Karben/Bad Vilbel. Bei der Planung zur Erweiterung der B 3 zwischen Kloppenheim und Massenheim hat die Stadt Karben den Hut auf. Sowohl die Bad Vilbeler als auch die Karbener Stadtverordnetenversammlung haben eine diesbezügliche Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Hessen gebilligt. Im Karbener Parlament sieht man einen »historischen Beschluss«.
Wer auf der B 3 von Friedberg in Richtung Frankfurt fährt, hat zunächst zügig freie Fahrt. Hinter der Kreuzung mit der Kreisstraße nach Petterweil weitet sich die Bundesstraße auf. Gleich zwei Spuren biegen nach Bad Vilbel/Frankfurt ab, eine Spur führt links ab nach Karben hinein. Doch kaum ist man ein Stück auf der doppelspurig ausgebauten B 3 gefahren, muss man sich an der Auffahrt Kloppenheim wieder einfädeln, denn ab dort geht es nur einspurig weiter. Und dann kommt man im Berufsverkehr besonders schleppend voran, denn zahlreiche Fahrzeuge fahren in Dortelweil auf die Bundesstraße auf. Hinter der Abfahrt Massenheim geht es wieder zweispurig je Richtung weiter, der Verkehr fließt zügiger.
Schon lange ist den Kommunalpolitikern beider Städte klar, dass der Flaschenhals beseitigt werden muss, damit der Berufsverkehr schneller gen Frankfurt fließen kann und abends umgekehrt wieder in die Wetterau. Auf allen politischen Ebenen ist dafür gekämpft worden, die Straße in der Prioritätenliste für Bundesfernstraßen von »ferner liefen« wenigstens in eine Stufe anzuheben, die die Planungen erlauben. Das ist mit dem neuesten Bundesverkehrswegeplan erreicht worden. Der Ausbau der B 3 zwischen Kloppenheim und Massenheim steht in der Kategorie »Weiterer Bedarf mit Planungsrecht«. Sprich: Das ist zwar weder eine Bau- noch eine Finanzierungszusage. Geplant aber werden kann der Ausbau erst einmal. Und dafür hatte die Stadt Karben die Hand gehoben. Die beiden Stadtverordnetenversammlungen haben dafür nun den Weg frei gemacht. Im Klartext: Die Stadt Karben wird federführend den Ausbau der Straße planen, finanziert von der Straßenbauverwaltung, das ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Land Hessen, hier Hessen Mobil.
Prioritäten haben sich verschoben
Im Karbener Stadtparlament bezeichnete CDU-Fraktionsvorsitzender Mario Beck dies als »historischen Beschluss«. Er erinnerte daran, als er 1997 JU-Vorsitzender geworden sei und mit Unterschriften für den Weiterbau der B 3 bzw. einen entsprechenden Bürgerbescheid gesammelt habe. Ein Vierteljahrhundert später sei die Straße zwischen Kloppenheim und Wöllstadt zwar noch nicht ausgebaut, allerdings hätten sich auch die Prioritäten verschoben, nämlich hin zu einem vierspurigen Ausbau. Immerhin könne die Stadt Karben nun »das Heft des Handelns in die Hand nehmen« und den Ausbau federführend planen. Es sei gut, dass der Grüne Verkehrsminister Al-Wazir den Kommunen diese Brücke baue und sie die Straße schon mal planen könnten, damit sie letztlich realisiert werden könne. Beck bezeichnete den vierspurigen Ausbau als »sehr sinnvolle Maßnahme«, die obendrein noch den Eingriff in die Natur minimal halte, da keine neue Trasse frei gemacht werden müsse. Aber auch der CDU-Vorsitzende weiß: »Wir brauchen noch einen sehr langen Atem«, denn es handele sich um ein fünfstufiges Verfahren.
SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Görlich erinnerte daran, dass in Bad Vilbel demnächst ein etwas größeres Möbelhaus gebaut werde. Das bedeute, dass es an den Wochenenden deutlich mehr Verkehr geben werde. »Der Ausbau der B 3 dient somit auch dazu, die Karbener Bürger vor Staus zu schützen«. Einverstanden zeigte sich auch FW-Fraktionsvorsitzender Thorsten Schwellnus, der daran erinnerte, dass viele Ziele noch nicht mit dem ÖPNV zu erreichen seien.
Ganz und gar dagegen sprach sich Grünen-Fraktionsvorsitzender Rainer Knak aus. »Hier wird abermals wertvoller Boden verbraucht für den Straßenbau.« Zudem ziehe eine besser ausgebaute Straße mehr Autos an. »Wenn Autos hier auch noch schneller vorankommen, wird die S-Bahn schnell unattraktiv.« Zudem sei unklar, wie sich der aktuell geringere Verkehr wegen Homeoffice in der Zukunft auswirken werde.
Eine Gegenstimme, eine Enthaltung
Der Linke Uwe Maag sagte, er könne allen Argumenten etwas abgewinnen. Zwar sei der Ausbau der Straße »ein rückwärts gewandtes Projekt«, aber letztlich wisse man, dass es sich hier um ein Nadelöhr handele, das es zu beseitigen gelte.
Bei der Schlussabstimmung enthielt sich Maag, Knak votierte dagegen, ansonsten erhielt die Verwaltungsvereinbarung eine breite Mehrheit. Nachdem zuvor schon das Parlament der Nachbarkommune den Weg frei gemacht hatte, dürfte demnächst die offizielle Unterzeichnung der Vereinbarung anstehen. Bürgermeister Guido Rahn kündigte an, man werde die Planung in der Verwaltung machen, zur Koordination aber noch ein Fachbüro beauftragen. Auch die Kosten dafür werden die Stadtkasse nicht belasten.
Von Holger Pegelow