Bad Vilbel. „Das ist doch irre!“ Mehr als diese vier Worte waren Schulleiter Peter Mayböhm nicht zu entlocken, als zur Bekanntgabe des Siegers der Film über die John-F.-Kennedy-Schule startete. Er konnte es bis zum Schluss einfach nicht glauben. Seine Schüler hatten es schon früher gerafft. Nachdem beim Countdown der drei hessischen Erstplatzierten zuerst die Fuldaer Winfriedschule genannt wurde und dann der Film der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode anlief, waren es die Bad Vilbeler, die die Dritt- und Zweitplatzierten am lautesten beklatschten. Denn nun blieb für sie nur noch der erste Platz für das Projekt „Erzähl mir Deinen Koffer“ beim Festakt in der Bad Homburger Schlosskirche
„Die John-F.-Kennedy-Schule kam, sah und siegte!“, jubelte Mayböhm. Mit dem olympischen Gedanken „Dabei sein ist alles“ habe man sich um die Teilnahme beworben und schon die Annahme des Projekts als Sieg gefeiert. „Als wir hörten, dass wir unter den ersten Drei sind, waren wir schon besinnungslos vor Glück.“ Und nun das! Die Idee der zwei achten Hauptschulklassen und ihrer Projektbetreuungslehrer Christine Schröder, Regina Harms sowie der Referendare Hasret Deliorman und Stephan Retzek war aber auch zu bestechend. Das Projekt basiert auf dem Spiel „Ich packe meinen Koffer und nehme mit . . . “. Die Schüler fragten Senioren mit christlichem, jüdischem und muslimischem Hintergrund, was ihnen in ihrem Leben wichtig genug geworden ist, um es im Koffer überall hin mit zu nehmen. Beim Packen erzählten jüdische Senioren über ihre Erfahrungen mit dem Holocaust, Muslime schilderten ihre Erlebnisse in der „neuen Welt“ Deutschland. Es schlossen sich Treffen an, in denen sich die Generationen über ihr jeweiliges Verständnis von Fremde und Heimat austauschten. Durch Filmaufnahmen dokumentierte René DiRienzo das Projekt.
„Ich habe im Kontakt mit Schulleitung, Lehrern und Schülern immer wieder gehört, dass das Projekt jeden in seiner Persönlichkeit und die Schule insgesamt voran gebracht hat“, sagte Hessens Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) bei der Preisverleihung. Die globale Kommunikation vermittle zwar den Eindruck, alles auf der Welt zu kennen, doch „im Alltag versammeln wir uns wieder um den eigenen Kirchturm“. Dialog und Trialog seien notwendig, um sich gegenseitig verstehen und einordnen zu können, so Hahn. Denn Konflikte abbauen bedeute Vorurteile abzubauen. Deshalb müssten auch Religionen an den Schulen gleich behandelt werden. „Je aufgeklärter Jugendliche aufwachsen, umso weniger werden sie Opfer von jenen, die Vorurteile missbrauchen.“