Welche Kreise eine schlichte Frage in sozialen Netzwerken ziehen kann, zeigt ein Beispiel in Bad Vilbel. Der Textildiscounter Kik hat sein Mietverhältnis in der Frankfurter Straße 47-53 beendet – und das löst eine Welle von Spekulationen und Gerüchten über die Zukunft des stark frequentierten Gebäudes aus.
Bad Vilbel. Schon seit Anfang Dezember brodelte die Gerüchteküche: Wird das Haus in der Frankfurter Straße 47-53 abgerissen? Unter anderem haben sich dort eine Apotheke, mehrere Arztpraxen, ein Feinkostladen, ein Modeladen und ein Café eingemietet. Ausgelöst wurde das Gerücht durch die Frage einer Nutzerin in einer Facebook-Gruppe für Bad Vilbeler: „Weiß jemand, was mit Kik passiert ist?“, fragte die Frau.
Der Textildiscounter Kik hat seine im Januar 2013 in Bad Vilbel eröffnete Filiale nach knapp fünf Jahren geschlossen. Das Gebäude in der Frankfurter Straße steht in prominenter Lage an der Kreuzung von Frankfurter Straße und dem Grünen Weg. 30 Facebook-Nutzer antworteten der fragenden Vilbelerin – und vor allem ein Kommentar scheint danach eine Kette von Ereignissen in Gang zu setzen. So postete eine Nutzerin zum Auszug der Kik-Filiale: „Die anderen Läden müssen alle raus, und die Ärzte auch. Sie haben aber noch Frist bis nächstes Jahr.“ Eine Begründung oder eine Quelle sind nicht überliefert.
Diese Nachricht aus dem sozialen Netzwerk machte dennoch die Runde. Sie kursierte als Top-Nachricht unter Passanten auf der Straße, wurde in Geschäften weiterverbreitet und hoch gehandelt. Und schnell befeuerte ein weiteres Gerücht das Stadtgespräch: Es hieß, dass das Gebäude wegen einer Erbauseinandersetzung zum Verkauf stehe – und sogar abgerissen werden solle.
Plötzliche Nachfragen
Wie kurios sich die Nachricht weiterverbreitete, wurde auch dadurch deutlich, dass mehrere Kaufinteressenten plötzlich bei den städtischen Behörden nachfragten, ob und welche Vorschriften bei einer Neubebauung zu beachten wären. Andere Menschen, denen die Gerüchte zu Ohren gekommen waren, sprachen Ortsvorsteher Kurt Liebermeister (CDU) an, ob er Genaueres wisse und an wen man sich bei Interesse wenden könne.
Eine dritte Gruppe ging noch einen Schritt weiter, wie einige Mieter des Objektes berichteten: So hätten sich mehrere Personen bei den Mitarbeitern der verschiedenen Arztpraxen und Geschäfte erkundigt, ob ihre Arbeitgeber bereits neue Räume gefunden hätten oder sie nach dem Abriss des Geschäftshauses von Arbeitslosigkeit betroffen wären.
Das sorgte natürlich für Verunsicherung und Gesprächsstoff bei den Mietern und ihren Angestellten. Vor allem deshalb, weil sie erst im Oktober von der für das Objekt zuständigen Langener Firma AVV (Allgemeine Vermögensverwaltung GmbH) ein Schreiben im Namen der Hauseigentümerin erhalten hatten, indem sie über aktuelle Planungen informiert wurden. Zu diesen gehörten unter anderem Maßnahmen im Bereich der amtlichen Brandschutzbestimmungen, die Neueinzeichnung und Nummerierung der Parkplätze auf dem Parkdeck sowie eine Neugestaltung des Eingangsbereichs und Änderungen an der Hausfront.
Kein Erbschaftsstreit
Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigte AVV-Objektmanagerin Dalia Yozgat die Beendigung des Mietverhältnisses mit Kik. Über einen geplanten Verkauf des Objektes wisse sie allerdings nichts. Schließlich meldete sich die Eigentümerin des Hauses selbst zu Wort.
Die Frankfurterin möchte zwar namentlich nicht genannt werden, bestreitet aber energisch den Wahrheitsgehalt der über Facebook und Mundpropaganda verbreiteten Gerüchte. „Das Haus in der Frankfurter Straße 47-53 steht nicht zum Verkauf und wird auch nicht abgerissen. Die Mieter können beruhigt sein“, versicherte sie. Die Gerüchte würden jeglicher Grundlage entbehren. Der Textildiscounter Kik habe von sich aus das Mietverhältnis beendet. Die 300 Quadratmeter große Ladenfläche samt 200 Quadratmeter großem Lager stehe wieder zur Vermietung, das sei auch auf einem Schild an der Schaufensterscheibe zu lesen.
Ob das Gerücht nur einer Diskussion in dem sozialen Netzwerk entstamme oder ob es mit einer bestimmten Absicht in die Welt gesetzt und verbreitet wurde, weiß sie nicht. Und bekräftigte noch einmal: Sie sei alleinige Eigentümerin des Hauses, es gebe weder einen Erbschaftsstreit noch Verkaufsabsichten und ein Abriss sei auch nicht geplant.