Karben. Die Omikron-Variante des Corona-Virus’ hat die Wetterau fest im Griff. Das macht sich an den Infektionszahlen an den Schulen ebenfalls bemerkbar. Am Mittwoch der Vorwoche waren 198 Infektionsfälle aus Schulen gemeldet worden. Zwei Karbener Schulleiterinnen berichten vom Corona-Alltag.
»Ich verbringe zurzeit die Hälfte meines Arbeitstages mit der Bearbeitung der Corona-Fälle an meiner Schule«, sagt Ursula Hebel-Zipper. Die Stimme der Schulleiterin der Kurt-Schumacher-Schule, mit 1430 Schülern und 112 Lehrern eine der größten Schulen im Wetteraukreis, klingt verzweifelt. Hinter ihr liegen zwei schwierige Jahre mit vielen Corona-Beschränkungen.
»Es waren nicht nur für die Lehrer schwere Jahre, die sich im laufenden Schulbetrieb mit den neuen Techniken wie online-Fernunterricht und den dadurch bedingten neuen Unterrichtsmethoden vertraut machen mussten, sondern auch für die Schülerinnen und Schüler stellten die zwei Jahre eine große Herausforderung dar«, sagt Hebel-Zipper.
Sie hat in dieser Zeit mit ihrer Schule alles mitmachen müssen, von der kompletten Schulschließung, über den Wechselunterricht mit teilweisem Präsenzunterricht und Homeschooling bis hin zu dem momentanen Präsenzunterricht mit dreimal wöchentlichen Tests und der strikten Maskenpflicht während des Unterrichts.
Und während sie von ihren Erfahrungen berichtet, klingelt unentwegt ihr Telefon mit weiteren Corona-Meldungen aus ihrer Schule. Ihre Sekretärin kommt ins Büro und legt ihr neue Krankmeldungen von weiteren Schülern auf ihren Schreibtisch, die sie dann umgehend dem Gesundheitsamt melden muss.
Mittlerweile seien drei Lehrer und in jeder Klasse mindestens ein Schüler an ihrer Schule an Corona erkrankt. Klar, dass sie zu Hause bleiben müssen.
Und wie sieht es mit Impfverweigerern an der Gesamtschule aus? »Sagen wir mal so, wir haben auch ungeimpfte Lehrer und Schüler, wenn auch nur in ganz geringer Anzahl. Aber das sind keine generellen Verweigerer, sondern sie haben lediglich Probleme mit dem aktuellen Impfstoff und warten deshalb auf einen möglichen Totimpfstoff«, berichtet Hebel-Zipper. Diese Personen müssen sich dann aber auch täglich vor Zeugen in der Schule testen lassen.
Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus haben natürlich auch die Eltern. »Wenn Corona-Fälle in der Klasse gemeldet werden, dann halten Eltern ihre Kinder auch schon mal zu Hause oder geben mir telefonisch oder schriftlich die widersprüchlichsten Ratschläge«.
Und diese Erfahrung macht sie nicht allein. Gegenüber der Kurt-Schumacher Schule befindet sich die Pestalozzi-Grundschule mit 282 Schülern und 24 Lehrern. Auch deren Schulleiterin Hilke Bender schildert die zurückliegenden zwei Jahre als sehr schwierig und für alle Betroffenen sehr anstrengend.
»Als wir nach der kompletten Schließung im Sommer 2020 mit dem Wechselunterricht wieder beginnen sollten, hatten noch nicht mal alle Kinder PCs oder Laptops zu Hause. Das hat der Elternbeirat dann in Eigenregie bewerkstelligt«, erinnert sich Bender.
Der Vorteil an ihrer Schule ist, dass in den Klassen 3 und 4 der Umgang mit einem Computer auf dem Stundenplan steht und die meisten Kinder deshalb keine größeren Probleme mit dieser Technik hatten.
Einig sind sich allerdings alle Eltern wie die Schulleitungen: Wissenslücken würden bei den Kindern zurückbleiben.
Von Jürgen W. Niehoff