Eine neue Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen startet am Donnerstag im Haus der Begegnung unter dem Dach der Bürgeraktive. Doch der Blick soll nicht nur um die Krise kreisen, sondern nach vorne gerichtet sein. Das Ziel und Motto lautet daher: „Lebensfreude wiederfinden“.
Bad Vilbel. Entspannt und optimistisch blickt Stephanie Hoffmann ihr Gegenüber an. Dabei ist das, worüber sie auch aus eigener Erfahrung erzählt, eine sehr ernste Angelegenheit. Seit sechs, sieben Jahren beschäftige sie sich mit dem Thema Depression. „Ich habe eine Gruppe gesucht, aber im Haus der Begegnung keine gefunden“. Kurzerhand gründete Hoffmann im April eine eigene, die sich jeden Mittwoch um 10 Uhr dort trifft.
Mitgefühl, Vertrauen
Nun möchte sie am 1. November eine weitere gründen. Viele Interessenten seien noch berufstätig, wünschten sich einen Abendtermin. Künftig können sie sich im Haus der Begegnung jeweils donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr treffen. Voraussetzung ist jedoch ein Vorgespräch mit Eva Raboldt, der Koordinatorin der Bürgeraktive. Sie spricht mit den Interessenten darüber, was eine Selbsthilfegruppe kann – und was nicht. Zum Beispiel eine Therapie ersetzen.
Als gelernte Kindergärtnerin habe sie schon Erfahrung im Umgang mit Teamgesprächen, sehe sich als Moderatorin der Gruppe, kündigt Hoffmann an. Auch Leute, die zunächst lieber erst einmal zuhören möchten, seien willkommen. Durch die Erzählungen der anderen fänden sich dann bald Gemeinsamkeiten, die aus dem Schneckenhaus herauslockten, ist sie sich sicher. Mitgefühl ist ihr wichtig, damit Offenheit und Vertrauen entstehen.
Der Grübelstopp
Oft, so Hoffmann, gehe Depression auch mit anderen Begleiterscheinungen einher: Isolation, Melancholie, Burnout, oder wie bei ihr selbst: Angst. Aber diese Probleme sollen nicht den Blick nach vorne verstellen, findet die Gruppengründerin. In den Gesprächen könnten sich die Teilnehmer austauschen über eigene Erfahrungen mit Ärzten, Medikamenten und Therapien. Doch am Ende jedes Treffens will sie auch in der neuen Gruppe fragen: „Was war Euer Glücksmoment in den vergangenen drei Tagen?“ „Was kann ich tun, damit es mir besser geht?“ – das ist Hoffmanns eigentliches Anliegen.
„Glück ist wieder lernbar“, betont sie. Als es ihr schlecht ging, habe sie Kraft geschöpft aus dem Humor des Mediziners und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen. Aber auch aus den Erfahrungen der Teilnehmer könne sich eine Sammlung hilfreicher Tricks ergeben, Alltagskniffe, wie der „Grübelstopp“, so Hoffmann. In ihrer ersten Gruppe hat das schon gefruchtet, freut sie sich. Eine Teilnehmerin sei wieder ins Berufsleben zurückgekehrt, auch im familiären Umfeld hätten sich Konflikte entspannt.
Anmeldung und Auskünfte zur Selbsthilfegruppe bei Eva Raboldt, Tel. (0 61 01) 13 84.