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Kampf gegen Omikron

Blick in das ASB-Seniorenheim in Karben, wo in einem Extraraum getestet wird. Foto: Dostalek
Blick in das ASB-Seniorenheim in Karben, wo in einem Extraraum getestet wird. Foto: Dostalek

Karben/Bad Vilbel. Die Senioren- und Pflegeheime in Karben und Bad Vilbel haben Vorsorge getroffen, um ihre Bewohner in der Omikron-Welle zu schützen. Wie schwer es ist, der Omikron-Welle trotz hoher Impfquoten Einhalt zu gebieten, hat das Seniorenzentrum AGO (Alloheim) in Bad Vilbel-Dortelweil gerade erlebt. Sieben Mitarbeiter und zwölf Bewohner wurden infiziert, überwiegend waren es Impfdurchbrüche mit milden Verläufen.
Aber seit Kurzem können die Bewohner wieder Besuche empfangen und die Quarantäne ist aufgehoben. Nur noch ein Wohnbereich muss für einige Tage isoliert werden. Darüber entscheidet das Gesundheitsamt Friedberg, das nach den bestätigten positiven PCR-Testungen eine komplette Quarantäne über die Einrichtung verhängt hatte. Daraufhin wurde umgehend das hausinterne Isolations- und Quarantänekonzept aktiviert und die Angehörigen informiert. Die Impfquote in der Einrichtung liege bei Bewohnern und Mitarbeitern bei rund 90 Prozent.
Die alten und pflegebedürftigen Menschen, die durchweg Einzelzimmer in der Residenz bewohnen, wurden individuell betreut. Der soziale Dienst setzte die Gruppen- und Beschäftigungsangebote aus. »Grundsätzlich finden die Angebote des sozialen Dienstes vollumfänglich statt. Allerdings werden auch hier entsprechende Corona-Schutzmaßnahmen und Hygienevorgaben eingehalten. Im Gegensatz zu den Jahren vor 2020 finden die Angebote vornehmlich in kleineren Gruppen und wohnbereichsbezogen statt«, heißt es seitens der Sprecherin der Alloheim-Senioren-Residenz.
Von einem größeren Omikron-Ausbruch verschont wurden bislang die beiden Pflegeeinrichtungen in Karben, das ASB-Seniorenzentrum und der Johanniter-Stift. Sie vermelden nur vereinzelte Ansteckungen (ASB Seniorenzentrum) oder haben vorübergehend einen Wohnbereich isolieren müssen (Johanniter-Stift). Ob das Alloheim in Dortelweil, das ASB-Seniorenzentrum oder der Johanniterstift (beide Karben) – sie alle haben feste Besuchszeiten, Voranmeldungen und verpflichtende Testungen eingeführt. Auch das Altenzentrum Heilsberg, wie auf der Homepage nachzulesen ist.
»Angespannt,
aber nicht aufgeregt«

Sichtbar ist der Aufwand, den die Senioren- und Pflegeheime wegen der Omikron-Welle betreiben müssen, gleich im Eingangsbereich. So steht etwa an der Tür des ASB-Seniorenzentrums in Karben eine Mitarbeiterin, dergegenüber sich alle Besucherinnen und Besucher ausweisen und die Kontaktdaten hinterlegen müssen. Es gilt die 2G-plus-Regelung. Und: Wer ein aktuelles negatives Testergebnis dabeihat, darf nach der Händedesinfektion seinen Besuch machen. Alle anderen müssen erst zum Schnelltest in einem extra dafür eingerichteten Raum im Erdgeschoss. Dort nimmt eine Mitarbeiterin den Nasenabstrich vor und dann heißt es warten, bis das Testergebnis des Antigen-Schnelltestes vorliegt. Vor Weihnachten hat die Mitarbeiterin bis zu 60 Tests am Tag gemacht, jetzt sind es im Schnitt zwischen 30 und 50 Tests. »Ich verstehe die Notwendigkeit des Tests«, sagt eine Besucherin. Dennoch sei der zusätzliche Zeitaufwand hoch, denn sie besuche manchmal zwei Verwandte in unterschiedlichen Einrichtungen.
Einrichtungsleiter Jörg Malkemus sagt zur aktuellen Situation: »Wir sind angespannt, aber nicht aufgeregt und versuchen, ruhig unsere Arbeit zu machen.« Das Haus sei vorbereitet und in der Schublade lägen die Notfallpläne bereit, um die Bewohner gut versorgen zu können. Zur Beruhigung trägt die Impfquote im Haus bei: Über 95 Prozent der Mitarbeiter und der Bewohner sind geimpft. Diejenigen, die Tagespflege beanspruchen, sind sogar zu 100 Prozent geboostert. Die Mitarbeiter werden zweimal wöchentlich getestet. Ungeimpfte müssen sich täglich testen, es seien aber nur wenige.
Aktuell sind wegen einiger Ansteckungen sowohl unter Mitarbeitern als auch Bewohnern die Gruppenaktivitäten und Beschäftigungsangebote wie Bingo, Gedächtnistraining, Erzählcafé eingestellt. Normalerweise finden sie im kleinen Rahmen und wohngruppenbezogen statt. Der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zum 15. März sieht Malkemus gelassen entgegen und erwartet keine große Unruhe. »Es ist noch eine Handvoll Mitarbeiter, auf deren abschließende Entscheidung ich warte«, sagt er.
Elisabeth Amon, Einrichtungsleiterin vom Johanniter-Stift in Karben, beurteilt die aktuelle Lage so: »Es ist anstrengend, aber nicht vergleichbar mit der Situation zu Beginn der Pandemie. Die Corona-Schutzmaßnahmen werden umgesetzt, in manchem gehen wir sogar darüber hinaus. So tragen alle Mitarbeiter FFP2-Masken, auch bei körperlich anstrengender Arbeit, und alle werden täglich getestet. Ansteckungen lassen sich laut Amon trotz einer Impfquote von 90 Prozent nicht ganz verhindern, denn soziale Kontakte der Bewohner sind nicht eingeschränkt worden. Angehörige holen etwa ihre hochbetagten Verwandten ab, sie verbringen ein Wochenende zu Hause. Bei der Rückkehr werde stets ein Test gemacht.
»Pflegekräfte müssen
Hauptlast tragen«

Im Wohnbereich für Demenzerkrankte hatte es in den Vorwochen einige Erkrankungen gegeben, aber mit moderaten Verläufen. Aber mittlerweile konnte die Quarantäne aufgehoben werden. Es gibt laut Amon keine neuen Ansteckungen.
Zur Impfpflicht für Pflegepersonal hat Amon eine eigene Meinung: »Die einrichtungsbezogenen Impfpflicht reicht nicht aus, jeder sollte seine Beitrag leisten, denn in ein Pflegeheim kommen viele von außen: Besucher, Handwerker, Hauswirtschaftskräfte, Musiker, sie alle können den Virus hineintragen.« Es sei ein Ausdruck der Solidarität, sich impfen zu lassen. Den Pflegekräften sei schon so viel abverlangt worden und jetzt müssten sie wieder die Hauptlast tragen.
Von Anne-Rose Dostalek