Bad Vilbel. Dass um ihr Wasser-Tretbecken im Kurpark ein Spielplatz herumgebaut wurde, ärgert die Mitglieder des Kneipp-Vereins. Dies störe nicht nur den Kurbetrieb, sagen sie, das kalte Wasser sei auch eine Gefahr für kleine Kinder. Vor zwei Jahren war die Welt für den Kneipp-Verein noch in Ordnung. Damals lichtete die Stadt die Sträucher, die das Kneipp-Wasser-Tretbecken neben dem Hallenbad überwuchert hatten und einen nächtlichen Anziehungspunkt für Personen schufen, die nicht auf Wasserbäder aus waren.
Nun gibt es ein neues Bild: rings um das Kneipp-Becken haben städtische Mitarbeiter Teile des Spielplatzes am Hallenbad verlegt. Ein Sandkasten, fünf Wipptiere und drei Schaukelgerüste stehen dort, ein Kletterhaus soll hinzukommen. Derweil laufen auf dem alten Platz die Abbrucharbeiten. Ein Kleinbagger zerlegt die Holzbänke. Der Standort soll einer Erweiterung des Parkplatzes auf dem ehemaligen Minigolf-Gelände weichen. Die beiden dort noch verbliebenen Klettergeräte sind abgängig. Sie haben keinen TÜV mehr bekommen und sollen verschrottet werden, kündigt Ronald Agel vom Gartenamt an. Dass ihre Anlage zum Mittelpunkt eines Spielplatzes wird, empört die Kneippianer – vor allem der Umstand, dass niemand das Vorhaben mit ihnen abgesprochen habe. „Das ist eine Kuranlage, die der Gesundheit dient, und keine weitere Attraktion für einen Spielplatz“, betont der Vorsitzende des Kneipp-Vereins, Thomas Pfeiffer. Die Therapieanwendungen, das Wasserbecken, nach dessen Durchschreiten man über die Wiese laufe und sich auf den Bänken ausruhen solle – „das passt einfach nicht zusammen“. Wenn man die Anwendungen richtig mache, brauche man eine gute halbe Stunde, ergänzt Helga Wegener. „Wasser hat eine magische Anziehungskraft auf Kinder“, weiß auch Kneipp-Mitglied Linda Pfeiffer, die nebenan im Hallenbad Baby-Schwimmkurse gibt. Sie sei bereits von besorgten Müttern angesprochen worden, was dieser „Quatsch“ solle. Denn sie befürchteten, dass die Kinder nicht auf dem Spielplatz blieben, sondern vor allem das Wasserbecken ansteuerten. Das aber sei nicht ungefährlich, mahnt Pfeiffer. Das Wasser im Kneipp-Becken sei nur zehn bis zwölf Grad warm und ungechlort. Hinzu komme, dass ins Becken auch mal Scherben oder Unrat geworfen würden, weiß Wegener. „Wir sind nicht gegen den Spielplatz – im Gegenteil“, betont Pfeiffer. Allerdings solle die Anlage in räumlichem Abstand zu dem seit mehr als 20 Jahren bestehenden Kneipp-Becken auf der Wiese in Hallenbad-Nähe verlegt werden. Rein theoretisch könnten die Spielgeräte noch umgesetzt werden, räumt Agel ein. Ansonsten aber sei die Anlage bereits fertig.
Über den Standort könne er keinen Kommentar abgeben, den habe Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) persönlich ausgesucht. Stöhr und Baudezernent Erik Schächer waren wegen Urlaubs nicht zu einer Stellungnahme in der Lage. Agel möchte sich zu dem Konflikt nicht äußern, gibt jedoch zu bedenken, dass an anderen Stellen Kastanienbäume im Weg stünden. Außerdem dürfe der Platz nicht zwischen zwei Durchgangswegen liegen. Zudem stünden demnächst Veränderungen an, wenn die Neue Mitte und die Nidda-Renaturierung vor dem Spielplatz erfolge. Auch da könnten die Kinder ins kalte Wasser hinein. Auch, dass Spielplatzsand ins Becken geraten könne, sei kein Argument, meint Agel. Er selbst habe den Kneippianern vor zwei Jahren noch ausgeredet, ihren „Sinnespfad“ um das Becken herum mit losen Materialien auszulegen. Nun sind dort Steine zu finden.
Der Kneipp-Verein feiert am Sonntag, 16. Mai, von 11 bis 16 Uhr im Kurpark am Tretbecken (neben dem Hallenbad) den Geburtstag seines Namensgebers, des Pfarrers Sebastian Kneipp, und eröffnet die Tretbecken-Saison. Für Kinder wird ein spezielles Tretbecken aufgestellt. Es sind Spiele vorbereitet.