Bürgermeister Rahn: Zwei Zusatzfahrten würden 89 000 Euro kosten
Karben. In Rendel geht kaum eine Ortsbeiratssitzung über die Bühne, in der nicht die Forderung nach besseren Anbindungen des Stadtteils an den öffentlichen Nahverkehr, vor allem an die Niddertalbahn, gefordert wird. Das hat seine Gründe. Denn wer in Rendel wohnt, muss mit dem Linienbus 74 zunächst durch Klein- und Groß-Karben zum Bahnhof Groß-Karben kurven. Dort hat er Anschluss an die S6. Deutlich kürzer und schneller wäre ein Bus-Weg zum Gronauer Bahnhof, wo die Pendler nach Frankfurt in die Regionalbahn 34 umsteigen könnten.
ALTERNATIVE GEWÜNSCHT
Doch lediglich an die Regionalbahnen um 6.24 Uhr, 7.21 Uhr, 8.18 Uhr und 15.49 Uhr ist dieser Anschluss möglich. Nachmittags sieht es nicht besser aus: 15.36 Uhr, 16.36 Uhr und 17.33 Uhr lauten die Ankunftszeiten am Gronauer Bahnhof, wenige Minuten später setzt sich der 74er Bus in Richtung Karben in Bewegung. Durchfahrende Busse nach Bad Vilbel gibt es ohnehin nur noch zwei, und das nur an Schultagen. Viele Rendeler hätten eine solche Verbindung gern häufiger, denn sie würde eine Alternative zur häufig unpünktlichen S-Bahn darstellen, mit der die Anschlüsse an die Linienbusse nicht erreicht werden. Die Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Soziales und Kultur, die CDU-Politikerin und Pendlerin Sabine Helwig, hatte im Januar 2018 Alarm geschlagen: »So geht das nicht weiter.« Gemeint waren die Verspätungen der S-Bahn und die verpassten Anschlüsse an die Stadtbusse. Daraufhin brachte die CDU-Fraktion einen umfangreichen Antrag zum ÖPNV ein. Eine der Forderungen: eine halbstündliche Busverbindung Bad Vilbel–Gronau–Rendel–Karben, und das auch nach 18 Uhr.
Auch in den Ortsbeiratssitzungen Ende des vergangenen und Anfang diesen Jahres hatten sich unzufriedene Bürger geäußert. Sie sehen nicht nur morgens Probleme mit dem Busverkehr, sondern auch abends. Der Ortsbeirat forderte deshalb »einen zusätzlichen Linienbus ab Gronau, um die Fahrgäste mitzunehmen, die um 18.07 Uhr mit der Niddertalbahn aus Frankfurt kommen«. Eine unzufriedene Bürgerin ist auch Alexandra Hück. »Wenn man mehr Anschlüsse über Gronau schaffen würde, wäre das für uns Berufstätige zuverlässiger als die Anschlüsse an die S-Bahn, die häufig nicht pünktlich ist«, erklärte sie.
ZU WENIG FAHRER
Der Magistrat hatte den einstimmig verabschiedeten Stadtverordnetenantrag und die Ortsbeiratsanfrage an die zuständige Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) geleitet, die die Aufträge für die Fahrten an Unternehmen vergibt. In Friedberg wurden laut Bürgermeister Guido Rahn (CDU) die verschiedenen Busunternehmen gefragt, ob sie Interesse hätten, eine solche Verbindung zu bedienen und was dies kosten würde. Das Ergebnis laut Rahn: Nur zwei Fahrten mehr auf dieser Verbindung würden rund 89 000 Euro pro Jahr kosten. Noch ernüchternder: Lediglich ein einziges Busunternehmen habe sich auf die VGO-Anfrage hin gemeldet.
Zudem hätten die Busunternehmen im Kreis erklärt,, sie hätten nicht genügend Personal. »Gerade morgens zu den Berufsverkehrszeiten sind keine Fahrer da«, berichtete das Stadtoberhaupt dieser Tage im Haupt- und Finanzausschuss. Da bleibt Pendlern nur der Umweg über Groß-Karben mit dem S-Bahn-Anschluss.