Karben. Helmut Anhäuser steuert seinen blauen Jeep auf einen Feldweg an der L 3352 und bringt das Fahrzeug zum Stehen. Bevor er Richtung Landstraße geht, streift er sich die orangefarbene Warnweste über.
Dann geht er am Straßengraben entlang zu einem Leitpfosten, um daran den blauen Wildwarn-Reflektor zu montieren. „Um Petterweil gibt es pro Jahr rund drei bis fünf Unfälle mit Rehen, von denen wir Kenntnis haben“, sagt Anhäuser, der auf 40 Jahre Erfahrung als Jäger zurückblicken kann.
Bei den Wildunfällen mit größerem Wild handelt es sich überwiegend um Zusammenstöße mit Rehen. Hirsche gebe es hier keine, und Wildschweine tauchten in der Region nur sporadisch auf, so Anhäuser. Unfallschwerpunkte seien die Landstraßen aus Petterweil Richtung Burgholzhausen und Bad Homburg, sagt der Fachmann.
Um das Risiko nächtlicher Wildunfälle nun zu reduzieren, haben Jäger Helmut Anhäuser und seine Kollegen, die gemeinsam das Revier in Petterweil betreuen, den Beschluss für Wildwarn-Reflektoren getroffen. Zwar sei die Region um Karben herum kein Schwerpunkt mit Wildunfällen in der Wetterau, erklärt Jörg Reinemer, Sprecher der Polizeidirektion Wetterau. Der Schwerpunkt liege vielmehr in der waldreicheren Gegend um Butzbach und Büdingen, so Reinemer. Im gesamten Wetteraukreis verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr 779 Unfälle mit Wild. Das sei eine Zunahme von knapp 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für Karben und Bad Vilbel zusammen nennt Reinemer folgende Zahlen: 2008 gab es 34, 2009 gab es 40 und im Jahr 2010 verzeichnete die Polizei 56 Wildunfälle. Die Steigerung habe verschiedene Ursachen, „etwa mehr Straßenverkehr“, erklärt Reinemer.
Um Mensch und Tier vor der ungewollten Begegnung auf abendlichen Straßen zu schützen, haben die Petterweiler Jäger rund 50 Wildwarn-Reflektoren an den Leitpfosten angebracht. Auch in anderen Revieren würden solche Reflektoren angebracht, sagt Anhäuser. Diese sollen die Rehe vom Überqueren der Straße abhalten, wenn ein Auto kommt.
„Das von den Autoscheinwerfern ausgestrahlte Licht fällt auf die Reflektoren und wird von diesen im rechten Winkel als blaues Licht bis zu 100 Meter in Richtung Feld geworfen“, erklärt Anhäuser. Das soll die Tiere irritieren und vom Überqueren der Straße abhalten. Versuche hätten gezeigt, dass Rehe blaues Licht gut wahrnehmen können, rotes Licht hingegen könnten sie kaum erkennen.
Der Schutz von Menschen und Tieren vor Unfällen liegt allein schon deshalb im Interesse der Jäger, weil diese bei einem Unfall meist von der Polizei gerufen werden. „Wenn das Reh angefahren und verletzt wurde, müssen wir es suchen“, sagt Anhäuser. Gemeinsam mit einem Kollegen und dessen Jagdhund muss er mitunter auch mitten in der Nacht raus, um das verletzte, flüchtende Reh zu finden und mit einem Schuss von seinen Leiden zu erlösen.
Wenn das Reh bei dem Zusammenprall mit dem PKW gleich getötet wurde, so müssen Anhäuser und Kollegen das tote Tier von der Fahrbahn oder aus dem Straßengraben entfernen. „In Dunkelheit und bei der Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf Landstraßen ist das mitunter ein gefährliches Tun“, sagt Anhäuser aus Erfahrung.
Auch beim Anbringen des blauen Wildwarn-Reflektoren muss der Petterweiler an der Straße Vorsicht walten lassen. Der Leitpfosten steht unmittelbar am Fahrbahnrand, und die Autofahrer rasen teilweise mit deutlich mehr als den erlaubten 70 Stundenkilometern vorbei. Anhäuser und seine Kollegen hoffen nun, mit den Reflektoren Mensch und Tier vor Unfällen besser zu schützen.