Nidderau. Eine erfreuliche Wende scheint das neue Jahr für den Bewohner des Nidderauer Seniorenzentrums Kurt Dressler zu bringen. Die BVA hatte vor kurzem über sein Schicksal berichtet: Fast zwei Jahre nach einem Sturz vor seiner Haustür und den dadurch bedingten Operationen an seiner Hüfte hatte der 80-jährige Rentner das Bett im Seniorenheim in Nidderau hüten müssen, da er sich damals nur mit Gehhilfen und unter Schmerzen fortbewegen konnte.
„An der Pflege hier im Seniorenzentrum ist zwar nichts auszusetzen“, berichtet der Rentner stockend und leise, doch habe ihn die ihn in dieser Zeit behandelnde Ärztin im Stich gelassen. Auf die Frage, warum er seine Sorge nicht schon längst der Heimleitung geschildert habe, antwortete Dressler kleinlaut: „Die Frau hat mir einfach leid getan.“ Dafür hat er dann zwar all die Monate die Schmerzen mit seiner Hüfte geduldig ertragen, doch die Ärztin immer wieder aufgefordert, ihn doch noch einmal röntgen zu lassen. Er könne doch die Schmerzen nicht mehr aushalten.
„Der Mann ist unheilbar krank“, äußert die Ärztin Ellen W.. Mit dieser Diagnose wollte sich aber sein gelegentlicher Besucher Wolfgang B. nicht abfinden und drängte den Rentner schließlich Anfang des Jahres zum Arztwechsel. Und siehe da: Die neue Ärztin veranlasste sofort die von Dressler solang geforderte Röntgenuntersuchung. Am 29.Januar soll ein Facharzt seine Hüfte endlich noch einmal ansehen und eingehend untersuchen. „Jetzt fühle ich mich schon viel wohler“, strahlt Dressler.
„Grundsätzlich sind wir für die ärztliche Betreuung unser Bewohner nicht verantwortlich. Doch wenn wir mitbekommen, dass etwas nicht so läuft, wie es sein müsste, kümmern wir uns natürlich darum“, sagte der Geschäftsführer des Seniorenzentrums AGO Nidderau, Mathias Neumayer, und wehrt sich damit gegen den Vorwurf, dass Patienten in seinem Seniorenzentrum möglicherweise im Einzelfall nicht ausreichend versorgt würden. Schließlich hätten auch die alten Menschen das Recht auf freie Arztwahl. „Wir jedenfalls versuchen es, unseren Bewohner so angenehm wie möglich zu machen.“ Dazu gehörten Freizeitangebote wie auch die Absicht, den eigenen Willen der Bewohner so weit wie möglich zu berücksichtigen. „Denn die meisten unserer Bewohner sind geistig noch topfit“, sagt Stefan Baier, Leiter Pflege und Qualitätsmanagement des Seniorenzentrums. Und deshalb sei auch schon mal möglich, dass Senioren, die darauf bestehen, das gerade eben erst beschmutzte Kleidungsstück nicht sofort wechseln zu müssen, ihr Wille werde berücksichtigt. „Das hat mit Menschenwürde und Respekt vor den alten Leuten zu tun“, so Baier. Schließlich seien sie doch erwachsene Menschen. „Wichtig ist uns, dass unseren Bewohnern ein möglichst großes privates Umfeld mit größtmöglicher Selbstständigkeit geboten wird“, ergänzte die Leiterin sozialer Dienst des Zentrums, Monika Ripper.