Als einzige haben die Freien Wähler in Karben gegen den Investor für die Bebauung des KSG-Sportplatzes in Groß-Karben gestimmt. Das sorgt nun für ordentlich Knatsch bei den Koalitionspartnern CDU und FDP.
Karben. Nach neun Jahren gemeinsamer Arbeit zeigt sich erstmals öffentlich ein Riss in der Karbener Koalition. CDU und FDP sind stocksauer auf die Freien Wähler (FW). Weil die nicht nur gegen den Frankfurter Investor Wohnkompanie fürs neue Baugebiet Am Park in Groß-Karben gestimmt haben. Sondern, weil sie nachtreten.
Allen anderen Fraktionen werfen die FW vor, dass sie sich mit der Entscheidung für den Bau von sechs Mehrfamilienhäusern „über die erheblichen Bedenken der Anwohner hinwegsetzten“. Das erklärt Fraktionsvorsitzende Rosemarie Plewe in einer Pressemitteilung.
Außer den FW stimmten alle übrigen Stadtverordneten für die Wohnkompanie. Nun mahnt Rosemarie Plewe, dass mit der Entscheidung für 63 Wohnungen statt des anderen Investors mit nur 44 Wohnungen „mit einem erheblich höheren Verkehrsaufkommen für die umgebenden Wohnstraßen gerechnet werden“ müsse. Auch sei für die Freien Wähler „nicht nachvollziehbar“, dass die Stadt auf 93 500 Euro Einnahmen verzichte.
Dieses Nachtreten sorgt bei FDP-Parteichef Oliver Feyl für „Verwunderung“. Es habe im Vorfeld „eine einmalige und transparente Entscheidungsfindung“ gegeben. Dabei seien der höhere Kaufpreis und das Thema Verkehr berücksichtigt gewesen. Dennoch sei die Idee der Wohnkompanie insgesamt besser beurteilt worden. Richtig sauer reagiert Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU). Dass sich das Parlament über Anwohnerbedenken hinweg gesetzt habe, sei „schlicht unkorrekt dargestellt“. Auch das Votum der Anliegerversammlung hätten die Stadtverordneten berücksichtigt.
Persönliche Interessen?
Hinzu komme, dass der Vorschlag der Wohnkompanie für die Verkehrserschließung von allen an der Entscheidung Beteiligten die beste Bewertung erhalten habe. Ortsbeirat und Stadtverordnete waren ebenso einbezogen. Es gebe auch Anwohner des KSG-Sportplatzes, die die Bebauung positiv bewerteten, erläutert der Stadtrat. Sie fänden das Verfahren „positiv“. Deshalb schätzt Stein, dass die FW einen anderen Grund hätten für ihre Kritik: Weil „Frau Plewe direkte Anwohnerin des Sportplatzes ist und damit ihre persönlichen Bedenken über die Mehrheitsmeinung stellt“.
Während Debatte und Entscheidung im Parlament hatten alle im Umfeld wohnenden Stadtverordneten wegen Befangenheit den Saal verlassen. Das betraf außer Rosemarie auch ihren Mann Hartmuth Plewe (CDU), ebenso Grünen-Fraktionschef Mario Schäfer und SPD-Mann Harald Ruhl. (den)