Karben. Die Finanzen spielten die Hauptrolle am Sonntagnachmittag im Pfarrhaus. Pfarrer Eckart Dautenheimer, Kirchenvorstands-Vorsitzender Walter Donges und Thomas Föller vom Finanzausschuss stimmten auf die anstehenden Vorhaben ein. Das Wichtigste – die Sanierung der Kirche.
Doch zunächst informierte Pfarrer Dautenheimer über neueste Beschlüsse der Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Kärber evangelischen Kirchengemeinden. Weil die halbe Pfarrstelle in Burg-Gräfenrode nicht so schnell besetzt werde – die Landeskirche entscheide über neue Berechnungsgrundlagen für eine Pfarrstelle, die wohl erst 2014 in Kraft treten werde – ist nun er, Eckart Dautenheimer, auch Pfarrer für die Roggauer Gemeinde. Dafür hat er den Schuldienst für Klein- und Groß-Karben abgegeben. Die statistischen Erhebungen aus dem letzten Jahr zeigen: Die Okärber Gemeinde zählt 1087 Mitglieder. Die demografische Entwicklung sei gravierender als die Kirchenaustritte, betont Dautenheimer.
Am 1. Februar trat eine Gemeindepädagogin ihre Stelle in Karben an. Zuständig für alle evangelischen Kirchengemeinden hat sie ihren Sitz im Pfarrhaus Groß-Karben. Die Stelle wird über die Arge und das Friedberger Dekanat finanziert.
Die Okärber Kirche in ihrer heutigen Erscheinungsform stammt aus den Jahren 1706/07. Aus jenen Zeiten seien keine Baupläne überliefert, so Walter Donges. Weshalb die Gemeinde Architekt und Statiker beauftragt hat, Pläne und Schadensgutachten zu erstellen.
Was dabei zutage trat, war schlimmer als gedacht. „Je dunkler das Rot auf dem Plan aussieht, desto größer ist der Schaden“, erläutert Donges eine der angefertigten Bauzeichnungen. Nachdem die Glaswolle am Dachstuhl entfernt war, wurde sichtbar: Viele Balken waren verfault, darunter auch tragende Balken. „Über Jahrzehnte“, so der Kirchenvorstandsvorsitzende, „war hier Wasser unbemerkt eingedrungen“.
Nun wird, in Absprache mit der Landeskirche, die die Reparaturen des Baudenkmals finanziell unterstützt, die Sanierung auf drei Jahre ausgedehnt. Weil die Kosten derart hoch sind. Rund 600 000 Euro werden für die Wiederinstandsetzung der Okärber Kirche laut Schätzung anfallen. Noch in diesem Jahr wird mit der Reparatur des Kirchturms begonnen. 2013 folgt die Sanierung der Deckenkonstruktion, und 2014 ist die Innenrenovierung der Kirche als Abschluss vorgesehen.
Die EKHN (Evangelische Kirche Hessen-Nassau) übernimmt in den ersten beiden Jahren je 80 Prozent der Kosten und im dritten Jahr 65 Prozent, stellt Thomas Föller vom Finanzausschuss vor. Der Eigenanteil der Okarbener Gemeinde liegt für die drei Haushaltsjahre bis 2014 bei insgesamt rund 150 000 Euro.
„Welche Anstrengungen haben die vielleicht 500 Okärber vor gut 300 Jahren unternommen, um diese Kirche zu bauen?“, fragt Pfarrer Eckart Dautenheimer und macht Mut. Die Vorfahren hätten ihre Spuren in der Kirche hinterlassen. Nun sei es an dieser Generation, die Gelder für die Kirche aufzubringen.
Es werden keine ganzen Balken entfent, um die Decke nicht zu beschädigen, erläuterte Donges. Es werden nur die verfaulten Stellen aus den Balken geschnitten und durch neue Balkenteile ersetzt.
Nun müssen fleißig Spenden gesammelt werden. Ein Fonds, den die Gemeinde seit 20 Jahren hält, soll, wenn auch verlustreich wegen der schlechten Börsenlage, verkauft werden, so dass ein Grundstock von 51 500 Euro vorhanden ist. Einige Aktionen, um Spenden zu sammeln, sind schon angedacht. Bereits im März wird ein Benefizkonzert stattfinden. Weitere Ideen, auch in der munteren Versammlung eifrig vorgetragen, werden gesammelt.
Für eine weitere Baumaßnahme für 2012, eine Teilsanierung des Gemeindehauses mit Wärmedämmung und neuen Fenstern in Höhe von geschätzten 45 000 Euro liegen die Gelder bereit. Es sind zweckgebundene Mittel für die „Bauunterhaltung Pfarrhaus“.