheten. Und natürlich historische Teppiche. Der älteste bekannte Teppich ist der 2500 Jahre alte Pazyryk-Teppich, in der Eremitage in St. Petersburg. (cwi)