Karben. Es war nicht nur die Pause während der Coronapandemie, die die Okärber Kerb fast zum Erliegen gebracht hätte. Denn auch in den Jahren zuvor war es nicht gut um die Kerb bestellt. Erst schlief der Umzug durchs Dorf ein, dann blieben die größeren Karussells weg und schließlich gab es nur noch wenige Buden vor dem Bürgerhaus. Neuer Schwung kam erst wieder, als aus der Arbeitsgemeinschaft Okärber Vereine ein richtiger Zusammenschluss wurde und diese sich fortan um die Kerb kümmerte.
»Zunächst wollten wir mit der Vereinsgemeinschaft ein starkes Instrument schaffen, das von der Politik auch wahrgenommen wurde«, nennt der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Carl B. Bienstock einen der Gründe für den Zusammenschluss. Als dann die 250-Jahr Feier Okarbens anstand, kam schnell die Rede auf die Kerb. Sie sollte aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und Unterstützung hin zu einer wirklichen Kerb erhalten. So wurde auch der traditionelle Umzug durch das Dorf wieder ins Leben gerufen. Und zwar mit großen Erfolg, wie sich jetzt zeigte.
Umzug bekommt
viel Applaus
Auch wenn der Spielmannszug an der Spitze nicht aus Okarben stammte, sondern aus dem Nachbarort Wöllstadt, so tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Winkend zogen hinter den Musikanten Ortsvorsteher Sebastian Wollny und der Vereinsgemeinschaftsvorsitzende Bienstock sowie etliche Bürger aus Okarben. Und sie erhielten viel Applaus von den Okärbern, die am Straßenrand den Zug an sich vorbei ziehen ließen. Als der Zug vor dem Bürgerhaus ankam – »nächstes Mal wird der Umzug auf jeden Fall länger dauern«, ließ Bienstock danach durchblicken – , liefen die Karussells bereits und die Bänke vor dem Bürgerhaus waren bereits dicht besetzt.
Denn nun sollte es spannend werden: Ein Wettbewerb beim traditionellen Bierfass-Anstich war angekündigt worden. Bei einer Feier war vor kurzem herausgekommen, dass Bürgermeister Guido Rahn jedes Mal beim Fassanstich größere Probleme hatte. »Allerdings nur in Okarben«, wie Rahn später gegenüber dieser Zeitung betonte, »ansonsten klappt das immer beim ersten oder zweiten Schlag«. Doch das wollten Wollny und Bienstock nicht glauben.
Publikum zählt
die Schläge mit
Also wurde flugs aus dem Bierfassanstich ein kleiner Wettbewerb: Wer von den Dreien kann die Aufgabe am schnellsten lösen? Vor dem Bürgerhaus wurden am Freitagnachmittag drei Bierfässer aufgestellt. Ortsvorsteher Wollny fing an und schlug zu. Laut zählte das Publikum mit: »Eins, zwei«. Weiter kamen die Zuschauer nicht, denn der Hahn saß im Fass. Es folgte der Vereinsgemeinschaftsvorsitzende Bienstock. Bei ihm musste das Publikum schon bis drei zählen. Dann aber erhob Bürgermeister Rahn den Hammer und schlug zu. Bei ihm kam das Publikum erst gar nicht zum Zählen, denn schon der erste Schlag saß. Damit räumte Rahn ein für allemal mit der Legende auf, beim Fassanstich in Okarben am Ende als Verlierer dazustehen. Da die drei Fässer als Freibier angekündigt waren, waren die Schlangen anschließend groß.
Direkt vor dem Bürgerhaus standen die Stände der Vereinsgemeinschaft. Und weniger Meter weiter begann ein Vergnügungspark mit zwei Karussells, eine Schieß- und eine Wurfbude. Musikalisch ging es weiter mit dem Musikzug aus Nieder-Wöllstadt. Am Samstag öffnete die Kerb bereits um 14 Uhr und gegen 20 Uhr hatte die Liveband Bernd Schütz ihren Auftritt. Am Sonntag unterhielt die Heuwagen-Combo nach dem Gottesdienst die Festgäste. Der Erfolg verspricht eine große Zukunft, darin waren sich die Verantwortlichen in einer ersten Bilanz einig. Von Jürgen W. Niehoff