Bad Vilbel. Vom 5. bis 14. Juni 2020 wird in Bad Vilbel einiges anders laufen als gewohnt. Dafür aber kann die Stadt nach Auffassung des Hessentagsbeauftragten Claus-Günther Kunzmann mit einem nachhaltigen positiven Impuls rechnen. Das versuchten Kunzmann und weitere Vertreter der Stadt den rund 150 Anwesenden in der Bürgerversammlung vorige Woche zu vermitteln.
Wer kurz vor, während und kurz nach den zehn Festival-Tagen zur Arbeit, zur Schule oder aus anderen Gründen in der Stadt unterwegs ist, wird sich umstellen müssen. »Der Hessentag ist für die ausrichtende Stadt immer Ausnahmezustand. Dafür gehe es nur um wenige Tage«, schenkte Kunzmann dem Publikum reinen Wein ein. Eine Frau hatte zuvor gefragt, wie ihr Sohn denn während des Festes quer durch die Stadt zu seiner Schule in Dortelweil kommen soll. Wie Kunzmann betonte, gehe es um insgesamt fünf Tage, in denen die meisten Bürger betroffen seien. Der Rest falle auf das Wochenende oder Fronleichnam.
7000 GÄSTE PRO STUNDE: Erschrocken hatte sich die Bürgerin – wie viele andere auch – als sie vom Ausmaß der verkehrlichen Einschränkungen erfuhr. Denn derzeit wird etwa diskutiert, ob der Südbahnhof während des Festes überhaupt angefahren wird. Laut Verkehrsplaner Michael Dinter vom Architektenbüro Albert Speer und Partner hat die Bahn Sicherheitsbedenken. Denn Menschenmassen vertrage der hölzerne Übergang über die Gleise nicht. Und in Spitzenzeiten werden 7000 Gäste pro Stunde erwartet. Dass die meisten mit Bahn oder Bus anreisen, ist gewollt.
Doch auch für die Busse gibt es Einschränkungen. So wird nur die 61er-Vilbus-Linie eine Innenstadtschleife fahren. Die anderen Linien kommen nicht durch den Stadtkern, die Dortelweiler Linie etwa soll am Einkaufszentrum in der Nähe des Bahnhofs enden, der Zentrale Busbahnhof kann nicht benutzt werden. Er dient als Einfalltor für die Besucher des Hessentags. Der Gronauer Bus wird an der Lehmkaute enden; für die Massenheimer und die Heilsberger Linie ist in der Kasseler oder in der Frankfurter Straße am Biwer-Kreisel Schluss.
Diese beiden Straßen, die L3008 (Büdinger Straße), Teile der Friedberger Straße und weitere Bereiche der Innenstadt sind während des Hessentags nicht befahrbar. Spezielle Zufahrtberechtigungen für Anwohner beziehungsweise Ausweichparkplätze würden noch erörtert, führte Dinter aus.
Ebenso noch nicht endgültig abgeschlossen sind die Flächenplanungen, erläuterte Kunzmann. Doch zeichnet sich ein Band vom Dottenfelderhof bis zum Kurpark ab. Außerhalb befinden sich die Flächen für Sport und Vereidigung von Polizeibeamten sowie die Hessentagsarena mit einem Fassungsvermögen von 20 000 Menschen.
SHUTTLEBUSSE VERKEHREN: In unmittelbarer Nähe davon ist auch der größte von drei Parkplätzen geplant, der 5200 Autos aufnehmen soll. Weitere Parkplätze gibt es in Richtung Gronau mit 3000 Stellflächen und nördlich der Stadtwerke in Dortelweil mit 1800 Plätzen. Alle Parkplätze werden mit Shuttlebussen angebunden. Hinzukommen sollen 7000 bis 8000 Stellplätze für Fahrräder auf dem Hessentagsgelände.
Am bequemsten haben es Besucher, die mit der Bahn anreisen. Auf einem Rundweg können sie vom Bahnhof das gesamte Hessentagsgelände abmarschieren und landen am Ende wieder am Bahnhof. Die Erweiterung der Bahnstrecke um zwei Gleise soll in dieser Zeit ruhen, schilderte Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU). Außer den S-Bahnen sollen auch die Regionalbahnen und die Regional-Expresszüge vermehrt Stopps in Bad Vilbel einlegen. Zudem werden die Züge auf maximale Länge ausgedehnt, um die Fahrgäste aufnehmen zu können.
Keinen Hehl machen die Anwesenden daraus, dass die Bad Vilbeler während der zehn Tage mit Einschränkungen rechnen müssen. Die Entbehrungen für die Vilbeler sollen sich aber lohnen. So zählte Kunzmann eine Reihe von Projekten auf, für die die Stadt nun Förderungen erhalte. »Wir werden auch einmal durch ein Tal der Tränen gehen. Doch die Stadt erhält dafür Impulse auf Jahre hinaus«, verspricht Kunzmann.
Die ganze Stadt im Wandel
Viele zentrale Bauprojekte werden realisiert
Zahlreiche Projekte sollen mit Förderungen des Landes Hessen zum oder nach dem Hessentag realisiert werden. Hier eine Auswahl:
Das Kurhaus wird saniert und um die Stadthalle erweitert. Ebenso soll im Kurpark ein Hotel entstehen.
Das Förderprogramm »Aktive Kernbereiche« wird genutzt, um Fassaden und Straßen in der Innenstadt aufzuhübschen.
Die Frankfurter Straße in der Innenstadt erhält eine neue Pflasterung.
Die Altstadt rund um das Alte Rathaus erhält ein Platz- und Beleuchtungskonzept. Die seit Kurzem angestrahlte Stadthaus-Fassade wird saniert. Weitere Plätze entstehen am Grünen Weg und in der Baugasse.
Der Kurpark wird zwischen Kurhaus und Ehrenmal dem ursprünglichen Entwurf von Philipp Siesmayer angenähert. Ein Pflanzgarten im Berkersheimer Weg erinnert an Siesmayers Baumschule in diesem Gebiet.
Der Burggraben und die Zehntscheune werden modernisiert und umgebaut.
Der stadtseitige Radweg entlang der Nidda zwischen Marktplatz und Kasseler Straße wird ausgebaut.
Eine neue Route soll den Niddaradweg mit der Hohen Straße verbinden.
Ein zwölf Kilometer langer Wanderrundweg führt vom Stadtzentrum durch den Stadtwald und über Streuobstwiesen.
Ein Wasserspielplatz entsteht in der Nähe des Radiosenders FFH. Hinzukommen sollen ein Kneipp-Areal, ein Barfußpfad und ein Kräutergarten. Im Burgpark soll ein botanischer Garten entstehen.
Das Areal rund um den Lohgerberbrunnen wird attraktiver gestaltet.
W Streuobstwiesen werden durch 3400 neue Bäume aufgeforstet. Die Bäume können aber auch von Privatpersonen für den heimischen Garten bestellt werden. (kop)