Andere Städte wollen geplante Windkraftanlagen lieber loswerden. Aber die Stadt Karben will aus bisher vier Standorten zehn machen. Dem quer schießenden Regionalverband hat Bürgermeister Guido Rahn (CDU) jetzt einen entsprechenden Änderungsantrag geschickt.
Karben. Westlich von Petterweil und östlich von Burg-Gräfenrode sollen zwei Flächen für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Der Regionalverband Frankfurt / Rhein-Main lehnt einen dieser Standorte jedoch ab, weil dortige Rotoren angeblich Funksignale für Flugzeuge stören. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) hat nun beantragt, die geplanten Windräder doch zu bauen. Dafür ausgewiesene Flächen müssten eben verkleinert werden, schlägt er vor.
Der Einspruch beim Regionalverband schafft den seltenen Fall, dass eine Gemeinde nicht etwa Standorte ablehnt, sondern daran festhält. „Wir wollen die gleiche Zahl von Anlagen hinbekommen, wie ursprünglich beantragt“, sagte Rahn auf die Frage, warum er auf die drei weiteren Windkraftanlagen für Karben beharre. Aus der Verpachtung erhofft sich die Stadt zusätzliche Einnahmen. Die Strommühlen haben eine Nabenhöhe von 120 bis 150 Meter.
Antragsfrist läuft ab
In einem nördlichen Abschnitt bei Burg-Gräfenrode könne der Pflichtabstand von drei Kilometern zu Sendeanlagen der Deutschen Flugsicherung nicht eingehalten werden, hatten Experten gewarnt. Die Stadt Karben will ihr Vorranggebiet durch den Trick behalten, dass die Fläche neu zugeschnitten wird. Mit engeren Standorten für die Räder könne der Sicherheitsabstand eingehalten werden, sagen Fachleute aus dem Rathaus.
Rahn rechnet deshalb weiter mit „zwei bis drei“ Windkraftanlagen, betonte der Rathauschef. Ende letzter Woche endete die Antragsfrist beim Regionalverband für Änderungswünsche. Insgesamt will die Stadt Karben Platz für zehn Anlagen schaffen – bislang drehen sich im Windpark Kloppenheim schon vier Rotoren. Die Nachbarstadt Frankfurt will gleichzeitig zwei bis vier Windräder bei Nieder-Erlenbach errichten lassen. Sie liegen dicht an der Gemarkungsgrenze zu Karben.
Ebenfalls in dieser Nähe sollen zwei Anlagen stehen, die die Stadt Bad Homburg auf einem Feld jenseits der Umgehungsstraße zu errichten gedenkt. Auch aus Bad Homburg hat der Regionalverband dieser Tage Post bekommen.
Wenig Flächen geeignet
Karben selbst hat wenige geeignete Flächen, wenn man das Windaufkommen und einen Abstand von 1000 Metern zu Wohngebieten berücksichtigt. In Frage käme neben den Standorten Petterweil und Burg-Gräfenrode nur noch der Stadtwald.
Dieses Naherholungsgebiet für Klein- und Groß-Karben schließt der Bürgermeister aber aus. Rahn: „Wir kriegen unsere vom Land vorgeschriebenen zwei Prozent auch ohne Waldfläche hin.“
Kommenden Winter sollte der Bau der Windkraftanlagen schon beginnen. Der Regionalverband wird in seiner Sitzung in wenigen Wochen aber kaum auf Karbens Antrag eingehen können. „Angesichts hunderter Eingaben anderer Kommunen müssen wir uns noch einige weitere Monate gedulden“, ist sich Rahn bewusst. Bis aus derzeit vier Windrädern einmal zehn werden, dürfte Karben deshalb mindestens bis nächstes Jahr warten müssen.