Bad Vilbel. Allen Voraussagen zum Trotz konnten die Besucher des Straßenfestes am Sonntag ihre Regenschirme geschlossen halten. Dabei hatte es am Vormittag noch richtig geschüttet und kurz nach Schließung der Geschäfte um 18 Uhr klatschte erneut heftiger Schauerregen herunter. Dazwischen herrschte zwar nicht unbedingt eitel Sonnenschein, aber es war durchaus angenehm durch die für diesen Tag zur Fußgängerzone umfunktionierte Innenstadt zu schlendern. Und so waren Geschäfte und Frankfurter Straße samt Plätzen und Passagen immer gut gefüllt und an den Imbiss- und Getränketheken mussten die „Kunden“ etwas Schlange stehen, bevor sie ihre Wünsche erfüllt bekamen. Und um einen Parkplatz in City-Nähe zu bekommen, bedurfte es spätestens ab 13 Uhr viel Glück oder viel Zeit.
Kurz vor elf Uhr war „Quellenkönigin Sahra I. wohl eine der Wenigen, die trotz nasser Straßen und dicker Wolken bereits optimistisch waren. Voll Vorfreude saß sie mit ihren Eltern am Biwer-Kreisel im Cabrio und wartete auf die Stadtkapelle, die musizierend vor ihr zur Eröffnung des Festes durch die Frankfurter Straße ziehen sollte. Immerhin war es der erste große Auftritt der neuen Quellenkönigin in ihrer Heimatstadt. Doch die 20-Jährige wartete vergebens. Die Musiker hatten Bedenken, dass ihre teuren Instrumente bei einem erneuten Schauer zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und verharrten unter dem Bühnendach auf dem Zentralparkplatz.
Von offizieller Seite stand Sahra I. bei ihrem Umzug so lediglich Kurt Liebermeister vom Stadtmarketing bei, der tapfer und treu neben dem Cabrio mit der Quellen-Queen einherschritt.
Mit Musik aus dem Autoradio versuchte der Fahrer, den stillen Marsch noch etwas aufzupeppen. Dennoch meinte am Straßenrand ein Mann, der hier geboren ist: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Und auch andere Stimmen bezeichneten die Umstände des Umzuges als „erbärmlich“ und „blamabel“.
Die Quellenkönigin wurde für ihre Entschlossenheit mit strahlendem Sonnenschein belohnt und vielleicht hat sie dadurch die Regenwolken so beeindruckt, dass sie erst am Abend wieder ihre Schleusen öffneten. Erst bei der Einfahrt auf den Zentralparkplatz schallte Sahra ein Tusch der Stadtkapelle entgegen. Da sich zu diesem Zeitpunkt erst wenige Besucher in den Lücken zwischen den Ständen verloren hatten, verschob sie ihren Rundgang auf den Nachmittag.
Der Turnverein und der Fußballverein hatten ihre Getränketheken und Grillstationen am Zentralparkplatz bereits am Samstagabend zum Warm up mit der Band Cover up geöffnet.
Ansonsten waren nur wenige andere Vereine – der Lionsclub Wasserburg, das Akkordeon-Orchester und die Guttempler sind hier zu nennen – in diesem Jahr mit Informationen, Spiel-, Getränke- oder Speisenangeboten beim Straßenfest vertreten. Dafür hatten die meisten Einzelhändler ihre Ware an den Straßenrand gestellt. „Und ich dachte, der Andrang auf Standplätze wäre dieses Jahr so groß. Denn die Schoten haben gar keine Einladung erhalten“, wunderte sich Eric Geisler, Vorsitzender des gleichnamigen Karnevalsvereins.
Immerhin wurde in Höfen Kaffee und Kuchen oder Ebbelwoi angeboten, Grills rauchten, der französische Markt bot Delikatessen aus dem Nachbarland, die Aktivitäten im Haus der Begegnung und der Flohmarkt davor zogen etliche Besucher an. Das Autohaus Bredler-Völkel präsentierte auf dem Parkplatz einer Bank einige Fahrzeuge und ganz im Zeichen der Fußball-WM lockte der Stand der Frankfurter Neue Presse. Wer hier die lautesten Anfeuerungsrufe ins Mikro stieß, konnte am Stimmungsbarometer seine Fan-Tauglichkeit ablesen.
Ein Highlight waren die Darbietungen der Tanzschule Bäppler-Wolf am Zentralparkplatz. Die „Ritter der Kokosnuss“ standen Pate für die Tänze der kleinen Burgfräuleins, Drachen und Edelmänner, von denen die Jüngsten gerade vier Jahre alt sind. Außerdem lockte DJ Peter Henninger zum Karaoke den einen oder anderen Besucher auf die Bühne. (hir/bep)