Koalition setzt auf Verbesserungen des Busverkehrs
Bad Vilbel. Kommen die Bad Vilbeler dereinst auch mit der Straßenbahn nach Frankfurt? Oder soll nicht besser der 30er-Bus schneller und öfter an den Main fahren? Darüber stritten in der vorigen Woche die Stadtverordneten im Haupt- und Finanzausschuss. Am Ende wurde klar, in welche Richtung die Fahrt geht.
Ist der Bau einer Straßenbahn von Frankfurt nach Bad Vilbel eine Machbarkeitsstudie wert? Sie würde die Quellenstadt ungefähr 150 000 Euro kosten. Am Besten entscheiden die rund 30 000 Vilbeler darüber in einem Bürgerentscheid – das beantragte Michael Wolf im Haupt- und Finanzausschuss.
Schon in der Bürgerversammlung am 12. Mai stand die Straßenbahn zur Debatte. Die öffentliche Meinung war dazu aber nicht eindeutig genug, meinte der parteilose Stadtverordnete. Und in dieser wichtigen Zukunftsfrage müsse die ganze Bevölkerung mitreden können.
Die Grünen wollten lieber gleich Nägel mit Köpfen machen. Nachdem eine »Potenzialanalyse« schon eine Tramlinie über den Heilsberg bis ins geplante Neubauquartier im Quellenpark für gut und förderfähig erklärt hatte, beantragten sie im Haupt- und Finanzausschuss eine Machbarkeitsstudie. Die soll Details klären. Die Kosten in Höhe von 150 000 Euro seien eine sinnvolle Investition, meinte die Abgeordnete Priska Weller.
Die regierende Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten hat sich allerdings schon im Juni gegen die Straßenbahn ausgesprochen. Die Tramlinie hätte zu viele Nachteile, argumentierten Irene Utter für die CDU und Carsten Hauer für die SPD im Ausschuss. Es sei einfach zu eng für ein eigenes Gleisbett entlang der Frankfurter und der Kasseler Straße, so Utter. Hundert Straßenbäume, diverse Radwege und Autostellplätze müsste man für die Tram opfern – die in den Stoßzeiten zudem gemeinsam mit den Autos im Stau stehen würde.
Zusätzliche Busspuren
Die im Vergleich zur S-Bahn kürzere Route nach Frankfurt bringe trotzdem kaum Zeitersparnis. Sämtliche Kreisverkehre auf der Nord-Süd-Strecke müsste man zurückbauen und den Verkehrsfluss mit sieben zusätzlichen Ampeln aufhalten. Zudem bekäme der Quellenpark eine hässliche Endhaltestelle. Und keiner könne garantieren, dass dort einmal wirklich 8000 neue Arbeitsplätze für Pendler entstehen, die dann die Straßenbahn nutzen sollen.
Hohe Betriebskosten
Dann noch die Kosten. Den 30er-Bus bezuschusst die Stadt laut Irene Utter mit 53 000 Euro im Jahr. Die Tram würde dagegen satte 560 000 Euro an Betriebskosten pro Jahr produzieren. Man sollte also auf den Busverkehr setzen, beantragten CDU und SPD. Schneller und in kürzeren Takten sollen die Busse zwischen Vilbel und Frankfurt verkehren. Man brauche zusätzliche Busspuren im Stadtgebiet und auf der B 521 (aus Richtung Friedberger Warte). Die Busse sollten auf CO2-neutrale Antriebsarten umgestellt werden.
Erreichen will die Koalition dies in Gesprächen mit dem Wetteraukreis und der Stadt Frankfurt. Die Bürger sollen zudem Verbesserungen des innerstädtischen Busverkehrs debattieren, heißt es im Antrag. Auf einer noch zu schaffenden Online-Plattform sollen sie Tipps geben, die man dann in der nicht öffentlich tagenden Verkehrskommission bewerten will.
All das empörte den Grünen-Stadtverordneten Tobias Grabo derart, dass er sich im Ton vergriff: »Sie haben ein Lehrstück gegeben, wie man den Bürgern in die Fresse hauen kann«, hielt er der schwarz-roten Koalition vor. Er wurde gerügt. »Man müsse sich doch die Möglichkeit auf eine Tramlinie offenhalten, appellierte er noch. Die Vilbeler dürften sich ihre Zukunft nicht verbauen. Doch am Ende setzte sich die Bus-Fraktion durch.
Von Klaus Nissen
Am Dienstag stand das Thema bei der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung (nach Redaktionsschluss) zur finalen Entscheidung auf der Tagesordnung . Es wäre aber ein Wunder, hätte sich die Mehrheit nicht der Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses angeschlossen. (red)