Bad Vilbel. Zum vierten Mal waren jetzt an der Betonwand vom Bahndamm Kasseler Straße drei Graffiti- und Street-Art-Künstler am Werk, um die Wand mit fantasievollen Figuren zum Blickfang zu machen. „Hera“ macht die Entwürfe und Skizzen, „Akut“ und „Case“ gestalten mittels Fotografien die Details. Die drei Künstler sind weltweit tätig. Gerade erst kamen sie aus Bristol bei London, wo sie ein Gebäude mit zehn Stockwerken gestaltet haben. Demnächst verzieren sie die Kulturhalle in Mannheim. In Tel Aviv, Paris oder Russland sind sie bereits gewesen: „Wir sind ständig auf der ganzen Welt unterwegs“, sagt „Hera“.
Was sagt das neue Bild aus: Der Hintergrund ist mit „I was here“– Versionen in vielen Schreibweisen und Sprachen gestaltet. Im Vordergrund wird eine junge Frau im Punk-Look gezeigt, die steht für die Jugendlichkeit. Sie hält die Zügel der Kreativität. Diese wiederum wird als wilde Kreatur dargestellt
Der Wohnsitz des Trios ist in Frankfurt und Schmalkalden in Thüringen. Ihre Eltern hätten nicht die Mittel für Künstlerförderung gehabt, sagt „Hera“. So habe man sich halt als Sprayer entwickelt und: „Dort, wo wir herkamen, gab es genug freie Flächen. Verbotenes mussten wir nicht tun“. Das müssen sie auch in Vilbel nicht. Die Profis hat das örtliche Stadtmarketing engagiert.
Schon mit 13 zeichnete Hera Buchstaben in ihr Tagebuch, aber machte erst sieben Jahre später ihr erstes Graffito auf dem Schlachthofgelände in Wiesbaden. In vielen ihrer Bilder zeigt sie, was es heißt, eine Frau zu sein.
Akut legte sich als 14-jähriger den Writernamen „Skan“ zu, seine Vorbilder waren Mode2, Can2, Odem und Seen und er malte nur erst einmal, weil alle Jungs, die er cool fand, malten. Er entdeckte später das Charakter–Malen für sich und somit ein gigantisches Spektrum an Möglichkeiten.
Case hat mit 16 Jahren sein erstes Bild gemacht. Entscheidende Impulse kamen aus dem Kreis erfahrener Freunde. Schnell lernte er mit jedem Bild dazu, ihn prägte die Zusammenarbeit mit Akut. Er sagt von sich selbst: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt wie es ist, müssen wir zulassen, dass sich alles verändert.“ (hgm)