In einem Jahr soll sich an der Karbener Nidda einiges ändern. Vom ASB-Heim bis zur Brücke der Dortelweiler Straße wird sich auf anderthalb Kilometern ein ganz anderes Bild ergeben: Flache Strände, Rückzugsgebiete für Tiere, Erlebnisorte und kleine Inseln sollen entstehen,.
Karben. „Über fünf Jahre wurde daran geplant, nun geht es endlich los“, freute sich Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Sichtlich begeistert stand er neben dem Bagger, der gerade die erste Erde aus der Böschung holte, als am Mittwoch der Vorwoche die Nidda-Renaturierung offiziell startete.
„Ich glaube die Nidda hat ein enormes Potenzial, das wir nun endlich umsetzten“, sagte Rahn. „Der Fluss als Naherholungsort ist für uns sehr wichtig, endlich kann aus dem Kanal ein richtiges Gewässer werden. Der Spielplatz wird erweitert, und neue interessante Orte werden überall entstehen.“
Bäume gefällt
Bevor die neue Flusslandschaft entstehen kann, musste einiges in Bewegung gesetzt werden. „Rohre und Leitungen mussten verlegt, Bäume gefällt werden, bevor es überhaupt losgehen konnte“, sagte Rahn. „60 000 Kubikmeter Erde müssen nun in neue Formen gebracht werden, damit am Ende etwas Gutes dabei herauskommt.“
Die Renaturierung habe die Planer in der Vergangenheit vor Herausforderungen gestellt, berichtete Ingenieur Paul Lehmann vom verantwortlichen Ingenieurbüro Gebler: „Das ist schon ein spezielles Projekt. Der Fluss fließt mitten durch Karben, aber ist mehr trennendes Element als zusammenführend. Das möchten wir ändern.“
Die neue Nidda erhält ein breiteres Profil, die Böschungen werden stark abgeflacht, so dass man leicht ans Wasser herankommt. 600 Tonnen Kies und 2 500 Tonnen Gestein werden dafür verbaut. „Inselchen, Buhnen und vieles mehr werden entlang des Flusses entstehen“, so Lehmann. „Ob sich die Fische am Ende wohlfühlen, weiß ich natürlich nicht, aber ich hoffe die Menschen werden es auf jeden Fall tun.“
Eines soll bei dem Projekt nämlich keineswegs vergessen werden: Die Karbener Bürger. „Viele gehen mit Bedenken ran“, sagte Rahn. „Im Hessenring haben zum Beispiel viele Angst, dass ihre Straße zum Abtransport genutzt wird. Doch der Großteil der Erde wird mit Lastwagen direkt am Rathaus vorbei transportiert werden oder innerhalb der Renaturierung verbaut. Die Lastwagen werden sogar gereinigt, damit der Dreck nicht auf die Straße getragen wird.“
Auch die Gefahr, dass der Fluss wegen der Arbeiten über die Ufer tritt, sehen die Verantwortlichen nicht. „Während den Bauarbeiten wird sich mit unseren Planungen die Hochwassergefahr nicht steigen“, beruhigte Lehmann. „Danach wird es sogar besser werden als zuvor.“ Auch für die Radfahrer gab er Entwarnung: „Wir sperren nur dort ab, wo auch gebaut wird. Da dies in Bauabschnitten geschehen wird, wird es keine großen Umleitungen geben.“
Ergebnis im Oktober
Bereits Ende Oktober soll der erste Bauabschnitt zwischen dem ASB-Heim und der Bahnhofsstraßenbrücke abgeschlossen sein, bis Juli 2019 soll der südliche Teil fertig sein. „Dort entsteht eines der Highlights: Eine neue Insel in der Nidda“, erklärte Lehmann. „Während der neue Flusslauf entsteht, wird der alte an dieser Stelle nicht zugebaggert: Es entsteht ein Altarm. Neben dem ökologischen Faktor kann das bei Hochwasser sehr praktisch sein.“
Nun muss nur noch das Wetter mitspielen: „Zu viel Regen wäre natürlich schlecht, dann versinken wir im Schlamm“, sagte Kevin Kerßenfischer von der Bauleitung. „Aber wir sind da optimistisch. Bleiben wir im Zeitplan, steht bis zur Winterpause der erste Teil.“
Auch Katja Imhof von der Regionalparkroute freut sich auf die Renaturierung. „Die Verknüpfung von Ökologie und Erholung ist sehr wichtig, und ich denke, hier können wir etwas Tolles schaffen und den Fluss attraktiv machen“, sagte sie.
Auch Harald Lütkenhaus-Kopp vom Regierungspräsidium Darmstadt ist von der nun begonnenen Nidda-Renaturierung überzeugt. „Dass dieses Projekt endlich losgeht, freut mich sehr, besonders aber, dass hier nicht gegen die Leute, sondern mit ihnen gemeinsam mitten in der Stadt ein so großes Projekt verwirklicht wird“, sagte er.