Ursprünglich sollte die Mediatheksbrücke über die Nidda in der Neuen Mitte aus dem Grundstückserlös, der Zuwendung der Humanistischen Stiftung und durch den Eigenbetrieb (Café) finanziert werden. Der städtische Haushalt sollte nicht belastet werden. Doch zwischen Wunsch und Vorstellung schiebt sich mitunter die Realität und beeinflusst die Finanzierungspläne – negativ, wie im Fall der Büchereibrücke mit Mediathek.
Bad Vilbel. Schon vor einem Jahr zeichnete sich „im Kampf mit den Baukosten“, laut Stadtrat Klaus Minkel (CDU), ein ungünstigeres Ergebnis ab, wie der „Bad Vilbeler Anzeiger“ auch berichtet hat. Dieses Ergebnis hat sich inzwischen verstärkt. Dabei sind die Kosten für den Wasserschaden von rund 400000 Euro noch nicht abgerechnet. Die Stadt erwartet da aber Schadenersatz.
Stadtrat Minkel erstellte inzwischen eine Finanzierungsbilanz und bezifferte die Kosten laut Kostenstand am vergangenen Montag, 28. Oktober, auf insgesamt 11.570.049 Euro, davon entfallen 1.786.420 Euro für das Café.
Vom Verkauf der Grundstücke in der Neuen Mitte erzielte die Stadt einen Erlös von 4400000 Euro. Hinzu kam sodann die versprochene Zuwendung der Humanistischen Stiftung in Höhe von 2 Millionen Euro und aus dem städtischen Haushalt flossen 3383692 Euro in dieses Projekt, was die Zwischensumme von 9783629 Euro ergibt.
Im Gegenzug hat die Stadt den von ihr aufgewendeten Betrag und noch einiges mehr im Prinzip eingespart, betont Minkel, indem sie sich nicht auf den Parkhausneubau neben dem Kurhaus eingelassen hat, sondern eine andere Lösung anstrebte. „Die Einschätzung der Stadt im Hinblick auf die Überdimensionierung erwies sich als zutreffend“, so Minkel.
Die jetzt vorgelegte Abrechnung sei aber noch „nicht endgültig, weil erst bei zirka 10 Prozent der Gewerke die Schlussrechnung geprüft werden konnte.“
Mit dem finanziellen Ergebnis ist der langjährige Ex-Kämmerer Minkel dennoch nicht zufrieden, auch wenn für die Verteuerung „nachvollziehbare Gründe“ ins Feld zu führen sind. „Die Ursachen für die Kostensteigerung sind vielfältig“, erklärt Minkel. Das Bürgerbegehren gegen die Mediatheksbrücke „und der rechtliche Zweifel der SPD kosteten viel wertvolle Zeit“, aber auch Geld. Die Ausschreibungen kamen nämlich zu immer ungünstigeren Preisen auf den Markt, als sich kaum noch Bieter finden ließen und die Preise diktiert werden konnten. „Zuvor hatte es schlechte Zeiten für Bieter gegeben“, skizziert Minkel im Rückblick die Entwicklung. Hochpreise und vielfältige Nutzungsanforderungen, die mit einem billigen Büchersilo nichts zu tun haben, machten sich im Finanzierungspaket ebenfalls bemerkbar. Die Flächengründung statt einer Pfahlgründung führte zwar zu 17 Prozent mehr Fläche, aber auch zu zusätzlichen Ausgaben. Ebenso die wiederholten Unterbrechungen der Bauarbeiten, was sich preislich ebenfalls kostensteigernd auswirkte. So mussten die Bauarbeiten an der Brücke für die Erschließung der Neuen Mitte unterbrochen werden, es gab außerdem eine Unterbrechung durch den Ausfall eines Unternehmens, dann noch Unterbrechungen durch zweifachen Kabeldiebstahl, sodann durch den Schmutzwassereinbruch und die daraufhin erforderlichen Sanierungsarbeiten. „Erst im dritten Anlauf konnte die Keimfreiheit des Gebäudes erreicht werden“, schildert Minkel die Mühen der Bauleute. „Insgesamt ist es ein Vorhaben, das man wegen der Kosten, Sorgen und Probleme schnell vergessen wollte, wenn es nicht exzeptionell gut gelungen wäre. Schon jetzt findet es hohe Anerkennung in der Fachwelt“, freut sich Stadtrat Minkel (der BVA berichtete). Diese Anerkennung erhofft sich Minkel auch bei den Nutzern. „Es ist weit und breit die attraktivste Stadtbibliothek und das attraktivste Café mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für Jung und Alt“, bringt er die Sache auf den Punkt und die Eröffnung der Bücherei erfolgt am kommenden Wochenende.
Für den Eigenbetrieb, der schon für einige hundert Millionen Euro gebaut hat, soll die Bücherei „wegen der Kosten ein Ausreißer“ bleiben, trotz aktueller Großprojekte, wie der Erweiterung der Europäischen Schule. „Beim zweiten Bauabschnitt der Europäischen Schule liegen wir, wie beim ersten Abschnitt und der Turnhalle, zeitlich und finanziell im grünen Bereich“, freut sich Stadtrat und Werkleiter Klaus Minkel. (sam)