Karben. Das ging schnell: In Petterweil ist die von Eltern und der Stadt seit Jahren geforderte Verkehrszählung an der Rodheimer Straße erfolgt. Doch das für die besorgten Eltern aus dem benachbarten Baugebiet Alter Sportplatz ernüchternde Ergebnis: Nur 14 Schulkinder pro Spitzenstunde queren dort die viel befahrene Landesstraße. Allerdings: Gezählt wurde ausgerechnet am vorletzten Schultag vor den Sommerferien.
Zwischen 8 und 9 Uhr sei der Spitzenwert gezählt worden, berichtet Irmtraud Stock. Sie ist Teamleiterin für die Betreuung des Straßennetzes beim Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) in Gelnhausen. Die Behörde ist zuständig für die Rodheimer Straße in Petterweil, eine Landesstraße.
Weil diese Straße so stark befahren ist, fordern die Eltern aus dem Baugebiet Alter Sportplatz eine Ampel oder wenigstens einen Zebrastreifen. Dafür müssten mindestens 30 Kinder in der Spitzenstunde über die Straße laufen. Erst ab diesem Grenzwert übernimmt das Land als „Baulastträger“ den Bau eines Fußgängerüberwegs.
Der aber rückt nach der Zählung erstmal in weite Ferne: In der Spitzenstunde zwischen 8 und 9 Uhr haben laut der Zahlen des ASV außer den 14 Schulkindern noch fünf Erwachsene die Straße überquert. Gezählt worden ist an jenem Donnerstag zwischen 7 und 9 sowie zwischen 16 und 18 Uhr, berichtet Irmtraud Stock.
Glücklich ist Karbens Verkehrsdezernent Jochen Schmitt (SPD) über diese Ergebnisse nicht. Er geht davon aus, dass der vorletzte Schultag vor den Ferien nicht repräsentativ ist – weil oft an solchen Tagen Randstunden ausfallen, die Schüler Ausflüge machen oder Familien gar schon in Urlaub fahren. „Das muss nochmal gezählt werden“, fordert Schmitt daher.
Verständlich, dass Schmitt so unglücklich ist: Bereits vor vier Jahren hatte die Stadt das Zählen der Fußgänger beim Wetteraukreis beantragt. Doch es tat sich erst etwas, als die Zeitung vor einigen Wochen über die Kinder in der täglichen Gefahr und die Sorgen der Eltern berichtete. Längst haben die Eltern zu Selbsthilfe gegriffen und untereinander einen Lotsendienst organisiert, um die Kinder sicher zu ihrem Schulweg zur Grundschule zu bringen.
„Wir wollten extra nicht bis nach den Ferien warten“, verteidigt Irmtraud Stock vom ASV das nun schnelle Vorgehen. Zwar ist die Bitte der Stadt auf eine neuerliche Zählung nach den Sommerferien noch nicht bei ihr angekommen. Doch will sie dem Wunsch gerne nachkommen. Auch wenn sie „aus Erfahrungwerten heraus“ schätzt, dass diese kaum anders ausfallen. „Meistens kommt man nicht an die Mindestwerte heran.“ Auch erinnert die ASV-Mitarbeiterin daran, dass diese „Grenzwerte ihren Sinn“ hätten. Sie sollten verhindern, dass der flüssige Verkehr durch zu viele und unnötige Querungen aufgehalten werde. Sollte die zweite Zählung die ersten Zahlen bestätigen, bleibt nur noch ein Ausweg: dass die Stadt einen Zebrastreifen oder eine Ampel auf eigene Kosten baut. Allerdings sei auch dafür die Zustimmung des Landes wie der Polizei nötig, warnt Stock. (den)