Karben. Die Karbener Sporthallen sind voll. Zu voll. Den Sportvereinen wird immer weniger Zeit für die Kurse und Trainingseinheiten in den Hallen eingeräumt. Ein Grund für das Problem sei die fehlende sportliche Infrastruktur, kritisiert der Vorstand der Turngemeinde Groß-Karben.
Alle zwei Wochen trifft sich der Vorstand der Turngemeinde (TG) Groß-Karben in der kleinen Sporthalle und im Vereinsheim am Park in Groß-Karben. An jedem Donnerstagmorgen werden hier die aktuellen Themen und Planungen des Vereins besprochen. Ein Problem, das den Vorstand um den 1. Vorsitzenden Martin Menn schon lange begleitet, sind die fehlenden Kapazitäten in den Karbener Sporthallen. Dabei sind die TG und andere Breitensportvereine auf die Plätze in den Hallen angewiesen. Der Turnsport und vor allem das Wettkampfturnen können nur in einer geeigneten Sportstätte mit passenden Geräten trainiert werden. »Dafür bietet unsere Halle in Groß-Karben nicht genügend Platz«, sagt Dieter Kaltwasser, 2. TG-Vorsitzender .
Kritik an der Planung der Wohngebiete
Die Gründe für die fehlenden Kapazitäten in den Sporthallen sind vielfältig, wie im Gespräch mit dem TG-Vorstand deutlich wird. »Die Anzahl an Bewohnern sowie von Familien mit Kindern ist in den letzten Jahren stark angewachsen«, sagt Natalja Grauberger, Leiterin der Kinderturnabteilung. Dies scheint zunächst ein positiver Faktor zu sein. Doch bei der Planung der neuen Wohngebiete sei ein Punkt sträflich vernachlässigt worden: Die sportliche Infrastruktur. »Hier hat die Stadt versäumt, weitere Sporthallen zu bauen, die von allen Vereinen dringend benötigt werden«, sagt Grauberger und verweist auf die »bessere Gestaltung von Neubaugebieten« in Bad Vilbel. In der Nachbarkommune gebe es keinen Kampf um die Plätze in Sporthallen.
Ein weiterer Faktor ist das verstärkte Ganztagsangebot an den Schulen. »Früher waren die Hallen der Schulen ab 15 Uhr für die Vereine verfügbar. Heutzutage geht da nichts vor 17.30 Uhr«, sagt Dagmar Heber, die für die Geschäftsstelle der TG zuständig ist. Vor allem für das Kinderturnen sei dies eine »Katastrophe«, sagt Grauberger.
Der Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr ist ideal für Kinder im Alter von eins bis neun Jahren. Wenn die Kurse früher beginnen, ist es sehr schwer für berufstätige Eltern, die Kinder zum Training zu bringen. »Kurse nach 18 Uhr ergeben keinen Sinn, da sehr junge Kinder bereits früh ins Bett gehen«, sagt Grauberger. Die Nachfrage nach den Kinderturnkursen ist extrem hoch. Regelmäßig melden sich Eltern bei der Abteilungsleiterin und fragen, ob Plätze verfügbar seien. »Wir haben Kinder, die seit anderthalb Jahren auf der Warteliste stehen und turnen wollen«, sagt Grauberger.
Die naheliegendste Lösung scheint zu sein, dass neue Sporthallen in Karben gebaut werden müssen. Dies hat auch der Magistrat erkannt und im vergangenen Dezember den Plan zum Bau einer neuen Dreifeldsporthalle in Kloppenheim vorgestellt. »Das ist keine kurzfristige Lösung. Die Halle ist frühestens, wenn alles glattläuft, im Sommer 2027 fertig«, sagt Kaltwasser.
Kooperation
mit Nieder-Florstadt
Menn fügt hinzu: »Selbst wenn dann die Hallen der Kurt-Schumacher-Schule und der Selzerbachschule saniert werden, ändert sich an der Situation nichts.« Die TG Groß-Karben zieht indes alle Register, um den Mitgliedern das Training und den Turnsport zu ermöglichen. Beispielsweise wird auf eine Turnhalle in Groß-Ostheim ausgewichen. »Ebenfalls sind wir eine Kooperation mit der Sportunion Nieder-Florstadt eingegangen«, sagt Kaltwasser. Damit soll sichergestellt werden, dass weiterhin zwei Mannschaften in der Landesliga turnen können. Von Patryk Kubocz