Weil sie die Entscheidung der Kreisregierung, die Prioritäten bei der Neuverteilung der freiwilligen Zuschüsse für Kindertagesstätten zugunsten von Tagesmütter-Pflegeplätzen mittrugen, wurden die Grünen von den anderen Fraktionen im Stadtparlament heftig kritisiert (wir berichteten). Sie weisen die Kritik nun zurück.
Bad Vilbel. Auf zwei Millionen Euro hatte der Kreis die Fördermittel aufgestockt, jedoch mit der Priorität, künftig die Tagesmütter-Pflegeplätze im Rahmen der U 3-Betreuung vorrangig zu fördern, heißt es in einer Stellungnahme der Grünen. Diese Umverteilung wurde von den Fraktionen der CDU, FDP und SPD massiv kritisiert, weil sie für die Kindertagesstätten in der Stadt erhebliche finanzielle Einbußen und Nachteile im Betreuungsangebot befürchteten. Mit einer Resolution sollte der Wetteraukreis zur Rücknahme dieser Umverteilung aufgefordert werden.
Nach Ansicht der Vilbeler Grünen führt diese Resolution „total an der Sache vorbei“, so Kathrin Anders, Vorsitzende der Ortsgrünen und Stadtverordnete. Anders als in Teilen der Elternschaft und der Öffentlichkeit dargestellt, hätten sich die Grünen mit der Ablehnung dieser Resolution “nicht gegen die Kindertagesstätten und entsprechende Einrichtungen der Freien Träger gestellt“. Es sei die Situation in den Kindertagesstätten selbst, die kritisch zu bewerten sei, insbesondere in Bad Vilbel.
Bereits heute sei die personelle Lage angespannt. Landesweit sei der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen und Erzieher leergefegt. Und angesichts der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen in kommunalen Einrichtungen mit oft befristeten Verträgen sei dies kein attraktiver Job.
Während in Hessen jährlich nur rund 260 Erzieherinnen ausgebildet werden, würden aber mindestens 1.000 benötigt. Und landesweit würden den Kommunen schon jetzt rund 3.500 pädagogische Fachkräfte fehlen. „Deshalb sind vermehrte Betreuungsplätze bei Tagesmüttern eine gute Alternative, diesen Mangel für berufstätige Eltern und Mütter auszugleichen“, so die Grünen.
Um der Verpflichtung zur Schaffung von rund 600 Plätzen in der Tagesbetreuung nachzukommen, stelle der Kreis Fördermittel zur Verfügung und erhöhe die Summe auf zwei Millionen Euro, um Eltern ein flexibles Angebot ergänzend zu den Kindertagesstätten zu ermöglichen, betont Hannelore Rabl, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtparlament und Beigeordnete im Kreisausschuss des Wetteraukreises. Sie sieht die Ursache der Misere bei der schwarz-gelben Landesregierung in Wiesbaden. Durch die Kürzungen von 345 Millionen Euro im kommunalen Finanzausgleich seien die finanzschwachen Städte und Gemeinden nicht mehr in der Lage, den Ausbau der Kleinkinderbetreuung schneller voranzutreiben. Aber dank der CDU/FDP-Koalition in Wiesbaden seien die Kommunen pleite, müssten jedoch immer mehr Leistungen zur Daseinsfürsorge ihrer Bürgerinnen und Bürger erbringen. Ein gesetzlich garantierter Betreuungsplatz nütze da niemandem, wenn es hierfür kein Geld und keine Erzieherinnen gebe.
Für Bad Vilbel bedeute die Umschichtung der Fördermittel einerseits eine Streichung von 45.000 Euro bei den Tagesmüttern im städtischen Haushalt, die nun der Kreis übernehme, rechnet Rabl vor. Andererseits werde die Stadt ihren Verpflichtungen gegenüber den freien Trägern weiterhin nachkommen und habe 35.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Die freien Träger würden somit weiterhin bei insgesamt 40 U 3-Plätzen einen jährlichen Zuschuss von 875 Euro pro Kind erhalten – gegenüber 900 Euro zuvor. Danach sei in Bad Vilbel kein einziger Betreuungsplatz gefährdet. Und die aus dem Budget der U 3-Betreuung nicht benötigten Fördermittel würden laut Kreistagsbeschluss an die Kommunen ausgeschüttet, so die Grünen abschließend. (zlp)