Der Spaß am Fußball verbindet. Zum 20. Internatio- nalen Benefiz-Hallenfußballturnier in der Sporthalle Petterweil trafen sich am Wochenende Freizeitkicker aus 35 Freizeit-, Moschee- und Firmen-Mannschaften. Es waren mehr denn je und ein lebendiger Beweis dafür, wie ein Miteinander gelingen kann.
Karben. Überrollt wurde Bilal Can nicht von der Zahl der Anmeldungen zum Fußballturnier, aber er musste umdisponieren. „Wir spielen statt an einem Tag an zwei Tagen und lassen am Samstag die Moschee- und Freizeitmannschaften antreten, am Sonntag die Firmenmannschaften“, entschied er.
Der Sozialarbeiter und ehrenamtliche Fußballtrainer hat das Turnier vor 20 Jahren ins Leben gerufen und sieht nun mit Freude, wie stark es mittlerweile in der Region verankert und vernetzt ist. „Es spricht sich rum über die Ausländerbeiräte, über die Moscheegemeinden und natürlich über die sozialen Netzwerke.“
„Da machen wir mit“, sagten sich auch die Spieler der Mannschaft Karbenspor – die davor noch gar keine Mannschaft waren, sondern sich privat kannten und einfach gerne Fußball spielen. Zu siebt waren sie gekommen, denn groß muss eine Mannschaft bei einem Hallenturnier nicht sein: Vier Feldspieler und ein Torwart, dazu die Ersatzspieler. Gespielt wird zehn Minuten und bei Gleichstand gibt es statt eines Elfmeterschießens ein Neunmeterschießen.
Eine Schweigeminute
Wie groß die Vielfalt bei diesem Turnier ist, zeigen die Namen der Mannschaften: Aus Frankfurt-Rödelheim ist ein Jugendclub dabei, aus Fechenheim eine Moscheegemeinde und auch aus Bad Vilbel.
Gleich mit zwei Mannschaften rückte die Ditib-Moscheegemeinde Eyup Sultan II aus Dreieich an und aus Bad Kreuznach reisten Fußballer mit dem kämpferischen Namen „Fetih 1453“ an. Sie eroberten tatsächlich den Pokal am Samstag in einem spannenden Finale mit den Trikot-Trägern aus Dreieich. Weit gekommen ist allerdings auch Karbenspor, die den dritten Platz verteidigten in einem Lokalmatch mit dem Jugendclub Karben.
Den Frust, verloren zu haben, tragen alle mit Fassung. Schließlich ist Fairplay die oberste Devise bei diesem Turnier. Und einen Pokal dafür gibt es auch noch.
Fast wie bei einem Familienfest ist die Stimmung am Sonntag, an dem die Zuschauerreihen noch enger gefüllt sind als am Tag vorher. Doch dann herrscht ebenso wie am Samstag für eine Minute Schweigen, ein kollektives Schweigen in Gedenken an die Toten in Paris.
Zu diesem ungewöhnlichen Schritt hatten sich die türkischen Ditib-Gemeinden entschlossen, die mit ihren Mannschaften zu diesem friedlichen Spiel gekommen sind, das dem Sport dient, aber auch der Verständigung, der Integration und der Unterstützung von Hilfsbedürftigen. „Wir verurteilen aufs Schärfste den grausamen Angriff auf die Redaktion von Charlie Hebdo“, erklärt Mehmet Kocak. Der Sprecher der Karbener Moscheegemeinde liest die gemeinsame Erklärung vor allen Anwesenden vor. „Unser aller Schöpfer gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung. Wir teilen die Schmerzen der Menschen, die bei diesem terroristischen Angriff Angehörige verloren haben.“
Die Last dieser schrecklichen Tat und der vielen Toten in Paris lastete nicht nur auf die aktiven und ehrenamtlich engagierten Mitglieder der Ditib-Gemeinden, sondern auch auf die Spieler. „Das war eine Handlung gegen die Menschlichkeit und gegen die Muslime“, empört sich Olcay Bayran aus Karben. Er fürchtet nun die Reaktion derjenigen, die die Muslime unter Generalverdacht stellen.
Doch Angst davor, dass sich seine Mannschaft Karbenspor jetzt auseinander dividieren lasse, hat er nicht. Deutlich spricht das Sven Kunisch (28) aus: „Wir verstehen uns untereinander, wir sind Multikulti und die Religion spielt keine Rolle“.
Team hält zusammen
Multikulti, das bedeutet in diesem Fall von Team Karbenspor, dass die Herkunftsländer seiner Freunde Polen und die Türkei sind, Marokko und Serbien, Frankreich und Deutschland.
Verzichten müssen die Zuschauer und Spieler auf den angekündigten Besuch von Fußballprominenz, die Can als Schirmherren gewonnen hatte. Doch immerhin hatten Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen, Cenk Tosun vom Besiktas Istanbul und Berkay Dabanli von Eskisehirspor ihre Trikots mit den Signatur aller Mannschaftsspieler zur Verfügung gestellt, die ersteigert werden konnten.
Der Erlös daraus ebenso wie die Einnahmen aus Essen, Trinken und Spielgebühren wird einem guten Zweck zugeführt: Dieses Jahr soll er für die Betreuung von benachteiligten Kindern im Gazastreifen eingesetzt werden.