Bad Vilbel. Der Schweiß rinnt den Sportlern in Bächen von der Stirn. Die Judoka des HTG Bad Homburg üben das Fallen; es knallt jedes Mal laut, wenn einer auf die Matte fällt. Einer von ihnen ist der Gronauer Ralf Großmann. Nach 25 Jahren Pause und nur drei Monaten Training nahm der 53-Jährige vor kurzem an der Judo-Weltmeisterschaft Ü 30 in Frankfurt teil und schaffte einen fünften Platz.
Kampfgeist erwachte
„Es war ein überwältigendes Gefühl, in der Halle zu stehen und zu wissen, dass man an einer Weltmeisterschaft teilnimmt“, erzählt Großmann begeistert, der den schwarzen Gürtel als 1. Dan trägt. „Es ist eine einmalige Chance, an einer WM teilzunehmen, die direkt vor der Haustür stattfindet. Wann hat man das schon“, meint er. Sein Traum hatte sich für Ralf Großmann, der keine Qualifikation benötigte, mit der Teilnahme bereits erfüllt, aber dann erwachte in Frankfurt der Kampfgeist in ihm und er wollte mehr.
Während der dreimonatigen Vorbereitungszeit hatte der Gronauer, der in der Klasse M 5 plus 100 Kilogramm antrat, einen straffen Trainingsplan: Vier Mal in der Woche Judotraining, tägliches Kraft- und Ausdauertraining verhalfen ihm zu seiner Fitness.
Als erstes kämpfte Großmann gegen den Italiener Guiseppe Marci. Von der Umgebung hat Großmann nicht viel mitbekommen. „Ich war wie in Trance. Alles, was ich mir vorgenommen hatte, welche Würfe ich machen wollte, war alles weg.“ 14 Sekunden vor Schluss beging der Italiener einen technischen Fehler, der von der Jury mit Disqualifikation abgestraft wurde. „Ich habe Glück, dass mein Verein fit im Regelwerk ist. Der Griff des Italieners ist erst seit einem Jahr verboten“, so Großmann.
Ebenfalls einen technischen Fehler beging sein nächster Gegner Metin Hacimustafaoglu (Türkei) nach 18 Sekunden Kampfzeit. Großmann ging als Sieger ins Semifinale und „da habe ich mir Medaillenchancen ausgerechnet“.
Sein nächster Gegner war der Ungar Laszlo Tamas, der spätere Weltmeister. „Gegen den hatte ich keine Chance.“ Nach 21 Sekunden lag Großmann auf der Matte.
Nun stand der Kampf um Platz drei gegen den Brasilianer Peterson Campos an, der über die Regelzeit von drei Minuten ging. Für Großmann zeigte sich, dass drei Monate Vorbereitung zu wenig war. Der Sieg ging an den Brasilianer. „Im ersten Moment habe ich mich geärgert, so knapp eine Medaille verpasst zu haben, aber ich habe ja mehr erreicht, als ich vorhatte“, gibt sich der zwei Meter große Gronauer mit dem fünften Platz dann doch zufrieden.
Die Krönung für den 53-Jährigen, der auch schottischer Whisky-Botschafter ist, wäre bei den Meisterschaften in Schottland der Titel.