Karben. Für seine Forderungen nach mehr Lärmschutz beim Bau der Nordumgehung stößt das Berufsbildungswerk Südhessen (bbw) auf heftige Kritik. Die Bürgerinitiative „Nordumgehung jetzt!“ befürchtet gar ein Aus für das Straßenbauprojekt.
„Frau Seehof ist nicht die Chefverkehrsplanerin der Stadt.“ Mit starken Worten reagiert CDU-Parteichef Mario Beck auf die Kritik von Renée Eve Seehof.
Die Geschäftsführerin des Berufsbildungswerks hatte jüngst die Planung für die Nordumgehung angriffen und mehr Lärmschutz für ihre Einrichtung mit 350 jungen Behinderten gefordert. Den dann geplanten Lärmschutz aber lehnt das Berufsbildungswerk nun ab: Man wolle nicht hinter einer „Berliner Mauer“ eingesperrt werden.
Vielmehr fordert Seehof von der Kommunalpolitik, eine Gesamtverkehrsplanung für Nordumgehung und den B 3-Ausbau vorzunehmen – und dabei das bbw vor Lärm zu schützen. Deshalb wirft Beck der bbw-Chefin eine Blockadetaktik vor. „Sie geht deutlich zu weit, wenn sie glaubt, dass nur ihre Meinung zählt.“
Den Bau der Nordumgehung mit dem der neuen B 3 zu verbinden lehnt die Bürgerinitiative „Nordumgehung jetzt!“ rundweg ab. „Das würde das Ende der Nordumgehung bedeuten“, sagt Harald Ruhl, Sprecher der Bürgerinitiative. Die Projekte seien in ganz unterschiedlichen Stadien: Während für die Umgehung demnächst Baurecht erteilt werden solle, habe für den B 3-Ausbau noch nicht einmal das Raumordnungsverfahren begonnen. „Das wurde für die Nordumgehung 2003 abgeschlossen“, erinnert Harald Ruhl. „Also reden wir hier von zehn Jahren Verzögerung für die Nordumgehung.“ Das sei den Bürgern nicht zu erklären.
Eine der Groß-Karbenerinnen, die vergangene Woche vorm bbw am Heroldshain für den schnellen Bau der Nordumgehung demonstrierten, ist Karbens SPD-Chefin Christel Zobeley. Man müsse zwar „auch die Interessen des bbw beachten“, doch werde die Nordumgehung „dringend gebraucht“. Sie fordert alle Seiten deshalb auf, auf eine sachliche Ebene zurückzukommen. „Eine Situation, in der wir uns gegeneinander aufschaukeln, können wir nicht gebrauchen“, findet sie. So etwas fördere lediglich „die Kräfte, dass Einwendungen gemacht werden“.
Anders als bisher müsse das Berufsbildungswerk bei den Gesprächen über die weiteren Verkehrsprojekte in seinem Umfeld beteiligt werden, findet die SPD-Chefin. Das hatte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zuletzt in einem Gespräch versucht, war jedoch zu keinem Ergebnis mit der bbw-Chefin gekommen. „Es ist die Frage, ob man das mit dem notwendigen diplomatischen Geschick gemacht hat“, merkt Zobeley an.
Ein klares Ja zur Nordumgehung fordert die Bürgerinitiative vom bbw. „Frau Seehof muss einlenken“, sagt Harald Ruhl. Als Kompromiss schlägt er vor, dass die Einmündung der Nordumgehung Groß-Karben auf die B 3 in Höhe des bbw geändert wird, sobald der B 3-Ausbau kommt. „Im Zweifelsfall muss die Anbindung dann eben noch einmal umgebaut werden.“ Dabei erhalte das bbw dann von der BI „jegliche Unterstützung für eine verträgliche Lösung“, verspricht Ruhl. „Da geben wir gerne Hilfestellung, aber diesen Kompromiss muss Frau Seehof jetzt mitgehen.“ (den)