Was als Aprilscherz 2011 der FNP begann, geht jetzt in die heiße Phase. Vor einer Hessentagsbewerbung will die Stadt Bad Vilbel die Bürger für die Idee gewinnen. Ohne ein Wir-Gefühl als Gastgeberkommune gehe nichts. In einer offenen Projektwerkstatt soll zunächst erörtert werden, welche Chancen für die Infrastruktur und welche Herausforderungen im Hessentag liegen.
Bad Vilbel. Es sei eine spannende Frage für jede Stadt, ob sie den Hessentag ausrichten könne, befand Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) – „und 2015 könnten die Rahmendaten in Bad Vilbel so sein, dass dies möglich wäre.“ Seit zwei Monaten befasst man sich im Rathaus mit dem Thema. Ende Dezember hatte der Hessentagsbeauftragte der Staatskanzlei, Heinrich Kaletsch, vor Ort signalisiert, die räumlichen Voraussetzungen dafür stimmten. Im Rathaus lotet ein Projektteam mit Stöhr, Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann, seiner Vize Maria Ochs und Hauptamtsleiter Walter Lassek das weitere Procedere aus. Ihm sei es dabei als Bürgermeister wichtig, „eine ganz breite Diskussion anzustoßen“, betonte Stöhr.
Entscheidend sei es, ein „Wir-Gefühl“ in der Stadt zu erreichen, ergänzte Kunzmann, „um Tiefs und Hochs gemeinsam zu stemmen“. Man müsse die Bürger ernst nehmen, im Dialog klären, was von einem Hessentag erwartet werde, aber auch: „Wie hält man den Laden am Laufen“ während der zu erwartenden Besucherströme von einer Million Menschen.
Bürger als Experten
Eine Volksabstimmung über das Vorhaben gebe es nicht, dazu fehle die Zeit, so Kunzmann. Schließlich werde schon Anfang Juni beim Hessentag in Wetzlar der Ausrichter für 2015 gekürt. In der knappen Frist bis Frühjahr setzt die Stadt auf die Mitarbeit von Bürgern und Vereinen. 2000 Ehrenamtliche hätten am Hessentag in Oberursel mitgewirkt, so Stöhr. Bereits am 8. Februar soll ab 19 Uhr im Kurhaus in Arbeitsgruppen diskutiert werden – beraten vom Bürgermeister der Hessentagsstadt 2010, Stadtallendorf. In der Projektwerkstatt sollen sich die Bad Vilbeler im Februar und März „als Experten in eigener Angelegenheit äußern“, so Stöhr. In Arbeitsgruppen sollen die Bürger formulieren, welches die Schwerpunkte beim Aufhübschen der Stadt sein sollen, wie sie nachhaltige Vorteile erlangen kann, aber auch, was es an Befürchtungen gibt. Daraus soll sich ein Stimmungsbild ergeben für jene, die zu entscheiden haben: die Stadtverordneten.
Stöhr und Kunzmann nannten auch erste Details einer möglichen Planung. So sei das Jahr 2015 ideal, weil mit der dann fertiggestellten Unterführung am Nordbahnhof der Quellenpark als Veranstaltungsfläche erschlossen sei. Auch die Neue Mitte und die Mediathek seien schon 2013 fertig. Es werde vielleicht nur ein Viertel der 80-Hektar-Fläche benötigt.
Doch ein Hessentag liege immer in der Stadtmitte, vom Marktgelände bis zum Südbahnhof, wo Besucher zum Nordbahnhof pendeln könnten. Vieles spreche dafür, dass die Frankfurter Straße während der Veranstaltung zur Fußgängerzone werde, so Stöhr. Er sieht im Hessentag die Chance, zwei Vorhaben durch Landesgelder schneller voranzubringen: den Umbau des Kurhauses und des Nordbahnhofsumfeldes inklusive der maroden Dieselstraße.
Der Hessentag sei nach den Erfahrungen anderer Kommunen „im Saldo durchweg positiv“, erläuterte Kunzmann. Zwar wiesen die Veranstaltungen ein leichtes Defizit auf, dagegen müssten aber die Fördermaßnahmen gerechnet werden. Maria Ochs: „Wir wollen ins Gespräch kommen und den Leuten klarmachen: 2015 ist jetzt!“