Sie wollen ihre Flinte nicht ins Korn werfen, ganz im Gegenteil: Die heimischen Jäger, Landwirte und Jagdgenossen steigen auf die Barrikaden und machen gemeinsam mit Waldbesitzern, Anglern und Naturfreunden gegen die geplante hessische Jagdverordnung mobil. Der Protest wird auch vom Deutschen Jagdverband (DJV) unterstützt.
Bad Vibel. „Wir wehren uns gegen eine bundesweit beispiellose Attacke auf das Jagdrecht, die Hege des Wildes und den Natur- und Artenschutz“, erklärt Jagdvereinsvorsitzender Karl-Heinz Reith aus Bad Vilbel. Der Jagdverordnungsentwurf des Wiesbadener Umweltministeriums sehe für Füchse, Rabenkrähen und Elstern bundesweit die kürzesten Jagdzeiten vor. „Allein der Fuchsbestand hat sich jedoch in Hessen aufgrund der Tollwutimpfung der Rotröcke in 30 Jahren auf rund 150000 Tiere verfünffacht“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Deshalb verbreiten sich Räude und Staupe rapide unter den Füchsen, auch der Fuchsbandwurm.
Und Karl-Heinz Reith warnt: „Wenn die Jagdzeit für Rabenkrähen und Elstern tatsächlich von rund sieben auf zweieinhalb Monate gekürzt wird, kommen wir dem ,Stummen Frühling’ ohne fröhliches Vogelgezwitscher ein ganzes Stück näher, denn in unserer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft haben die Rabenvögel beim Plündern von Singvogelnestern leichtes Spiel.“
Als bundesweit einzigartigen „ökologischen Schildbürgerstreich“ bezeichnet der Jagdvereinsvorsitzende die Absicht, die Jagdzeit für Graugänse zu streichen. „Denn von der Werra bis zum Rhein wachsen die Wildgänsebestände ständig an“, schildert Reith die Lage. „Ganze Gänsescharen verkoten Badeseen, Freibäder und Parks, verdrängen andere Wasservögel und fressen Getreidefelder kahl. Überdüngte Binnengewässer kippen in der Sommerhitze um.“ Wer angesichts dieser „Bestandsexplosion“ die Gänsejagd einschränkt, steuert nach Karl-Heinz Reith’s Worten „auf holländische Verhältnisse“ zu. Dort habe Anfang Juni die Vergasung von 400000 Wildgänsen in mobilen Gaskammern begonnen, berichtet der Jagdvereinsvorsitzende. „Die auf Kosten des Steuerzahlers vom Staat ersetzten Gänseschäden belaufen sich schon auf 16 Millionen Euro.“
Rehe und Hirsche dürfen in der Notzeit laut neuer Verordnung nur noch gefüttert werden, wenn der Schnee mindestens drei Wochen 60 Zentimeter hoch liegt oder länger als zwei Wochen stark vereist ist. „In dieser Zeit haben sich die ausgezehrten Tiere beim Scharren nach Futter die Füße blutig geschlagen und sind längst elend verhungert“, kritisiert Karl-Heinz Reith. Das Fazit des Bad Vilbelers: „Dieser Jagdverordnungsentwurf ist für das Wild und bedrohte Arten katastrophal, provoziert Wildschäden in Landwirtschaft und Forst und höhlt das hessische Jagdgesetz aus“, resümiert der Jagdvereinsvorsitzende.
Die Demonstration am Samstag, 26. September, beginnt um 11 Uhr am Wiesbadener Hauptbahnhof und endet mit einer Kundgebung an der hessischen Staatskanzlei. (sam)
Wer daran teilnehmen will, kann sich umgehend bei Karl-Heinz Reith unter der Rufnummer (06101) 41235 über eine Mitfahrgelegenheit informieren. Der Jagdverein St. Hubertus Bad Vilbel stellt einen Bus bereit.