Karben. Tische und Bänke waren auf der Wiese vor dem Naturfreundehaus aufgestellt. Auf dem Grill brutzelten schon die Bratwürste und Schnitzel – und fast herrschte Feiertagslaune. Doch das rote Transparent hinter dem Rednerpult erinnerte daran, worum es an diesem schönen Maiensonntag gehen sollte. „Der 1. Mai ist unser Fest der Solidarität und der einzige Feiertag, der sich ganz und gar mit dem Alltag derjenigen beschäftigt, die hart für ihr Geld arbeiten müssen“, sagte Bernd Benölken, Vorsitzender des DGB-Ortsverbandes.
Für diese Menschen trete der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seinen Forderungen am 1. Mai ein: Gute Arbeit, faire Löhne und soziale Sicherheit für alle! Benölken nannte auch Zahlen: Im Niedriglohnsektor arbeiteten zwei Millionen Menschen für Löhne unter fünf Euro die Stunde. Das seien Hungerlöhne. „Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer“, mahnte Benölken. Deutschland sei in eine Schieflage geraten. Benölken begrüßte einige Gäste, zu denen auch Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) gehörte.
Dass Axel Gerntke verantwortlich für die Abteilung Sozialpolitik arbeitet, merkte man seiner Rede an. Er legte einen Schwerpunkt auf die Entwicklung im Arbeitsmarkt, den Niedriglohnsektor und die Angriffe auf den Kündigungsschutz. So prangerte Gerntke an, dass immer mehr Menschen in ungeschützten Arbeitsverhältnissen ihr Geld verdienten. Er rechnete vor, dass die Arbeitnehmer alle Lasten der Wirtschaftskrise tragen müssten, trotz des Wirtschaftsaufschwunges.
Mit Gerntkes Rede zog ein kämpferischer Ton in die 1. Mai-Kundgebung ein. Dass dies erwartet wird, zeigte der viele Beifall. Und auch seine deutliche Kritik an der Ära von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde mit Händeklatschen und Kopfnicken bestätigt. „Müntefering hat uns die Rente mit 67 Jahren gebracht“, sagte Gerntke. Er versprach, dass die Gewerkschaft nicht locker lassen werde im Kampf gegen dieses „Schandgesetz“. (ado)