Bad Vilbel. Mit der Komödie „Kalender Boys“ haben die Burgfestspiele am Freitagabend für diese Saison volle Fahrt aufgenommen: Damit hat nun auch die letzte der fünf Eigenproduktionen auf der Hauptbühne die Premiere erlebt.
Zur großen Schadenfreude des Publikums geben sich sechs wackere Feuerwehrleute auch selbst immer eins „voll aufs Aua“, wie Brandmeister Peter sich beklagt. Der Anlass für das Wehklagen: Bereits zum zweiten Mal ist den Jungs ihre Fahrzeughalle abgebrannt. Nun muss das Dilemma aufgearbeitet werden – materiell und moralisch.
Geradezu prädestiniert für einen schwül-heißen Sommerabend erwiesen sich die „Kalender Boys“ mit einer nicht sehr anspruchsvollen Handlung, aber mit vielen eindeutig zweideutigen Anmerkungen, Witzen, Slapstick-Szenen und ironischen Details.
Christian H. Voss, der die Regie erst zwei Wochen vor der Premiere übernommen hat, und das Ensemble bescherten den Besuchern eine leichte Sommerunterhaltung, die mit lautem Gelächter und viel Applaus goutiert wurde.
„Ohne uns wird’s brenzlig. Mit uns noch brenzliger!“, rufen sich die Brandschützer ihre Witze in Erinnerung. Über die sie nach dem Fiasko mit der abgebrannten Halle nicht mehr lachen können. Da präsentiert der aus dem Osten Deutschlands stammende Silvio den deprimierten Kameraden per Laptop einen Kalender – mit nackten Fire-Fighters aus England.
So wird die Idee geboren, sich selbst für einen Kalender in verführerischen Posen ablichten zu lassen. „Säx sälls“, sächselt Silvio. Und obwohl zunächst keiner damit so richtig einverstanden ist, stimmen doch alle zu. Ein anderer Ausweg zu Geld zu kommen und das ramponierte Image aufzubessern, ist nicht in Sicht.
Wie für eine Komödie nicht anders zu erwarten, entpuppt sich der für diese Aktion benötigte Profi-Fotograf als Fotografin. Die schwört zwar, dass sie die Angelegenheit rein professionell und künstlerisch sehe. Wenn sie „Körper, Licht und eine Umgebung in ein Spannungsverhältnis“ bringe, dann habe sie nur Augen für dieses Spannungsverhältnis – alles andere sei für sie quasi unsichtbar. Die Vorstellung, ausgerechnet vor einer jungen Frau die Hüllen fallen zu lassen, stellt die biederen Kleinstadtbürger vor ein zusätzliches Problem. Je konkreter die Überlegungen werden, worauf denn zu achten ist, sich vorteilhaft im Adamskostüm ablichten zu lassen, umso kleinlauter fallen die Diskussionen aus.
Da werden Fragen nach den „Defiziten unterhalb und oberhalb der Gürtellinie“ erörtert. Ob sich diese gegeneinander aufheben. Ob niedlich gleich sexy ist – oder umgekehrt. Ob eine Körperenthaarung besser mit Heiß- oder mit Kaltwachs zu bewerkstelligen ist. Ob „storchige“ Beine trotzdem drahtig und sportlich wirken oder spillerig und steif – das sind Themen, die die sechs Retter in der Not nun plötzlich in fast schon existenzielle Nöte versetzen. Sie geben sich in vielerlei Hinsicht Blößen – lange bevor sie tatsächlich die äußeren Hüllen für das Foto-Shooting fallen lassen.
Teilweise scheint das Publikum richtig mitzuleiden, wenn die überforderten Protagonisten ihre Ängste mal laut empört, mal kleinmütig leise äußern. Natürlich geht alles gut, den Brandschützern gerät ihr Mut zur Blamage zu einer Stärke und ein Happy-End gibt es auch in dieser Komödie, die sich am Schluss selbst als „eine Art Märchen“ verstanden wissen möchte.
Heinz Harth ist der zwischen bauernschlau und Angst vor dem eigenen Image schwankende Brandmeister Peter, Jan Käfer sein rebellierender Sohn. Thomas Kornack verdeutlicht, wie er als Inhaber eines „Schuh-Paradieses“ mit seiner „Niedlich-Masche“ einen Schlag bei Frauen hat, der schlaksige Dennis Laubenthal gibt den braven Familienvater, Jens Wachholz – mit genialen Pollundern bekleidet – spielt den über jeden Ossi-Spott erhabenen Silvio. Cyrus Rahbar mimt als Postler Rudi überzeugend den teils nervigen teils liebenswürdigen Dorfdeppen, während Anna Eger die taffe Fotografin spielt, die bei einem ihrer Modelle dann doch schwach wird.
„Kalender Boys“ steht vom 19. bis 21. Juli jeweils 20.15 Uhr sowie mit weiteren Vorstellungen im August auf dem Spielplan. Eintrittskarten kosten zwischen 12 und 35 Euro; alle Termine und Tickets gibt es im Internet unter www.kultur-bad-vilbel.de oder unter der Telefonnummer (0 61 01) 55 94 55.