150 Klienten hat Suchtberater Lutz Illhardt 2016 in Bad Vilbel und Karben beraten. Meist ging es um Alkohol- oder Cannabiskonsum. Die Szene ist ruhiger geworden, bei öffentlichen Veranstaltungen gibt es keine Probleme mehr. Dafür berichtet Illhardt von Suchtkarrieren, die schon mit zwölf Jahren heimlich beginnen. Und es zeigt sich: Es gibt auffällig viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit Drogenproblemen.
Bad Vilbel/Karben. Zu seinem Klientel hat Suchtberater Lutz Illhardt mitunter ein schon sehr vertrauensvolles Verhältnis. Manchmal reicht schon ein Gespräch, im Schnitt führt er allerdings drei bis 14 Gespräche. Aber es gibt auch Betroffene, die nur wenige soziale Kontakte haben und ihn schon mal über fünf Jahre hinweg aufsuchen für Tipps und eine „Ansprache“, erzählt er bei der Vorstellung des Jahresberichtes im Karbener Rathaus.
An seinen drei Arbeitstagen in Bad Vilbel und zwei in Karben hat Illhardt im vergangenen Jahr insgesamt 616 Beratungsgespräche geführt. Dazu kamen 84 Klienten aus Bad Vilbel und 66 aus Karben. Die Bad Vilbeler hatten dabei einen deutlich größeren Gesprächsbedarf mit 373 Stunden, die Karbener kamen nur auf 243 Stunden. Das liege daran, dass die Bad Vilbeler „anhänglicher“ seien, sagt Lutz Illhardt salopp.
Eltern aufgeschreckt
Es handelt sich dabei um Personen, die schon längere Zeit betreut werden. Unter den Klienten sind bereits 14-Jährige, da seien oft die Eltern mit zum Gespräch gekommen, weil sie vom Cannabis-Konsum ihrer Kinder aufgeschreckt worden sind, berichtet der Suchtexperte. Neun Prozent sind Angehörige, insgesamt 19 Personen. Das sei aber nur ein erstes Schnuppern. Etwas anders sieht es bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus, die für den hohen Anteil der insgesamt 19 15- bis 17-Jährigen verantwortlich sind. Sie seien bereits mit Drogenproblemen gekommen, so Illhardt.
Auch verbrächten sie die Freizeit nicht in Bad Vilbel oder Karben, sondern oft in Frankfurt. Dass es so viele seien, liege aber auch daran, dass die Betreuer in den Unterkünften sehr sensibel auf solche Dinge achteten.
Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) beunruhigen die Zahlen, er findet, gerade junge Flüchtlinge sollten abseits von den Versuchungen der Großstädte untergebracht werden.
Probleme mit Alkohol bilden weiterhin mit 62 Personen die größte Gruppe der Ratsuchenden. Cannabis-Probleme haben 60 Personen. Opiate wie Heroin spielen keine Rolle, die wenigen Betroffenen sind Ex-Heroinabhängige im Methadon-Programm. Doch es gibt schon Zwölfjährige, die mit Cannabis anfangen. Meist im Geheimen, so Illhardt, das komme erst später heraus, wenn sie mit 16 schon mitten in der Drogenkarriere steckten.
Prävention läuft gut
Aber es gibt auch Erfolge: 38 Prozent derjenigen, bei denen 2016 die Beratung endete, waren abstinent, bei 44 Prozent habe sich die Situation verbessert, nur bei drei Prozent trat eine Verschlechterung ein. Noch besser lief es bei der Prävention, für die Illhardt regelmäßig in Schulen, aber auch bei Festen unterwegs ist. Dort sei es „seit Jahren immer ruhiger“, es gebe keine Alkoholexzesse mehr. Übrigens sei der durchschnittliche Süchtige nicht von Armut bedroht, sondern suche Hilfe, gerade, um seine Arbeit zu behalten.