Bad Vilbel. Behutsam macht sich Peter Stein im Stadtwald mit dem Schweißbrenner an einem Gasrohr zu schaffen, fixiert eine Kunststoff-Isolierfolie. Der Spezialist einer Saarbrückener Rohrverlegungsfirma weiß genau, was zu tun ist, zumal die auf 1,2 Kilometer zu verlegenden Rohre noch nicht in 1,20 Meter Tiefe liegen. Zwischen der Gemarkungsgrenze zu Bergen-Enkheim und der Stadtwerke-Station am Erzweg ersetzt die Mainova ihre Leitungen.
Entlang des Erzweges liegen hunderte Meter lange Rohrtrassen am Wegesrand. Nach Weihnachten soll darin russisches Erdgas an die Stadtwerke weitergeleitet werden. Die Mainova fungiert dabei als Zulieferer. Die 45 Jahre alte Leitung werde nicht wegen eines Schadensfalles, sondern aus Altersgründen ausgetauscht, betont Rohrnetzmeister Heinz-Werner Zeller.
Eine erste Trasse von 400 Metern ist bereits in der Erde. Wenn die Passanten davon wenig merken, so liegt dass an der Spülbohr-Technik, mit der die Rohre quasi in Maulwurf-Manier verlegt werden. Der Spülkopf ist eine Fräse, die sich unterirdisch ihren Weg bahnt, die Erde vor sich durch eine Lösung aus Wasser und Lehm durchdringt. Mit dieser Technik benötigt man nur wenige Bohrlöcher. Dort werden die zusammengeschweißten 16 Meter langen und 20 Zentimeter dicken Einzelrohre in den Boden geführt und hindurchgezogen. Das Verfahren wird auch bei Flussunterquerungen benutzt, erspart das Buddeln und Sichern langer Gräben.
Zu tun gibt es dennoch genug, denn für Gasleitungen gelten strenge Sicherheitsvorschriften. Die Stahlrohre sind durchgängig mit einer fünf Millimeter dicken Kunststoffschicht ummantelt, um Korrosion zu verhindern. Früher sei dafür Bitumen verwendet worden, erinnert sich Zeller. Bevor die Rohre versenkt werden, müssen sie auf ganzer Länge auf Dichtigkeit überprüft werden. Schon wenn ein Rohr auf einem Stein liege, könne die Schicht zerkratzt werden und Rost verursachen. Bei der Prüf-Begehung wird eine Spirale an den Rohren entlang gezogen, die „mit 20 000 Volt, aber wenig Ampere“ aufgeladen ist, erläutert Stein. Dabei ertönt ein Knistergeräusch. Wenn die Spirale jedoch Kontakt mit dem blanken Stahl hat, sprühen kleine Funken. Bevor später das Gas mit einem Druck von 28 bar durchgedrückt wird, spült die Mainova noch testhalber Wasser durch die Leitungen, um deren Dichtigkeit und Festigkeit zu kontrollieren. Wenn die neue Leitung verlegt sei, werde die alte vom Netz genommen, und es dauere acht Stunden, bis die neuen Rohre schließlich ans Netz gehen könnten, so Zeller. Die alten werden aus Kostengründen großteils im Waldboden liegengelassen. Doch mit der Verlegung hört die Arbeit für die Mainova-Mitarbeiter noch nicht auf. Regelmäßig kontrollieren sie die Gas-Trassen, denn im Gegensatz zu Wasserleitungen verrät dort kein Druckabfall eventuelle Lecks.
Das Netz habe eine Länge von zirka 900 Kilometern, dennoch müsse er bei einem Gas-Alarm in spätestens 15 Minuten an Ort und Stelle sein.